ETH: Erste Tele-Operation auf 9300 km Distanz

Ein Team in Zürich operiert via einer magnetischen Magensonde ein lebendes Schwein in Hong Kong.

, 27. August 2024 um 04:42
image
Der Operationsaal in Hongkong. Am Bildschirm in der Mitte sieht man die Live-Schaltung nach Zürich. Bild: ETH Zürich
Ein Team der ETH Zürich und der chinesischen Universität Hongkong steuerte erstmals von Zürich aus eine magnetische Magensonde in Hongkong – bei einem lebenden, betäubten Schwein.
Ermöglicht hat dies ein an der ETH entwickeltes Navigationssystem mit magnetisch gesteuertem Endoskop. Wichtig fürs Gelingen der Operation war zudem eine stabile, schnelle Internetverbindung zum Operationssaal in Hongkong.
Laut der ETH erhoffen sich die Forschenden, dass diese Technik künftig auch entlegene Gebiete besser versorgen kann - vor allem bei Operationen, für die dort kein Fachwissen vorhanden ist.
(Video: Nicole Davidson / ETH Zürich)

Vorgehen

Über 9300 Kilometer trennen den Operationssaal in Hongkong von dem Raum in Zürich, von dem aus Alexandre Mesot um drei Uhr morgens das Endoskop steuert. Mesot, Doktorand im Multi-Scale Robotics Lab der ETH Zürich unter Bradley Nelson, überwacht die Operation über einen Bildschirm und bedient das Endoskop mit einem Playstation-Controller.
Mit einer Verzögerung von nur etwa 300 Millisekunden wird eine vier Millimeter dicke Sonde präzise durch den Magen eines betäubten Schweins in Hongkong bewegt. Mesot nutzt die Kamera des Endoskops, um die Magenwand zu untersuchen und mit einem kleinen Greifarm Gewebeproben zu entnehmen.
Wie im Fachjournal «Advanced Intelligent Systems» berichtet wird, handelt es sich damit um die erste erfolgreiche ferngesteuerte magnetische Endoskopie.
  • Alexandre Mesot, Michelle Mattille, Quentin Boehler, Nina Schmid, Sean Lyttle, Florian Heemeyer, Shannon Melissa Chan, Philip Wai Yan Chiu, Bradley James Nelson: «Teleoperated Magnetic Endoscopy: A Case Study and Perspective», in: «Advanced Intelligent Systems», August 2024.
  • doi: 10.1002/aisy.202400522

«Viel Potenzial in dieser Technologie»

Bradley Nelson vom Multi-Scale Robotics Lab an der ETH Zürich, denkt bereits weiter: «Im nächsten Schritt unserer Forschung hoffen wir eine Teleendoskopie am menschlichen Magen durchzuführen». Es stecke viel Potenzial in dieser Technologie, etwa minimalinvasive Eingriffe im Magen-Darm-Trakt, wie beispielsweise Krebsvorsorgeuntersuchungen.
Shannon Melissa Chan, Assistenzprofessorin in der Abteilung für Chirurgie an der CU Medicine, weist zudem darauf hin: «Die teleoperierte Endoskopie kann nicht nur für die chirurgische Ausbildung eingesetzt werden, sondern auch für die diagnostische und chirurgische Versorgung in abgelegenen Gebieten, insbesondere wenn es an lokalem Fachwissen mangelt». Aus der Distanz könnten sogar geschulte Krankenschwestern angewiesen werden, die Verfahren durchzuführen.
image

  • ETH
  • Forschung
  • telemedizin
  • Chirurgie
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Robert-Bing-Preis an USZ- und EPFL-Neurowissenschaftler

Ausgezeichnet werden Susanne Wegener vom Universitätsspital Zürich sowie Alexander und Mackenzie W. Mathis von der EPFL.

image

Hohe Auszeichnung für CHUV-Forscher

George Coukos wurde in die U.S. National Academy of Medicine für Krebsforschung gewählt.

image

Swiss Bridge Award: Eine halbe Million Franken für zwei Forschungsprojekte

Wissenschafter aus Zürich und Tübingen erhalten je 250'000 Franken für Frühphasen-Studien zur Immuntherapie.

image

Blutdruck: Wie die Armhaltung das Resultat prägt

Viele Patienten erhalten heikle Diagnosen, weil der Arm bei der Blutdruckmessung nicht korrekt liegt. Bei Risikogruppen führen solche Fehler zu besonders deutlichen Abweichungen.

image

Neues Forschungsgebäude für den Medizincampus Davos

Hinter dem Projekt steckt Klaus-Michael Kühne, der einst die Hochgebirgsklinik vor dem Konkurs rettete.

image

Bekannte Krebsforscherin wechselt vom CHUV zu Swiss Medical Network

Lana E. Kandalaft wird ein neues Zentrum für klinische und translationale Forschung auf dem Campus Genolier aufbauen.

Vom gleichen Autor

image

Brustkrebsscreening bald auch in Baselland

Während immer mehr Kantone Brustkrebsscreenings einführen, wird der Nutzen in Zürich hinterfragt.

image

Spitalverbundsinterne Lösung: Nicole Ruhe wird CEO in Uznach und Wil

Die heutige CEO des Spitals Linth wird mit dem Zusammenschluss der St.Galler Spitalverbunde zu «HOCH Health Ostschweiz» eine Doppelfunktion übernehmen.

image

SoH: «Es lief alles korrekt», besagt ein erstes Gutachten

Bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit CEO Martin Häusermann sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Der Kanton Solothurn kündigt aber weitere Untersuchungen an.