Prinzip 42+4: Der VSAO nimmt die Spitäler an die Hand

Eine Wegleitung soll dem Arbeitszeitmodell für Assistenzärte im ganzen Land zum Durchbruch verhelfen.

, 8. Oktober 2024 um 08:05
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Flashmob-Aktion für 42+4 in Zürich, Februar 2024  |  Bild: Screenshot Youtube.
Der Assistenz- und Oberärzteverband VSAO hat mit seinem Modell 42+4 ja schon allerlei Erfolge erzielt: Die Intensivmedizin des USZ, die Chirurgie des Spitals Uster, drei Kliniken des Stadtspitals Zürich und die Psychiatrie-Institution IPW im Raum Winterthur haben das Prinzip in den letzten Monaten eingeführt oder angekündigt.
Der VSAO will dem Arbeitszeitmodell aber auch über den Kanton Zürich hinaus zum Durchbruch verhelfen. Im neusten Schritt veröffentlicht der Verband eine Wegleitung, die zeigt, wie erstens Spitäler und zweitens die Ärztinnen und Ärzte selber vorgehen könnten, um in ihrer Klinik eine tiefere Sollarbeitszeit umzusetzen.
Im Prinzip ist das Modell ja einfach verständlich: 42+4 heisst, dass Assistenzärztinnen und -ärzte pro Woche maximal 42 Stunden Dienstleistung rund um die Patientenbetreuung erbringen – und zudem mindestens vier Stunden an strukturierter Weiterbildung. Im Schnitt arbeiten die jungen Mediziner in den Spitälern aber durchschnittlich über 56 Stunden, und strukturierte Weiterbildung ist auch nicht gewährleistet.

Sucht Prozess-Optimierungen!

Wie kommt man also von A nach B? «Ich will 42+4 an meinem Spital einführen. Wie soll ich vorgehen?», lautet ein Kapitel der neuen VSAO-Wegleitung. Empfohlen wird dann beispielsweise als erstes eine Analyse der Ist-Situation mit Fragen wie:
  • Welche Sollarbeitszeit gilt aktuell?
  • Welche Arbeitszeiten sind bei den Assistenzärzt:innen in der Realität üblich?
  • Wieviel Überzeit fällt im Durchschnitt an? Warum?
  • Wird die Zeiterfassung korrekt durchgeführt?
  • Wie ist das Angebot der strukturierten Weiterbildung?
  • Wie gut wird es von den Assistenzärzt:innen besucht?
  • Warum wird es gut oder schlecht besucht?
Den Assistenzärzten wiederum rät der VSAO beispielsweise: «Eine Reduktion der Sollarbeitszeit ist einfacher zu erreichen und wirkt für die Spitalverantwortlichen weniger bedrohlich, wenn gleichzeitig an anderen Orten Arbeitszeit durch Prozessoptimierungen eingespart werden kann.»
Man solle also nach Möglichkeiten suchen, wie Prozesse optimiert und Bürokratie abgebaut werden kann. «Präsentieren Sie diese Ideen den Vorgesetzten und/oder HR-Verantwortlichen.»
Entscheidend sei vor allem der Wille, sagt VSAO-Vizepräsident Severin Baerlocher: «Ist dieser vorhanden, findet sich immer ein Weg, die Sollarbeitszeit von den heute üblichen 50 Stunden auf 46 Stunden inkl. Weiterbildung zu reduzieren.» Kliniken und Spitäler, die sich auf den Prozess einlassen, könnten viel gewinnen: «Belohnt werden sie nicht zuletzt damit, dass es ihnen viel eher gelingt, gute Ärzt:innen zu gewinnen und vor allem im Beruf zu halten.»

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