Ein Bluttest erkennt Alzheimer so genau wie Standard-Verfahren

Es könnte der nächste Schritt sein, um Alzheimer-Früh-Screenings gängig zu machen.

, 25. Januar 2024 um 10:30
image
Symbolbild: Alex Boyd on Unsplash
Neue Erkenntnisse eines internationalen Forscher-Teams wecken Hoffnung – nämlich die Hoffnung, dass ein einfacher Bluttest genauso effizient ist, um Anzeichen von Alzheimer zu entdecken wie eine Lumbalpunktion.
Indem man die Präsenz des Protein p-tau217 im Blut eruiert, erhält man einen ebenso akkuraten Einblick, ob die Krankheit vorliegt respektive wie sie voranschreitet.
Dies besagt eine Studie, bei der Forscher unter anderem aus Schweden, Grossbritannien, den USA und Brasilien 786 Patienten beobachteten. Die Idee dabei: p-tau217 kann als Biomarker dienen, weil es zu jenen Proteinen gehört, die bei Alzheimer «verklumpen» und im Gehirn von Erkrankten vermehrt vorkommen.
  • Nicholas J. Ashton, Wagner S. Brum, Guglielmo Di Molfetta et al.: «Diagnostic Accuracy of a Plasma Phosphorylated Tau 217 Immunoassay for Alzheimer Disease Pathology», in: JAMA Neurology, Januar 2024.
  • doi:10.1001/jamaneurol.2023.5319
Das internationale Projekt ergab nun, dass der p-tau-217-Bluttest ebenso präzise Aussagen lieferte wie eine Rückenmarks-Punktion oder eine Untersuchung via PET-Scan. Bei den Probanden handelte es sich um Patienten im Alter über 66, die erst milde oder allenfalls mittlere kognitive Einschränkungen hatten.
Das Forscherteam verglich die Ergebnisse von Punktionen respektive Scans mit den Aussagen von Bluttests, die bei denselben Patienten durchgeführt worden waren. Ergebnis: Bei 80 Prozent der Personen konnte eine Diagnose gestellt werden, ohne dass weitere Untersuchungen nötig waren.
«Diese Studie ist ein äusserst willkommener Schritt in die richtige Richtung», kommentierte der Forschungsdirektor der britischen Alzheimer Society, Richard Oakley: «Denn sie zeigt, dass Bluttests ebenso präzise sein können wie invasivere und teurere Tests, um vorherzusagen, ob jemand Merkmale der Alzheimer-Krankheit in seinem Gehirn hat.»
Obendrein deute sich nun an, dass die Ergebnisse solcher Tests klar genug sein können, damit viele Menschen mit Alzheimer keine weiteren Folgeuntersuchungen benötigen; dies könnte den Diagnoseweg dereinst erheblich beschleunigen.
«Die Kombination eines einfachen Screening-Tests mit einer wirksamen Behandlung von Alzheimer hätte dramatische Folgen.»
Bluttests zum Erkennen von Alzheimer – und insbesondere zur frühen Sichtung – sind nichts Neues; sie sind seit knapp zwei Jahren teils auch kommerziell erhältlich; und sie werden auch in der Forschung schon angewandt.
Das neue Ergebnis könnte aber dazu beitragen, dass sie nun entschlossener in den klinischen Alltag überführt werden.
Die Idee: Demnächst könnten gewisse Bevölkerungsgruppen routinemässig untersucht werden – «ähnlich wie sie heute auf hohe Cholesterinwerte untersucht werden»: So kommentierte David Curtis vom University College London die neuen Ergebnisse.
Dies wiederum könnte helfen, die derzeit verfügbaren Behandlungen effizienter einzusetzen – nämlich früher.
«Ich denke jedoch», so Curtis weiter, «dass die wahre Hoffnung darin besteht, dass auch bessere Behandlungsmethoden entwickelt werden können. Die Kombination eines einfachen Screening-Tests mit einer wirksamen Behandlung der Alzheimer-Krankheit hätte dramatische Auswirkungen für den Einzelnen und die Gesellschaft.»
  • alzheimer
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Zeigt Stuhltest bald Alzheimerrisiko an?

Ein Stuhltest könnte als Erstuntersuchung genutzt werden, um bei Personen mit Alzheimer-Symptomen einen Verdacht abzuklären. Die Hoffnung liegt auch auf einem Screening bei gesunden Menschen.

image

Biogen zieht sein Zulassungsgesuch zurück

Biogen hat sein Zulassungsgesuch für den Wirkstoff Aducanumab gegen Alzheimer bei der Arzneimittelbehörde Swissmedic zurückgezogen. Was zu erwarten war.

Dieser Sensor-Gurt soll Alzheimer und Demenz frühzeitig erkennen

Ein Forscherteam mit Beteiligung des Kantonsspitals St.Gallen entwickelt eine neue Diagnose-Methode. Das Ziel: ein Frühwarnsystem für Demenz und kognitiven Einschränkungen.

image

Neues «Forschungsregister für Gehirn-Gesundheit»

Sieben Schweizer Gedächtniskliniken gründen ein neues Forschungsnetzwerk. Das Ziel: Ein nationales Register, das den Forschenden die Rekrutierung von Studienteilnehmenden erleichtern soll.

image

Alzheimer: Schweizer Firma plant Diagnose-Zentren

Dort soll Patienten mit einer nicht-invasiven elektrischen Stimulation geholfen werden. Der Therapie-Ansatz besteht aus elektronischen Hirn-Stimulations-Sitzungen, die über ein tragbares Headset angewendet werden.

image

Demenz: «Die Fallzahlen nehmen drastisch zu»

Rund 146’500 Menschen leiden in der Schweiz an Demenz. Diese Zahl soll sich bis 2050 verdoppeln. Alzheimer Schweiz und andere Organisationen rufen nun zum Handeln auf.

Vom gleichen Autor

image

Unispitäler häuften 210 Millionen Franken Verlust an

«Wir sind hart vor der finanziellen Kante»: So der Befund von Werner Kübler, dem Direktor des Universitätsspitals Basel.

image

Auch Graubünden will Spitäler mit 100 Millionen stützen

Das Geld würde aber nicht direkt an die Betriebe gehen. Zudem sollen Spitäler leichter in Gesundheitszentren verwandelt werden können.

image

US-Software für das USZ? Debatte um eine Beschaffung

Vor dem Entscheid über ein neues Klinikinformationssystem beim Universitätsspital Zürich schalten sich Parlamentarier ein – aus allen Richtungen und mit einem klaren Wink.