Welchen Einfluss hat der Vollmond auf uns?

Schlafen wir schlechter? Sind Frauen fruchtbarer und werden mehr Kinder geboren? Eine neue Studie gibt Antworten – zumindest betreffend unser Schlafverhalten.

, 26. Mai 2021 um 18:45
image
  • studie
  • schlafmedizin
Um den Vollmond ranken sich seit Jahrhunderten zahlreiche Legenden und Mythen. Zudem werden ihm ausserordentliche Kräfte zugeschrieben: Er soll nicht nur Menschen in Werwölfe verwandeln können, sondern auch zu mehr Geburten führen, die Haare schneller wachsen lassen, Operationen erschweren und Vulkanausbrüche auslösen. Viele Menschen sollen mürrischer sein als sonst (was den Werwolf erklärt), schlechter schlafen und nachtwandeln. 

«Supermond» 14 Prozent heller 

Heute Mittwoch, 26. Mai, bis morgen Donnerstag, zirka 05.15 Uhr, ist zum zweiten Mal in diesem Jahr ein ganz besonderes Exemplar am Himmel zu betrachten: der «Supermond». Eines vorweg: Der Begriff Supermond ist weder historisch, astronomisch noch wissenschaftlich geprägt. Es war der Astrologe Richard Nolle, der 1979 erstmals über einen «Supermond» schrieb. 
Nolle machte ihn für Erdbeben und Vulkanausbrüche verantwortlich. Und auch wenn seine Überlegungen nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhen: Gezeitenkräfte von Mond und Sonne führen nicht nur zu Ebbe und Flut, sondern auch zu Bewegungen in der Erdkruste. Interessant: Seit heute spuckt der Ätna wieder Lava!  Was man mit Sicherheit weiss: Der grösste Vollmond des Jahres ist durchschnittlich sieben Prozent grösser und 14 Prozent heller als sonst. 

Geräte erfassen Schlaf-Wach-Rhythmus

Studien mit widersprüchlichen Ergebnissen zum Thema Mond und seinen Einfluss auf uns Menschen gab es schon viele. Nun hat ein Team um Leandro Casiraghi von der University of Washington in Seattle bei Angehörigen indigener Gemeinschaften sowie bei Studenten aus der US-Grossstadt Seattle untersucht, ob und inwieweit sich ihr Schlaf im Verlauf der Mondphasen verändert.
Casiraghi und seine Kollegen verwendeten dafür kleine Geräte, welche die Probanden über mehrere Wochen hinweg am Handgelenk trugen und die deren Schlaf-Wach-Rhythmus erfassten.

Schlaf verkürzt sich

An der Studie nahmen 98 Mitglieder der indigenen Gemeinschaft Toba-Qom aus Argentinien teil. Manche lebten in ländlichen Regionen ohne Elektrizität, andere wohnten zwar ländlich, hatten aber eine elektrische Lichtquelle zu Hause. Eine dritte Gruppe wohnte in städtischen Gebieten mit vollem Zugang zu Elektrizität. Miteinbezogen wurden zudem 464 Studenten aus Seattle - eine Stadt mit hoher Lichtverschmutzung, in der das Mondlicht nachts kaum wahrnehmbar ist.
Das Ergebnis: Die Forscher sahen eine klare Modulation des Schlafes durch den Mond mit späterem Einschlafen und einer kürzeren Schlafdauer in den Tagen vor einem Vollmond: In den drei bis fünf Tagen vor dem Vollmond schliefen die Toba-Qom-Mitglieder rund 20 Minuten kürzer als bei Neumond. Gruppen mit weniger Zugang zu elektrischem Licht waren dabei stärker von den Veränderungen des Mondlichts betroffen.
Was die Forscher überraschte: Der gleiche Effekt zeigte sich in abgeschwächter Form auch bei den Studenten aus Seattle: Sie gingen kurz vor dem Vollmond später ins Bett und schliefen insgesamt kürzer. Casiraghi und sein Forscherteam stellten die Hypothese auf, dass die beobachteten Muster eine angeborene Anpassung sind, «die es unseren Vorfahren ermöglichte, diese natürliche Quelle des Abendlichts zu nutzen, die zu einer bestimmten Zeit während des Mondzyklus auftrat».
Zur Studie geht es hier
image
Er war schon in den frühen Morgenstunden ersichtlich: der sogenannte Supermond hier im Fricktal. (mjollnir.ch)
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Taurin taugt wohl doch nicht als «Lebenselixir»

Vor zwei Jahren galt Taurin als mögliches Anti-Aging-Wunder. Nun bremsen Forschende aus Baltimore die Erwartungen.

image

Medikament gegen Diabetes reduziert Rückfälle von Nierensteinen

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Empagliflozin, ein Medikament zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, das Risiko für Nierenstein-Rückfälle bei nicht-diabetischen Patientinnen erheblich senkt.

image

Tropeninstitut: Schlechte Nachricht für Tuberkulosepatienten

Eine Studie vom Swiss TPH zeigt, dass sich Resistenzen gegen das kürzlich von der WHO empfohlene neue Behandlungsschema für MDR-TB zwischen Patienten ausbreitet.

image

Saxenda und Wegovy: Schweizer an der Spitze

Eine Studie der Uni Zürich zeigt: Schweizer nutzen die Abnehmspritze häufiger als Kanadier, Amerikaner und Deutsche.

image

«Hört auf mit dem Begriff ‚Long Covid‘»

Natürlich gibt es das Syndrom. Aber laut einer neuen Studie unterscheidet es sich nicht von anderen postviralen Leiden.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.