Welche Berufswege streben Pflegeprofis an? Wie sehen sie ihre Zukunft? Solchen Fragen ging jetzt die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW nach – und zwar in einer überaus grossen Erhebung. Ein Team des Departements Gesundheit befragte knapp 1'200 Studierende im Fach Pflege kurz vor dem Abschluss; ferner 655 Berufseinsteiger ein Jahr danach. Hinzu kamen auch qualitative Interviews in allen Landesteilen.
Das Bild, welches das Team um Studienleiter René Schaffert zeichnet, wirkt einerseits überaus positiv: Es spiegelt eine grosse Motivation und viel Identifikation mit dem Pflegeberuf – sowie einen ausgeprägten Willen, sich in diesem Feld eine Zukunft aufzubauen.
«In hohem Mass mit ihrem Beruf verbunden»
Zum Beispiel arbeiteten ein Jahr nach Abschluss der Ausbildung 92 Prozent der befragten Absolventinnen und Absolventen im Pflegebereich (oder sie gingen einer Weiterbildung in diesem Bereich nach).
Eine ähnlich grosse Mehrheit von rund neun Zehnteln möchte auch im nächsten Jahrzehnt noch im Pflegebereich tätig sein – sie will also sehr langfristig dabei bleiben. Bloss etwa ein Zehntel der jungen Pflegefachleute spielt mit dem Gedanken, auszusteigen.
Noch ein Bespiel: Über die Hälfte der Teilnehmenden schätzt die eigene berufliche Identifikation auf einer 6-stufigen Skala mindestens mit einem Wert von 5 ein. «Damit sehen sich die Berufseinsteigenden nach einem Jahr insgesamt in hohem Mass mit ihrem Beruf verbunden», urteilen die ZHAW-Forscher.
«Berufslaufbahnen und Berufsrollen in der Pflege aus der Sicht von Berufseinsteigenden», ZHAW Reihe Gesundheit Nr. 4, Juni 2015
An diesem Bild gibt es allerdings diverse Haken. Denn sehr viele junge Berufsleute können sich einen Verbleib im Pflegebereich nur vorstellen, wenn sich die aktuelle Situation verbessert; etwas weniger als die Hälfte der Befragten äusserten diese Ansicht.
Was wurde dabei konkret moniert? Für einen langfristigen Berufsverbleib gelten folgende Punkte als zentral:
- Verbesserungen beim Lohn,
- eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
- bessere Unterstützung durch das Management,
- mehr Möglichkeiten bei den Arbeitszeiten.
Mehr als zwei Drittel erwarten bei diesen Punkten eine Verbesserung der heutigen Lage, damit sie sich vorstellen können, auch nach zehn Jahren noch im Beruf zu arbeiten.
Man identifiziert sich also stark mit dem Beruf, hat aber ernsthafte Kritik an der konkreten Job-Situation. Und so glaubt ein Fünftel der Teilnehmenden nicht daran, dass sie noch lange im aktuellen Job bleiben werden: Diese Leute stufen die Wahrscheinlichkeit, in zwei Jahren noch an der heutigen Stelle zu sein, tiefer als 40 Prozent ein.
Schwierig? Nein, eher nicht
Ebenfalls ungefähr ein Fünftel gab an, sich in den vier Wochen vor der Befragung nach einer anderen Stelle umgesehen zu haben.
Am Wechsel von Ausbildung zur beruflichen Wirklichkeit liegt es vermutlich nicht. Denn nur rund ein Sechstel (16 Prozent) stufte in der Befragung den Einstieg als eher schwierig ein; derweil erlebten mehr als ein Drittel (36 Prozent) den Berufseinstieg als eher problemlos.
Bild: «Nursing», University of Salford, Flickr CC