Der Journalist der «Luzerner Zeitung» wunderte sich, als er im Restaurant des Luzerner Kantonsspitals (Luks) die Lebensmittel-Deklarationen studierte: Alle Fischarten stammen aus dem Ausland. Eglifilets und -knusperli werden aus Russland importiert, Zander aus Estland und Kasachstan, Wels und Pangasius aus Vietnam, Miesmuscheln aus Chile und Forellen aus Italien sowie Norwegen.
Lamm und Wild aus Neuseeland
Auch das Fleisch kommt von weit her: Das Lammfleisch aus Australien und Neuseeland; Wild ebenfalls aus Neuseeland sowie aus Deutschland und Österreich.
Das wäre an sich nicht weiter erstaunlich – wenn die Luks-Spitäler nicht gleichzeitig so viel Selbstlob für ihre «Nachhaltigkeit», ihren «sorgfältigen Umgang mit allen Ressourcen» und ihren «Respekt für die Umwelt» ausschütten würden.
Nur eine Woche «klimaneutral»
Gerade mal acht Monate ist es her, dass die Luks-Spitäler mit einer «klimaneutrale Woche in den Spitalküchen» warben. Serviert wurden unter anderem veganes Filet, Weizen-Schnitzel mit Pilzragout und Spaghetti mit Soja-Bolognese.
Messungen des ökologischen Fussabdrucks hätten ergeben, dass in den Küchen der Spitäler Luzern, Sursee, Wolhusen und Stans mit diesem Angebot nur 30 Tonnen CO2 ausgestossen worden seien.
Schnell vergessen
«Wir haben diese Woche viel über Nachhaltigkeit in der Küche gelernt», sagte Daniel Gehriger, Leiter Gastronomie und Hotellerie am Luks. Die Mitarbeitenden seien täglich über den ökologischen Fussabdruck ihres Menüs informiert worden.
Doch offenbar waren die lobenswerten Vorsätze schon bald wieder vergessen. Warum? Beim Fisch sei das Angebot in der Schweiz zu klein, begründete das Spital gegenüber der «Luzerner Zeitung». Die russischen Egli seien tiefgefrorene Lagerbestände. Auf neue Lieferungen aus Russland verzichtet das Spital. Auch beim Wild sei das Angebot aus der Schweiz zu klein.
Schweizer Lamm zu teuer
Einen anderen Grund gibt es für das Lammfleisch aus Australien und Neuseeland: Schweizer Lamm wäre schlicht zu teuer.
Daniel Gehriger betont aber: «Aktuell stammen 85 Prozent der angebotenen Fleischprodukte aus der Schweiz. Diesen Anteil wollen wir weiter steigern.» Kalb-, Rind- und Schweinefleisch sowie Poulet und Truthahn kämen aus der Schweiz.
Mit «klimaneutral» in die Irre geführt
Das Luks nannte seine Aktionswoche in der Spitalküche «klimaneutral». Dies, weil das Luks die 30 Tonnen CO₂, welche angefallen sind, «kompensiert» hat. Das Spital hat mit einer Geldzahlung an Myclimate den Bau eines Kleinwasserkraftwerks in Vietnam unterstützt.
Schönfärberei
Kürzlich hat der Konsumentenschutz Beschwerden eingereicht gegen Firmen, welche für ihre angebliche Klimaneutralität werben. Das seien «Schönfärberei und haltlose Behauptungen». Ausdrücke wie «klimaneutral» würden in die Irre führen.
Mit Geld andere kompensieren lassen
Der Konsumentenschutz kritisiert, dass die Unternehmen Geld zahle, damit andere stellvertretend für sie kompensieren. Das Europäische Parlament will die Verwendung von Slogans wie «CO2-neutral» oder «kohlenstoffneutral» sogar verbieten, weil sie oft missverstanden würden und somit irreführend seien.