Er ist ein lebendes Fossil, existiert länger als der Mensch und ist seit Millionen Jahren unverändert geblieben – die Rede ist vom Pfeilschwanzkrebs. Der Meeresbewohner gilt nicht nur als Delikatesse in vielen Asiatischen Ländern, sondern liefert der Medizin wertvolle Erkenntnisse und kann gar Leben retten. Bereits Anfang der 60er Jahre zeigten Studien, dass sein hellblaues Blut reich an Amöbozyten ist, also Zellen, die unmittelbar auf Giftstoffe reagieren. Gelangten Keime oder Toxine in das Gefässnetz des Krebses und kamen in Kontakt mit deren primitiver Blutflüssigkeit, erstarrte diese. Die Folge: die Keime waren immobilisiert und erstickten. «Diese Hinweise aus dem Studium der Evolutionsphasen der Gerinnung, deuten darauf hin, dass in den frühen Stadien des Lebens diese Funktion aktiver Teil der Immunabwehr gegen Keime sein dürfte», sagt Prof. Dimitrios A. Tsakiris, Direktor Thrombose und Hämostase, Co-Leiter Hämatologie bei SYNLAB Suisse SA.
Immunabwehr kann wiedererweckt werden
Die Gerinnung also war in den frühen Zeiten des Lebens mehr eine Funktion der Immunabwehr und weniger der Blutstillung. Die gute Nachricht: Diese Eigenschaft kann wiedererweckt werden, wenn sie entsprechend stimuliert wird. «Aus der aktuellen Erfahrung mit der COVID-19 Infektion stellen wir fest, dass an der Eintrittspforte des SARS-Cov2 Virus, nämlich in den Alveolen der Lunge, massiv Fibrinablagerungen stattfinden (=koaguliertes Fibrinogen) mit Begleitthrombosen von kleinen oder grösseren umliegenden Gefässen», erklärt Prof. Tsakiris. Ist dies wieder eine Barriere, um die Virusinvasion fernzuhalten? «Wir wissen nicht, ob dies tatsächlich eine günstige Wirkung hat», so der Experte. Denn, bei starken entzündlichen Reaktionen wirkt es schädlich für die Lunge, die gefüllten Alveolen können Sauerstoff nicht mehr austauschen und zusammen mit den lokalen Thrombosen führen sie zu einer lebensgefährlichen Lungeninsuffizienz .
Heutiges Verständnis der Blutgerinnung
Für Prof. Tsakiris sind diese Erkenntnisse spannend, seine wissenschaftlichen Hauptinteressen gelten jedoch den Thrombozytenstörungen, der Diagnose und Behandlung von Blutungsstörungen und der Thrombophilie. Seit 2021 ist Tsakiris, der eine Professur für Hämatologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Basel hat, bei SYNLAB. Er sagt: «Mittlerweile hat die Gerinnung in der Evolution mehr als genug Zeit gehabt, um sich weiter zu entwickeln und zu adaptieren.» Das komplexe biologische System, in dem mehr als zwanzig spezifische Gerinnungsenzyme kaskadenartig untereinander liegen, interagiert mit Blutzellen und Gefässkomponenten. Das Ziel: am Schluss einen Fibrinthrombus zu produzieren, der effektiv die Blutstillung bewirkt. «Live erleben wir das jedes Mal, wenn eine kleine blutende Verletzung nach 2-3 Minuten gestoppt wird», so Prof. Tsakiris. Diese Reaktionen obliegen einem feinen regulierenden System von positiven und negativen Wirkungen, sodass am Schluss der Thrombus und die Blutstillung nur dann erbracht werden und nur dort ablaufen, wo sie gebraucht werden.
Abweichung führt zu Blutungsneigung
Und wie es in der Natur üblich ist, gibt es hier auch ab und zu kleine oder grosse Abweichungen. Dazu Prof. Tsakiris: «Fehlt oder funktioniert ein Gerinnungsenzym nicht richtig, dann ist die Thrombusbildung bzw. die Blutstillung nicht effizient, klinisch eine Blutungsneigung.» Wird eine Komponente des Regulierungssystems betroffen, dann laufen die aktivierenden Reaktionen unaufhaltsam weiter, es kommt zu unkontrollierten Thrombosen, die Thrombophilie.
Moderne Labordiagnostik deckt Abweichungen auf
Die Labordiagnostik ist hier essenziell, um die Abweichung aufzudecken und die Wege der Behandlung zu zeigen. Die gezielte Abklärung «Blutungsneigung oder Thrombophilie» sind spezifische Bestandteile im Portfolio der SYNLAB Suisse SA. Dem Laborbefund wird eine integrative Interpretation und eine Gewichtung der Abweichung durch unsere Experten der Hämatologie/Hämostase beigefügt. Die Fragestellung, ob hier eine Abweichung der Gerinnung vorliege und welche, wird somit auf eine personalisierte Art für die Patienten behandelt.
Über Prof. Dr. Dimitrios Tsakiris
Prof. Dr. Dimitrios Tsakiris verfügt über eine Zulassung für klinische Hämatologie (FMH) und Laborhämatologie (FAMH). Er hält seit 2004 eine Professur für Hämatologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Basel, Schweiz, und war Leiter der Abteilung diagnostische Hämatologie/Hämostase am Universitätsspital Basel (2014-2021). Seit 2021 ist er Direktor Thrombose und Hämostase sowie Co- Leiter Hämatologie bei SYNLAB Suisse SA. Seine wissenschaftlichen Hauptinteressensind Thrombozytenstörungen, Diagnose und Behandlung von Blutungsstörungen und Thrombophilie sowie Störungen der Hämostase und Endothelzellen nach Stammzelltransplantation
Dr. Sc. biol. Viviana Rossi
FAMH Spezialistin Labormedizin
Laboratory Department Head Hematology, Immunology
DR. MED. MARIO UHR
FMH/FAMH Hämatologie, FMH Innere Medizin
Co-Director Hematology/Hemostasis
Dr. med. Leda Leoncini
FMH/FAMH Hämatologie, FMH Innere Medizin
Laboratory Scientist
Dr. med. Massimo Garatti
Facharzt für Kinderheilkunde und Facharzt für Klinische und Labor-Hämatologie
Laboratory Scientist
Über die SYNLAB
Die SYNLAB-Gruppe ist der führende Anbieter von medizinisch diagnostischen Dienstleistungen in Europa. SYNLAB bietet ein umfassendes Angebot an innovativer und zuverlässiger medizinischer Diagnostik für Patienten, praktizierende Ärzte und Kliniken. Als Anbieter des höchsten Leistungsniveaus in der Branche ist SYNLAB der Partner der Wahl für medizinisches Fachpersonal.
In der Schweiz ist die SYNLAB Suisse SA an über 20 Standorten vertreten und beschäftigt über 660 Mitarbeitende, die sich täglich für das Wohl der Patienten einsetzen. Als kompetenter Ansprechpartner für unser vollständiges Portfolio medizinischer Labordienstleistungen ist der persönliche Kontakt zu den Kunden ein Markenzeichen von SYNLAB.