Komplementärmedizin verliert an Beliebtheit

Die Zahl der Konsultationen bei Ärztinnen und Ärzten mit Weiterbildung in Homöopathie ist in der Schweiz stark zurückgegangen. Auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist auf dem Rückzug.

, 26. Juni 2023 um 05:30
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Komplementärmedizin: Die Aufbruchstimmung ist verschwunden und die Ärzteschaft kritischer geworden | Freepik
Die Zahl der Homöopathie-Konsultationen bei komplementärmedizinisch weitergebildeten Ärzten hat sich innerhalb von acht Jahren mehr als halbiert. Dies zeigt eine exklusive Auswertung mit Daten des Krankenversicherers Helsana, wie die «Sonntagszeitung» berichtet. Die Grössenordnung der Entwicklung dürfte sich auf die gesamte Schweiz übertragen lassen.
Auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), inklusive Akkupunktur, verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Rückgang der Konsultationen um rund 15 Prozent. Phytotherapie und Anthroposophie zeigen zwar einen Aufwärtstrend, sind aber zahlenmässig insgesamt eher eine Nische.

Skepsis hat zugenommen

Der Rückgang der Konsultationen könnte sowohl auf ein sinkendes Angebot als auch auf eine mangelnde Nachfrage zurückzuführen sein, heisst es. Eine gegenseitige Beeinflussung sei wahrscheinlich. Zudem habe die Skepsis gegenüber der Komplementärmedizin in der Ärzteschaft zugenommen, und auch in der Bevölkerung und in den Medien werde die Homöopathie weniger leidenschaftlich diskutiert als früher.
Die Umfrage zeigt weiter, dass selbst Ärzte ohne entsprechende Weiterbildung in Komplementärmedizin nur selten auf alternative Methoden zurückgreifen. Hingegen könnten Naturheilpraktikerinnen und -praktiker eine wichtigere Rolle spielen, da sie von den Patientinnen und Patienten vermehrt aufgesucht werden. Insbesondere bei der Akupunktur und der TCM hat sich die Zahl innerhalb von 15 Jahren fast verdoppelt. Die Zunahme bei der Homöopathie ist im Vergleich dazu bescheiden.

Verschiebung hin zu den Heilpraktikern

Wie häufig nicht-ärztliche Therapeutinnen und Therapeuten tatsächlich behandeln, sei unklar, da diese Informationen nicht verfügbar seien, heisst es. Die vorliegenden Zahlen des Erfahrungsmedizinischen Registers (EMR) lassen jedoch vermuten, dass sie die gesamtschweizerische Entwicklung widerspiegeln.
Im Jahr 2009 befürwortete eine Mehrheit von zwei Dritteln eine verbesserte Positionierung der Komplementärmedizin im Gesundheitswesen. Ab 2012 begann die Erstattung entsprechender Leistungen durch die Grundversicherung – zunächst vorläufig, seit 2017 endgültig. Diese Erstattung setzt voraus, dass die Abrechnung von Ärztinnen und Ärzten mit einer Weiterbildung in Komplementärmedizin durchgeführt wird.
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