Ergänzung vom 30. März 2020
Eine neue im «Nature» publizierte Studie kommt zu einem eindeutigem Schluss: Es sei nicht wahrscheinlich, «dass SARS-CoV-2 durch Labormanipulation eines verwandten SARS-CoV-ähnlichen Coronavirus entstanden ist.» Und weiter: «Unsere Analysen zeigen deutlich, dass SARS-CoV-2 kein Laborkonstrukt ist». Lesen Sie
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Februar 2017 in Wuhan: Ein neues Hochsicherheitslabor wird eröffnet. Es soll mit den gefährlichsten Mikroorganismen der Welt arbeiten: Mit BSL-4-Erregern.
Januar 2020: In der zentralchinesischen Stadt Wuhan kommt es zu einer aussergewöhnlichen Häufung von Lungenentzündungen. Verursacht werden diese durch ein bisher unbekanntes Coronavirus: 2019-nCoV.
Stolz auf den Kampf mit den gefährlichsten Erregern der Welt
Ist es ein Zufall? Fachleute und Medien spekulieren über einen Zusammenhang. Denn schon bei der Eröffnung wiesen Experten darauf hin, dass solche Labors gefährlich seien. Doch die chinesischen Mikrobiologen feierten stolz, dass sie nun zu jener Wissenschaftselite gehörten, die mit den grössten biologischen Bedrohungen der Welt kämpfen dürften.
«Es wird chinesischen Forschern mehr Möglichkeiten bieten und unser Beitrag zu den BSL-4-Erregern wird der Welt zugutekommen», sagte der Direktor eines Pekinger Labors laut einem Artikel im Wissenschaftsmagazin «Nature» damals.
SARS-Epidemie machte den Bau möglich
Der Bau solcher Labors ist oft umstritten – wegen der Sicherheit. Doch als 2003 die SARS-Epidemie ausbrach (SARS bedeutet schweres akutes respiratorisches Syndrom), erhielt der Bau solcher Labors Auftrieb.
Insbesondere die Entstehung zoonotischer Viren - solche, die wie SARS oder Ebola von Tieren auf Menschen überspringen - seien ein Problem, sagte damals der Direktor eines französischen Viren-Labors. In jenem Labor sind gemäss «Nature» etliche Mitarbeiter des Wuhan-Labors geschult worden.
Schon mehrfach sind in China Viren entkommen
Der Umgang mit Viren ist hochriskant: Ein amerikanischer Molekularbiologe kritisierte damals, dass das SARS-Virus mehrfach aus Labors in Peking entkommen sei. Der Experte betonte, dass im Umgang mit so gefährlichen Organismen eine offene Kultur wichtig sei. Damit ein Hochsicherheitslabor sicher sei, müsse sich jeder Mitarbeiter frei fühlen, sich zu äussern. «Transparenz ist die Basis eines Labors», sagte er. Fachleute bezweifelten schon damals, dass China zu solcher Transparenz fähig sei.
Der Molekularbiologe stellte auch in Frage, ob das neue Labor überhaupt nötig sei. Er vermutete, dass es vor allem ein Beweis sein sollte, dass China wettbewerbsfähig sei. Er zog ausserdem den Schluss: Je mehr solche Labors es gebe, umso mehr Möglichkeiten gebe es, Biowaffen zu entwickeln.
Schweiz hat drei Hochsicherheitslabors für BSL-4-Organismen
Das Labor in Wuhan kostete umgerechnet etwa 45 Millionen Franken. Es ist gegen Überschwemmungen und Erdbeben gesichert. Eine Schwachstelle solcher Labors sind jedoch nicht unbedingt die technischen Einrichtungen, sondern deren korrekte Verwendung durch die Mitarbeiter.
In der Schweiz gibt es drei Hochsicherheitslabors, die mit BSL-4-Organismen arbeiten dürfen: Das Sicherheitslabor des Bundesamts für Bevölkerungsschutz in Spiez, das Institut für Virologie und Immunologie (IVI) des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen in Mittelhäusern sowie das HUG-Diagnoselabor der Hôpitaux universitaires de Genève. Dort werden derzeit verdächtige Proben auf das Coronavirus untersucht.