Von März bis Mai dieses Jahres wütete das Coronavirus an einem Ort im Tessin besonders stark: Im Altersheim Circolo del Ticino in Bellinzonas Stadteil Sementina starben mindestens 21 der 80 Bewohner an Covid-19.
Angehörige brachten Untersuchung ins Rollen
Nun untersucht die Tessiner Staatsanwalt die Gründe. Drei Personen, darunter auch der Leiter und die ärztliche Leiterin des Altersheims wurden befragt. Ihnen wird die fahrlässige Tötung von Corona-Infizierten und ein Verstoss gegen das Epidemiegesetz vorgeworfen.
Nach den vielen Todesfällen im Frühjahr hatten sich Angehörige von Opfern an die Polizei gewendet, weil sie wollten, dass die Todesfälle abgeklärt werden.
Sementina am meisten betroffen
Inwieweit die Altersheimleitung tatsächlich mitverantwortlich für den Tod der Bewohner ist, liegt noch im Dunkeln. Die Staatsanwaltschaft hat nicht nur Mitarbeitende des Altersheims befragt, sondern auch Dokumente beschlagnahmt.
Das Altersheim in Sementina war eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Heime. Etwa die Hälfte der bisher 351 Corona-Todesfälle im Tessin wurden in Altersheimen registriert. Zuerst forderten Politiker eine parlamentarische Untersuchungskommission. Sie warfen sich gegenseitig vor, die Angelegenheit für politische Zwecke zu missbrauchen. Dann übernahm jedoch die Staatsanwaltschaft die Abklärungen.
SVP und Lega fordern Entlassung der Heimleitung
Die SVP und die Lega-Partei im Stadtrat von Bellinzona wollen jedoch noch heute abend mit einer Interpellation erreichen, dass der Leiter und die ärztliche Leiterin des Altersheims sofort ihres Amtes enthoben werden, wie
tio.ch meldet.
Darüber hinaus erwarten die Politiker, dass sich die Stadtbehörden bei den Angehörigen der Opfer des «Massakers von Sementina» entschuldigen. Diese Bezeichnung haben die Politiker laut ihren Aussagen gewählt, weil 13 von 16 Bewohnern im gleichen Stockwerk des Heims starben.