Sponsored

Gefahr im Verborgenen: Herzinsuffizienz bei Diabetes

Um die Bedrohung von Herzinsuffizienz bei Diabetespatienten rechtzeitig zu bekämpfen, setzen Schweizer Experten auf Früherkennung. Dazu gibt es ein neues Konsensuspapier.

, 10. November 2024 um 23:00
image
Herzinsuffizienz und Diabetes sind zwei Erkrankungen, die häufig Hand in Hand gehen – und das auf gefährliche Weise. Die stille Gefahr, die von Herzinsuffizienz ausgeht, bleibt bei vielen Diabetespatienten unerkannt, bis es zu spät ist.
Doch genau das soll sich ändern: Eine Expertengruppe aus führenden Schweizer Fachärzten hat Mitte Oktober ein Konsensuspapier veröffentlicht, das darauf abzielt, die Früherkennung von Herzinsuffizienz bei Diabetes zu verbessern. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für diese ernste Erkrankung zu schärfen und durch gezielte Früherkennung die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und Leben zu retten.

Die unsichtbare Gefahr: Herzinsuffizienz bei Diabetes

Die Kombination aus Diabetes und Herzinsuffizienz trägt ein stilles Risiko in sich, das oft übersehen wird – und leider oft erst erkannt wird, wenn schwerwiegende Folgen bereits eingetreten sind. Viele Menschen wissen nicht, dass Diabetes nicht nur das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht, sondern auch ein Haupttreiber für Herzinsuffizienz ist – eine Erkrankung, bei der das Herz nicht mehr in der Lage ist, das Blut effizient durch den Körper zu pumpen.
Als Folge können Beschwerden wie Müdigkeit, Erschöpfung, Atemnot oder Herzinfarkt auftreten, in schweren Fällen kann es auch zum Herztod führen.
In der Schweiz leben etwa 500.000 Menschen mit Diabetes, und viele von ihnen sind sich der Gefahr nicht bewusst, die in ihnen schlummert. Besonders bei Menschen über 60 Jahren ist das Risiko, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, signifikant erhöht.

Experten-Schulterschluss für die Zukunft: Herzinsuffizienz früh erkennen

Die Schweizerische Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie (SGED) und die Arbeitsgruppe der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie (SGK) haben sich zusammengetan, um das Thema in den Fokus zu rücken. Gemeinsam mit führenden Expertinnen aus der Allgemeinmedizin haben sie sich als interdisziplinäres Team der Frage gewidmet: Wie kann man Herzinsuffizienz bei Diabetes frühzeitig erkennen und behandeln, bevor es zu schwerwiegenden Komplikationen kommt?
Unterstützt wurde die Gruppe von einer Medizinjournalistin, die praxisnahe Empfehlungen für die Früherkennung von Herzinsuffizienz bei Diabetes aufbereitet hat. Diese umfassende Zusammenarbeit stellt eine wertvolle Grundlage für den klinischen Alltag dar.

Herzinsuffizienz im Schatten des Diabetes: Das stille Risiko

Wie kommt es, dass Herzinsuffizienz bei Menschen mit Diabetes so häufig auftritt? Diabetes schädigt nicht nur die Blutgefässe, sondern auch das Herzgewebe selbst. Durch Entzündungsprozesse, oxidativen Stress und Veränderungen des Stoffwechsels wird das Herz überlastet. Besonders gefährdet sind Menschen mit schlecht eingestelltem Blutzucker, Übergewicht oder Bluthochdruck.
Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: Bis zu 30% aller Diabetiker über 60 entwickeln eine Herzinsuffizienz. Das bedeutet, dass fast jede dritte ältere Diabetespatientin im Laufe ihres Lebens mit dieser ernsten Herzerkrankung konfrontiert wird. Besonders beunruhigend ist, dass Herzinsuffizienz oft lange unerkannt bleibt, da sie sich schleichend entwickelt und in den frühen Stadien keine oder nur leichte Symptome verursacht.

Ein einfacher Test, der Leben retten kann

Die Expertengruppe empfiehlt deshalb NEU, dass auch asymptomatische Diabetespatienten ab 60 Jahren bereits eine jährliche Messung von natriuretischen Peptiden (NP) erhalten sollten. Natriuretische Peptide sind Eiweisse bzw. Hormone, welche von den Herzmuskelzellen unter Stress freigesetzt werden. Erhöhte Werte dieser Eiweisse im Blut können schon früh darauf hinweisen, dass das Herz geschwächt ist, bereits bevor erste Beschwerden oder Symptome auftreten.
Ein Wert des in-vitro Diagnostiktests NT-proBNP über 125 ng/l oder BNP über 35 ng/l weist auf eine genauere Untersuchung des Patienten hin und je nach klinischer Historie des Patienten soll eine weitere Überweisung an den Spezialisten in Erwägung gezogen werden. Bei NT-proBNP Werten über 300 ng/l oder BNP-Werte über 90 ng/l sollte dringend eine Überweisung an den Kardiologen erfolgen.
Für jüngere Diabetespatienten mit mehreren Risikofaktoren, wie Übergewicht, einer schlechten Blutzuckereinstellung oder bestehenden Herz-Kreislauf-Problemen, kann eine NP-Messung ebenfalls sinnvoll sein. Die Experten bezeichnen diesen Ansatz erfahrungsgemäss als kosteneffektiv, da man durch die Früherkennung Hospitalisationen vermeiden kann, der Bluttest einfach durchzuführen ist und so eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung frühzeitig aufgedeckt werden kann. Kosten-Effektivitäts-Analysen sind derzeit in Erarbeitung und sollen diese Aussagen mit Daten untermauern.

Was bedeutet das für die Betroffenen?

Die frühzeitige Erkennung einer Herzinsuffizienz eröffnet neue Behandlungsmöglichkeiten. Bereits in den frühen Stadien der Erkrankung kann die Einführung moderner Medikamente (z.B SGLT2-Inhibitoren), die eine schützende Wirkung auf das Herz haben, das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Ebenso wichtig ist die Kontrolle von Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Übergewicht, die das Herz zusätzlich belasten.
Die Expertengruppe betont zudem, dass bestimmte Diabetes-Medikamente wie Thiazolidindione und einige DPP-4-Inhibitoren das Risiko für Herzinsuffizienz erhöhen können. Diese Medikamente sollten bei Patienten mit erhöhten NP-Werten möglichst vermieden werden.
Für die Patientinnen bedeutet dies, dass ihre Herzgesundheit bereits im asymptomatischen Stadium besser überwacht und geschützt werden kann. Hausärzte und Diabetes-Spezialistinnen spielen hier eine Schlüsselrolle: Sie sind die ersten Ansprechpartner und können durch regelmässige NP-Messungen frühzeitig Alarm schlagen, bevor es zu einer akuten Verschlechterung kommt.

Wie das Konsensuspapier die Praxis verändern wird

Das Konsensuspapier bietet nicht nur eine praxisnahe Anleitung für die Früherkennung, sondern soll auch dazu beitragen, das Bewusstsein für den engen Zusammenhang zwischen Diabetes und Herzinsuffizienz zu schärfen. Denn noch immer wissen viele Betroffene nicht, dass ihr Diabetes das Risiko für eine Herzinsuffizienz erheblich steigert.
Mit dem Konsensuspapier wird angestrebt, dass die Früherkennung von Herzinsuffizienz genauso selbstverständlich wird, wie die regelmässige Blutzuckerkontrolle. Die Empfehlungen sind leicht umsetzbar und können vielen Patienten helfen, Komplikationen und Krankenhausaufenthalte über Jahre hinweg zu vermeiden.
Die enge Abstimmung zwischen Hausärzten und Kardiologen ist hierbei besonders wichtig. Erhöhte NP-Werte sollten stets im Zusammenhang mit der gesamten gesundheitlichen Situation der Patientin bewertet werden. Neben dem Laborwert sind auch Begleiterkrankungen und der allgemeine Gesundheitszustand zu berücksichtigen, um zu entscheiden, ob eine Überweisung an den Kardiologen wirklich notwendig ist. So können unnötige Überweisungen vermieden und gezielte Behandlungsmassnahmen rechtzeitig eingeleitet werden, wenn sie erforderlich sind.

Früherkennung rettet Leben – auch in der Praxis

Die Schweizer Experten setzen mit dem Papier ein starkes Zeichen für die Früherkennung von Herzinsuffizienz bei Diabetes. Durch regelmässige NP-Messungen und eine engere Überwachung können viele Fälle von Herzinsuffizienz frühzeitig erkannt und behandelt werden. Die Expertengruppe betont, dass es nicht nur darum gehe, das Leben der Patienten zu verlängern, sondern auch ihre Lebensqualität zu verbessern. Je früher eine Herzinsuffizienz erkannt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten.

Ein Appell an die breite Masse

Abschliessend richtet die Expertengruppe einen dringenden Appell an alle Betroffenen und deren Angehörige: Lassen Sie sich regelmässig untersuchen, insbesondere wenn Sie über 60 Jahre alt sind oder zusätzliche Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Übergewicht haben. Eine einfache NP-Messung kann Leben retten – und das Risiko, dass eine Herzinsuffizienz unentdeckt bleibt, erheblich senken.
Das Konsensuspapier der Schweizer Fachgesellschaften ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer besseren Versorgung von Diabetespatienten und wird hoffentlich dazu beitragen, die Zahl der durch Herzinsuffizienz verursachten Komplikationen und negativen Folgen zu senken.
⬇️ Hier gelangen Sie zum Konsensuspapier: «Early Identification of Heart Failure in Patients with Diabetes: Recommendations of the Swiss Society of Endocrinology and Diabetology and the Heart Failure Working Group of the Swiss Society of Cardiology».


  • Kardiologie
  • diabetes
  • Forschung
  • Prävention
  • Roche
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Robert-Bing-Preis an USZ- und EPFL-Neurowissenschaftler

Ausgezeichnet werden Susanne Wegener vom Universitätsspital Zürich sowie Alexander und Mackenzie W. Mathis von der EPFL.

image

Hohe Auszeichnung für CHUV-Forscher

George Coukos wurde in die U.S. National Academy of Medicine für Krebsforschung gewählt.

image

Swiss Bridge Award: Eine halbe Million Franken für zwei Forschungsprojekte

Wissenschafter aus Zürich und Tübingen erhalten je 250'000 Franken für Frühphasen-Studien zur Immuntherapie.

image

Blutdruck: Wie die Armhaltung das Resultat prägt

Viele Patienten erhalten heikle Diagnosen, weil der Arm bei der Blutdruckmessung nicht korrekt liegt. Bei Risikogruppen führen solche Fehler zu besonders deutlichen Abweichungen.

image

LUKS: Neuer Co-Chefarzt am Herzzentrum

Die Geschäftsleitung des Luzerner Kantonsspitals hat Simon Stämpfli zum Co-Chefarzt Kardiologie befördert.

image

Neues Forschungsgebäude für den Medizincampus Davos

Hinter dem Projekt steckt Klaus-Michael Kühne, der einst die Hochgebirgsklinik vor dem Konkurs rettete.

Vom gleichen Autor

image

«Das wahre Leben reflektieren»

Gesundheitsdaten sind entscheidend bei der Auswahl und Begleitung einer Therapie. Gerade bei seltenen neurologischen Krankheiten ist die Erhebung und Interpretation dieser Daten aber mit einigen Herausforderungen verbunden. Zentral ist daher die Frage: Was ist Sinn & Zweck der Datensammlung?

image

Der stinkende Fisch muss auf den Tisch

Können erfolgreiche innovative Projekte skaliert werden, um unser Gesundheitssystem zukunftsfähiger zu machen und den Patientennutzen zu stärken? Am vierten Roche Forum «Personalisierte Medizin» zeigten sich Expertinnen und Experten zuversichtlich. Aber: mehr Schwung in der Debatte ist notwendig!