Das Ende des Numerus Clausus ist beschlossen

Trotz Widerstand von Bundesrat Guy Parmelin setzt das Parlament auf eine Alternative zum NC für angehende Schweizer Ärzte.

, 24. September 2024 um 05:32
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An der Aufnahmeprüfung scheitern jährlich zwei von drei Personen, die Medizin studieren wollen. Das soll sich nun ändern. Bild: KI generiert/Midjourney
Wie sinnvoll der Numerus Clausus ist, wird seit Jahren kontrovers diskutiert. In einer Umfrage von Medinside sprachen sich kürzlich 70 Prozent der Teilnehmenden gegen den NC aus.
Versuche, den Eignungstest abzuschaffen, sind in der Vergangenheit dennoch stets am Widerstand der Politik gescheitert.
Nun also die Kehrtwende: Mit einer deutlichen Mehrheit von 32 zu 9 Stimmen hat der Ständerat am Montagabend einem entsprechenden Antrag zugestimmt. Weil der Nationalrat bereits Ja gesagt hat, ist das Ende des Numerus clausus nun beschlossen.

100 Millionen für 400 Plätze

Dabei zeigte sich Bundesrat Guy Parmelin zwar besorgt über den Ärztemangel in der Schweiz und signalisierte Verständnis für den Wunsch, mehr Mediziner auszubilden. Dennoch riet er davon ab, den Numerus clausus abzuschaffen, da dies allein das Problem nicht lösen würde.
«Die Anzahl der klinischen Studienplätze ist begrenzt, darum können nicht alle zugelassen werden, die studieren wollen», erklärte Parmelin.
Rückendeckung erhielt er von FDP-Ständerat Matthias Michel, der darauf hinwies, dass der Bund bereits 50 Millionen Franken zusätzlich für die Ausbildung von Humanmedizinern bereitgestellt habe. Michel warnte, dass die Abschaffung des Numerus clausus den Bund zu weiteren finanziellen Verpflichtungen zwingen würde – und das in einer Zeit knapper Kassen.

Alternative zum NC

Der Aufwand zur Ausbildung zusätzlicher Ärzte zeigt sich im Sonderprogramm des Bundes, das seit 2016 mit 100 Millionen Franken die Zahl der Humanmedizin-Diplome bis 2025 von 900 auf 1300 steigern soll. Aktuell liegt die Zahl bei knapp 1200, und laut Parmelin wird das Ziel von 1300 in 2025 erreicht.
Trotzdem blieben Kritiker des Numerus Clausus hartnäckig: Mitte-Ständerätin Marianne Maret betonte, dass die zusätzlichen Studienplätze zwar willkommen seien, aber nicht ausreichen, insbesondere wegen der zunehmenden Teilzeitarbeit unter Ärzten. Die Schweiz müsse ihre Ärzte selbst ausbilden, statt auf das Ausland zu setzen.
Die Diskussion um den Numerus Clausus dreht sich auch um die Eignung der Prüfung. Mitte-Ständerätin Andrea Gmür kritisierte, dass der Test nur kognitive Fähigkeiten abdeckt und fordert eine umfassendere Bewertung, etwa durch ein Praktikum.
FDP-Ständerat Hans Wicki plädierte für eine spätere Selektion im Studium, da viele Ärzte nach dem teuren Studium den Beruf wechseln.
Bildungsminister Parmelin warnte, dass die Schweiz weiterhin auf Ärzte aus dem Ausland angewiesen sein wird, und forderte bessere Arbeitsbedingungen für Ärzte.
Nun ist es am Bundesrat, eine Alternative zum Numerus clausus zu entwickeln.
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