Aufgepasst: Jeder Fünfte in Ihrem Pflegeteam schaut sich nach einer neuen Stelle um

Junge Menschen im Pflegeberuf sind sehr motiviert und möchten auch langfristig dabei bleiben. Aber dafür stellen sie einige Bedingungen.

, 10. Juli 2015 um 10:03
image
  • pflege
  • ausbildung
  • personalmangel
Welche Berufswege streben Pflegeprofis an? Wie sehen sie ihre Zukunft? Solchen Fragen ging jetzt die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW nach – und zwar in einer überaus grossen Erhebung. Ein Team des Departements Gesundheit befragte knapp 1'200 Studierende im Fach Pflege kurz vor dem Abschluss; ferner 655 Berufseinsteiger ein Jahr danach. Hinzu kamen auch qualitative Interviews in allen Landesteilen.
Das Bild, welches das Team um Studienleiter René Schaffert zeichnet, wirkt einerseits überaus positiv: Es spiegelt eine grosse Motivation und viel Identifikation mit dem Pflegeberuf – sowie einen ausgeprägten Willen, sich in diesem Feld eine Zukunft aufzubauen.

«In hohem Mass mit ihrem Beruf verbunden»

Zum Beispiel arbeiteten ein Jahr nach Abschluss der Ausbildung 92 Prozent der befragten Absolventinnen und Absolventen im Pflegebereich (oder sie gingen einer Weiterbildung in diesem Bereich nach).
Eine ähnlich grosse Mehrheit von rund neun Zehnteln möchte auch im nächsten Jahrzehnt noch im Pflegebereich tätig sein – sie will also sehr langfristig dabei bleiben. Bloss etwa ein Zehntel der jungen Pflegefachleute spielt mit dem Gedanken, auszusteigen.
Noch ein Bespiel: Über die Hälfte der Teilnehmenden schätzt die eigene berufliche Identifikation auf einer 6-stufigen Skala mindestens mit einem Wert von 5 ein. «Damit sehen sich die Berufseinsteigenden nach einem Jahr insgesamt in hohem Mass mit ihrem Beruf verbunden», urteilen die ZHAW-Forscher.
«Berufslaufbahnen und Berufsrollen in der Pflege aus der Sicht von Berufseinsteigenden», ZHAW Reihe Gesundheit Nr. 4, Juni 2015
An diesem Bild gibt es allerdings diverse Haken. Denn sehr viele junge Berufsleute können sich einen Verbleib im Pflegebereich nur vorstellen, wenn sich die aktuelle Situation verbessert; etwas weniger als die Hälfte der Befragten äusserten diese Ansicht.
Was wurde dabei konkret moniert? Für einen langfristigen Berufsverbleib gelten folgende Punkte als zentral:

  • Verbesserungen beim Lohn,
  • eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
  • bessere Unterstützung durch das Management,
  • mehr Möglichkeiten bei den Arbeitszeiten.

Mehr als zwei Drittel erwarten bei diesen Punkten eine Verbesserung der heutigen Lage, damit sie sich vorstellen können, auch nach zehn Jahren noch im Beruf zu arbeiten.
Man identifiziert sich also stark mit dem Beruf, hat aber ernsthafte Kritik an der konkreten Job-Situation. Und so glaubt ein Fünftel der Teilnehmenden nicht daran, dass sie noch lange im aktuellen Job bleiben werden: Diese Leute stufen die Wahrscheinlichkeit, in zwei Jahren noch an der heutigen Stelle zu sein, tiefer als 40 Prozent ein.

Schwierig? Nein, eher nicht

Ebenfalls ungefähr ein Fünftel gab an, sich in den vier Wochen vor der Befragung nach einer anderen Stelle umgesehen zu haben.
Am Wechsel von Ausbildung zur beruflichen Wirklichkeit liegt es vermutlich nicht. Denn nur rund ein Sechstel (16 Prozent) stufte in der Befragung den Einstieg als eher schwierig ein; derweil erlebten mehr als ein Drittel (36 Prozent) den Berufseinstieg als eher problemlos.
Bild: «Nursing», University of Salford, Flickr CC

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Pflegende Angehörige: Diese Regeln gelten für die Spitex-Betriebe

Die Association Spitex privée Suisse hat einen «Code of Conduct» erarbeitet. Er soll auch als Grundlage für gesetzliche Regelungen dienen.

image

Spital Muri sucht neues Mitglied der Spitalleitung

Pflege-Chefin Beatrice Zeindler wird das Regionalspital im kommenden Frühjahr verlassen.

image

Physiotherapeuten und Ärzte möchten am ehesten im Beruf bleiben

Derweil denken Pflegefachpersonen und Apotheker am häufigsten über einen Ausstieg nach.

image

Kantonsspital Aarau: Wechsel in der Geschäftsleitung

Christine Giacometti, Bereichsleiterin Pflege Perioperative, Notfall- und Intensivmedizin, verlässt die KSA-Gruppe. Ihr Nachfolger wird Martin Balmer.

image

Medaillon for Excellence in «Health and Social Care» für Louisa Kistler an den Berufs-Weltmeisterschaften in Lyon

Mit einem hervorragenden 6. Platz an den WorldSkills 2024 in Lyon krönt Louisa Kistler, Fachfrau Gesundheit Lindenhofgruppe, ihre Teilnahme an den Berufs Weltmeisterschaften.

image

Internationale Auszeichnung für FaGe aus Bern

Bei den «Berufs-Weltmeisterschaften» World Skills erwies sich Louisa Kistler von der Lindenhofgruppe als beste Europäerin.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.