Das Gesundheitswesen ruht nie. Das wird auch über die kommenden Feiertag nicht anders sein. Das Jahr geht also vielerorts bei laufendem Betrieb zu Ende. Es war ein betriebsames Jahr, in dem in der Gesundheitsbranche so einiges passiert ist: drohende Spitalschliessungen, neue Zulassungsbeschränkungen für Medizinerinnen und Mediziner, Pläne für Tarifstrukturen, mangelhafte chirurgische Eingriffe, expandierende Spitalgruppen, fehlende oder exorbitant teure Medikamente, Entlassungen und Streitigkeiten - um nur einige Dinge aufzuzählen.
Hinter all diesen Schlagworten stehen Menschen, die das Gesundheitswesen in der Schweiz geprägt haben. Medinside hat bei seinen Leserinnen und Lesern im Rahmen einer Umfrage folgende Frage gestellt: «Wer gehörte 2019 zu den Branchenveränderern, Meinungsbildnern und Persönlichkeiten im Schweizer Gesundheitswesen?» Jede teilnehmende Person konnte eine Person nennen. Insgesamt haben 2 500 Personen an der Umfrage teilgenommen.
Wer belegt die ersten drei Plätze (wer auf den Rängen vier bis zehn klassiert ist, können Sie in
diesem am Montag publizierten Artikel nachlesen)? Hier die Rangliste in aufsteigender Reihenfolge.
Platz 3: Enea Martinelli
Der
Berner ist Spitalapotheker der FMI AG, die im Berner Oberland in zwei kleine Regionalspitäler betreibt. Es ist kein Posten mit überregionaler Strahlkraft, eigentlich. Dennoch ist Martinelli, der bis vor einem Jahr auch die BDP des Kantons Bern präsidierte, zu einer in der Branche bekannten und medial vielzitierten Person geworden. Der Grund: Martinellis Kampf gegen Lieferengpässe bei Medikamenten, die 2019 einen Rekordwert erreicht haben. Im
Interview mit
Medinside kritisierte er vor einem Jahr die fehlende Transparenz der Lieferanten und das fehlende Problembewusstsein der Hersteller. Letztere gefährdeten die Patienten.
Martinellis Engagement hat auch die Leserschaft von Medinside überzeugt: Für 8,2 Prozent der Umfrageteilnehmenden ist Martinelli die Gesundheitspersönlichkeit des Jahres 2019. Das bringt dem Interlakner Rang drei ein. (bwg)
Brida von Castelberg. | zvg
Platz 2: Brida von Castelberg
19 Jahre lang war sie Chefärztin an der Zürcher Frauenklinik; 2012 wurde sie pensioniert. Seither hat sie im Gesundheitswesen weitere, tiefe Spuren hinterlassen. Etwa mit ihrem Engagement für Frauen in der Medizin. Auch als Mitglied der bundesrätlichen Expertengruppe, die Sparvorschläge für das Gesundheitswesen erarbeitete, sorgte sie für Schlagzeilen.
Von Castelberg hat sich dabei unter anderem für den Experimentierartikel stark gemacht und eine Plafonierung des Kostenwachstums angeregt. Zu den Fallpauschalen sagte sie in einem Interview, dass diese den Anreiz schafften, die Patienten aus finanziellen Gründen kränker zu machen als sie seien.
Bei der Medinside-Umfrage stimmten 12,7 Prozent für Brida von Castelberg als Persönlichkeit des Jahres. Das reichte mit sattem Vorsprung auf Martinelli für den zweiten Platz. (bwg)
Platz 1: Antoine Hubert
Antoine Hubert ist nicht nur VR-Präsident des Swiss Medical Network - er ist praktisch das Swiss Medical Network (SMN). Der gebürtige Walliser ist Mehrheitseigentümer - und der starke Mann im Unternehmen - das ist im SMN-Mutterhaus, der Aevis Vitoria AG, nicht anders. Bei Hubert laufen die Fäden zusammen. Der Präsident zögert aber auch nicht, an vorderster Front ins Geschehen einzugreifen. Etwa wenn er als Leserbriefschreiber Artikel über seine Spitalgruppe online kommentiert.
Die
Zeiten, in denen die Genolier-Gruppe - wie das SMN einst hiess - auch immer wieder mal für Negativschlagzeilen sorgte, scheinen der Vergangenheit anzugehören. Im abgelaufenen Jahr machte Huberts Privatspitalgruppe vor allem mit ihren Akquisitionen von sich reden. So wurden Kliniken in
Rapperswil und in der
Berner Vorortsgemeinde Gümligen zugekauft. Und in Schaffhausen übernahm das SMN gar eine Klinik vom grossen privaten Mitbewerber, der Hirslanden-Gruppe. 19 Einrichtungen fungieren nun unter dem Dach des SMN. Seit der Gründung 2002 kam im Schnitt fast jedes Jahr eine neue Klinik zum Portfolio dazu.
Und es sollen noch mehr werden. Dabei will sich die Spitalgruppe, die traditionell im Geschäft mit Privatpatienten stark ist, auch in neue Felder versuchen. Sie interessierte sich etwa mehrfach für öffentliche Spitäler, die kurz vor der Schliessung standen. So etwa im st.gallischen Flawil oder im Kanton Bern (Zweisimmen und Moutier).
Bisher aber vergeblich.
Dennoch: Dem SMN gelingt das, woran sehr viele anderen Spitäler scheitern:
Die Spitalgruppe schreibt Margen, von denen die meisten Mitbewerber kaum zu träumen wagen. Das sorgt für Bewunderung - aber auch Argwohn - und die Expansionen für
Ängste.
Unter dem Strich resultierten aus Huberts Wirken 18,6 Prozent der Stimmen bei der Medinside-Umfrage. Das reichte zum souveränen ersten Rang. Der Träger des von der Leserschaft vergebenen Medinside-Awards 2019 heisst Antoine Hubert. Herzliche Gratulation! (bwg)