Ehemaliger Triemli-Arzt wird in den USA Transgender-Chirurg

Zuerst wechselte er von Zürich nach Nordgrönland. Jetzt ist Jens Berli Chefarzt und einer der ersten Transgender-Chirurgen in Oregon.

, 6. Dezember 2023 um 07:43
image
Der ehemalige Triemli-Arzt Jens Berli an der Oregon Health and Science University (OHSU) in Portland. | zvg
Ein Arzt, der seine Assistenzzeit im Zürcher Triemli-Spital absolvierte, wird Chefarzt an der Oregon Health and Science University (OHSU) in Portland.
Der Weg, den Jens Berli von seiner Heimat in Zürich in die USA gewählt hat, ist speziell. Er begann mit einer «chirurgischen Identitätskrise».
So erzählte es der neue Leiter der Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie nach dem Antritt seiner ersten Stelle in Portland in einem Interview mit der Zeitschrift «The Oregonian».

Abstecher nach Nordgrönland

In der Schweiz arbeitete Jens Berli zuerst als Allgemeinchirurg im Triemli-Spital, fand darin aber nicht seine wirkliche Berufung.
Während sich seine Kollegen aus der Chirurgie für eine Stelle in der Orthopädie oder Herzchirurgie entschieden, schwankte Berli – und entschied sich dann für etwas ganz anderes: Er behandelte Patienten im abgelegenen nördlichen Teil von Grönland.

Er wollte «kreativ verändern»

Von Grönland wechselte er zum Johns-Hopkins-Hospital in Baltimore, wo er zum Chefarzt aufstieg und sich in plastischer Chirurgie weiterbildete. Es gefiel ihm, «das menschliche Aussehen kreativ zu verändern», wie er sagt.
Und dann wählte er ein Spezialgebiet der plastischen Chirurgie, das so neu war, dass es nur wenige Spitäler anbieten: Geschlechtsumwandlungen.

Neues Transgender-Programm aufgebaut

Als 2016 die Oregon Health & Science University (OHSU) jemanden suchte, der an der Stelle der bisherigen Leitern Juliana Hansen ein neues Transgender-Programm aufbaut, Operationen durchführt und Kurse für Medizinstudenten der Universität gibt, wusste er, dass er seinen Platz gefunden hatte, wie er dem «Oregonian» sagte.

Phalloplastiken und Feminisierungen

Nun bietet er als sein Spezialgebiet Brustoperationen für transsexuelle und nicht-binäre Personen sowie Phalloplastik und Feminisierungsoperationen im Gesicht an.
An der OHSU hat Berli das Programm für geschlechtsangleichende Chirurgie entwickelt und eine der ersten Fellowships im Land mit Schwerpunkt auf Geschlechtschirurgie gegründet.

Nur Operationen, die glücklich machen

«Im Idealfall findet man einen Beruf, bei dem man aufsteht und sagt: Ich freue mich darauf, in den Operationssaal zu gehen und dort zehn Stunden zu verbringen», sagt Jens Berli.
«Und ich habe ihn gefunden. Manche Operationen sind traurig. Aber eine geschlechtsspezifische Operation ist einer der schönsten Tage im Leben.»
  • ärzte
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Exit-Chefin will, dass Ärzte mehr über Sterbehilfe lernen

Marion Schafroth, die Präsidentin von Exit, fordert, dass Ärzte und Ärztinnen auch in Sterbehilfe ausgebildet werden. Die FMH findet: Das sind sie bereits.

image

Auch für 70 Zürcher Ärztinnen und Ärzte gilt neu «42+4»

Drei Stadtzürcher Gesundheitsinstitutionen wechseln das System und testen die 42-Stunden-Woche mit 4 Stunden Weiterbildung.

image

Die versteckte Krise: Ärztinnen sind suizidgefährdeter als Ärzte

Die Selbstmordraten bei Ärzten sinken weltweit. Aber Ärztinnen sind immer noch speziell gefährdet.

image

«Die Schweiz ist für viele deutsche Ärzte ein Traum»

Allerdings: Für Schweizer Assistenzärzte kann die Arbeit an einem deutschen Krankenhaus interessant sein. Die Nachfrage steige, sagt Martin Werner von DocsGoSwiss im Kurzinterview.

image

So könnten Ärzte körperliche und psychosoziale Schmerzen klarer trennen

Die ETH Zürich hat eine Methode gefunden, die Ärztinnen und Ärzten helfen soll, körperlichen und psychosozialen Schmerz besser zu unterscheiden.

image

Baselbieter Ärzte wollen keine Zulassungs-Grenze

Basel-Land stimmt darüber ab, ob es einen Zulassungs-Stopp für bestimmte Fachärzte geben soll. Ärzte und die FDP werben für ein Nein.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.