Diese Forscher weisen den Weg in der Medizin

Das Grippevirus austricksen, Naselflügel im Labor züchten, Drogensucht mit Stromstössen behandeln: Zum 25. Mal hat der Pharmakonzern Pfizer herausragende junge Wissenschaftler der Schweiz mit dem Forschungspreis ausgezeichnet.

, 28. Januar 2016 um 15:15
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Talente: Die Gewinner des Pfizer-Forschungspreises an der Feier in Zürich. (Bild: PD)
Preissegen für 12 junge Forscherinnen und 14 Forscher aus der ganzen Schweiz: Sie wurden am Abend des 28. Januar 2016 an einer Feier in Zürich für ihre wissenschaftlichen Arbeiten mit dem Pfizer-Forschungspreis geehrt. Erstmals wurden Projekte im Fachbereich Pädiatrie prämiert. 
Der Preis ist mit 195'000 Franken dotiert und gehört zu den wichtigsten Ehrungen für Wissenschaftler unter 45 Jahren in der Schweiz. Insgesamt wurden in den letzen 25 Jahren 283 Forscher der Medizin mit einer Preissumme von 5,5 Millionen Franken gekürt. 

Die Preisträger 2016 und ihre Projekte: 

Stefanie Aeschbacher und Philipp Krisai, Universitätsspital Basel: Die beiden sind der gemeinsamen Ursache von Diabetes und Bluthochdruck auf der Spur. Sie haben herausgefunden, dass das Eiweiss GLP-1 das Bindeglied zwischen Bluthochdruck und Diabetes sein könnte. 
Indranil Banerjee und Yohei Yamauchi, ETH Zürich; Yasuyuki Miyake, Friedrich Miescher Institut Basel: Die Forscher sind einem neuen Grippemedikament auf der Spur. Sie entdeckten einen Mechanismus, mit dem man die Vermehrung des Grippevirus im Körper austricksen könnte. 
Laura Codarri und Felix Jerg Hartmann, Universität Zürich: Die Forscher haben neue Angriffspunkte für Medikamente gegen Multiple Sklerose entdeckt. Sie erforschen die Wirkung der von Immunzellen hergestellten Substanz GM-CSF, die vermutlich zum Ausbruch der Entzündung führt. Medikamente, die GM-CSF blockieren, sollen den Ausbruch hinauszögern oder sogar verhindern. 
Marie-May Coissieux, Friedrich Miescher Institut Basel; Kirsten Mertz, Kantonsspital Baselland: Die Forscherinnen zeigten auf, wie sich das Therapie-Risiko bei Brustkrebs verringern lässt. So sollte eine Anti-CCL2-Therapie sehr vorsichtig und nur unter bestimmten Umständen eingesetzt werden, weil sich nach dem Absetzen viele Metastasten bilden können. 
Meaghan Creed, Vincent Pascoli, Universität Genf: Die beiden erforschen neue Wege, Drogensucht mit Stromstössen über einen eingepflanzten Schrittmacher zu behandeln. Bei Mäusen funktionierts: In ihrem Gehirn normalisierten sich die Signalkreise, die das Verlangen nach der Droge hervorgerufen hatten. 
Diletta Di Mitri und Alberto Toso, Institute of Oncology Research, Bellinzona: Sie haben herausgefunden, dass Immunzellen Tumorzellen davon abhalten können zu wachsen. Aufgrund ihrer Erkenntnisse könnte Prostatakrebs künftig mit einer neuen Therapie behandelt werden, die das Tumorwachstum eindämmt. 
Vincent Forster, ETH Zürich: Der Forscher hat eine neue Peritoneal-Dialyseflüssigkeit entwickelt, mit der sich bei einer Blutvergiftung mehr Schadstoffe schneller entfernen lassen als bisher. Die Flüssigkeit enthält Liposomen, die wie eine Müllabfuhr arbeiten, also Giftstoffe einsammeln und entsorgen.  
Ilario Fulco, Universitätsspital Basel: Bei einer Operation von weissem Hautkrebs müssen zuweilen grosse Bereiche des Nasenflügels entfernt werden. Nun konnte der Knorpel im Labor gezüchtet werden und zum ersten Mal fünf Patienten erfolgreich behandelt werden.
Eva Sabrina Gollwitzer, CHUV Lausanne: An Mäusen zeigte sich, dass die ersten zwei Wochen nach der Geburt darüber entscheiden, warum manche Kinder Asthma bekommen und andere nicht. Die Wissenschaftlerin entwickelt nun einen Bakteriencocktail zur Vorbeugung von Asthma, der ähnlich wie eine Impfung funktionieren könnte. 
Corinne Jotterand Chaparro, Marie-Hélène Perez und David Longchamp, CHUF Lausanne: Die Wissenschaftler haben eine Methode entwickelt, mit der sie den Eiweiss- und Kalorienbedarf von kranken Kindern exakt ermitteln konnten. Dies könnte Kindern auf der Intensivstation das Leben retten. 
Moana Mika, Universität Bern; Insa Korten, Inselspital Bern: Mit Nasenabstrichen von Kleinkindern haben die Forscherinnen das Verständnis über die schützenden Keime in den Atemwegen erhöht. Ihre Forschung könnte die Grundlage für eine neue Asthmatherapie sein, etwa Inhalationen mit einem «gesunden» Bakterien-Cocktail.
Thomas Nevian und Mirko Santello, Universität Bern: Die beiden haben einen Mechanismus im Gehirn von Mäusen entdeckt, der erklären kann, warum Schmerzen chronisch werden. Die Ergebnisse könnten eine wirksame Therapie für Patienten mit chronischen Schmerzen ermöglichen. 
Lana Rizk, Universität Genf; Pierre Nicolo und Adrian Guggisberg, HUG: In einer Studie mit 42 Schlaganfall-Patienten fanden die Forscher heraus, wie der Austausch von elektrischen Signalen zur Reparatur des Gehirns beiträgt. Die Erkenntnisse könnten zu neuen Therapien führen, bei denen gezielt in die elektrischen Signale im Gehirn eingegriffen wird. 

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