Inselspital: Fortschritt in der Spitalhygiene

Geräte zur Regulierung der Körperwärme bei Herzoperationen können gefährliche Keime übertragen. Infektiologen des Inselspitals haben eine Lösung zur Vermeidung der Infektionen gefunden.

, 15. November 2016 um 09:37
image
Das aus Lungenentzündungen bekannte Bakterium M. chimaera ist im Wasser heimisch. Bislang unbekannt war, dass es im Wasserdampf auch über die Luft übertragbar ist. Auf diesem Weg infizierten sich weltweit mindestens 70 Patienten während einer Herzklappen-Operation oder Herz-Transplantation mit dem Keim. Weil erst Monate bis Jahre später Symptome auftreten, war der Übertragungsweg bislang unklar. 
Infektiologen des Berner Inselspitals haben nun gemeinsam mit Zürcher Kollegen die Quelle des Bakteriums gefunden: Es sind weit verbreitete Geräte zur Regulierung der Körperwärme des Patienten, die im Verbund mit Herz-Lungen-Maschinen eingesetzt werden. Werden die Apparate jedoch von der Luftzirkulation des Operationssaals isoliert, kann die Gefahr beinahe vollständig eliminiert werden. 

Inselspital als Vorreiter

«Die sicherste Lösung ist, die Geräte in einem Nebenraum mit separater Luftzirkulation unterzubringen», schreibt das Inselspital in einer Mitteilung. Es handhabt dies bereits seit 2011 so, als vier neue Herz-Operationssäle in Betrieb genommen wurden. Zudem wird ein Gerät verwendet, welches keinen Wasserdampf abgibt. «Dank dieser Massnahmen gab es am Inselspital keine Fälle von M. chimaera-Infektionen, und es sind auch keine zu erwarten», heisst es. 
Rami Sommerstein, Oberarzt der Universitätsklinik für Infektiologie und Erstautor der Studie, erarbeitet nun zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit verbindliche Schweizer Richtlinien zur Vermeidung der Infektion aus. Laut Thierry Carrel, Direktor Herz- und Gefässchirurgie am Inselspital, fehlt die hygienische Trennung von OP-Saal und Temperaturregulationsgerät in den meisten herzchirugischen Operationssälen. Die internationale Studie von Rami Sommerstein treffe einen «empfindlichen Nerv der Spitalhygiene». 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

LabPOCT: Ein Werkzeug für all Ihre Laborgeräte

Mit dem System LabPOCT bietet Sonic Suisse ein Cockpit, mit dem Sie sämtliche Analysen verwalten können – sowohl das eigene Praxislabor als auch das externe Sonic Suisse-Labor.

image

KSBL: Zwei Spitäler? Oder ein neues? Der Entscheid fällt 2026.

Die Regierung von Baselland präsentiert ein Rahmenprogramm für die Gesundheits-Versorgung. Sie prüft dabei auch ein Darlehen, damit das Kantonsspital über die nächsten Jahre kommt.

image

Die IS-H-Alternative bereits im Hause

Universitätsklinikum Köln deckt Prozesse von der Aufnahme bis zur Abrechnung in ORBIS ab.

image

CHUV: Claire Charmet folgt auf Nicolas Demartines

Nach einem langen Verfahren holt das Waadtländer Kantons- und Unispital seine neue Generaldirektorin vom Neuenburger Kantonsspital RHNe.

image

KSA: Erster sondenloser Zweikammer-Herzschrittmacher implantiert

Innovation in der Kardiologie: Am Kantonsspital Aarau wurde der erste sondenlose Zweikammer-Herzschrittmacher implantiert.

image

Im Emmental entsteht ein neues Gesundheitsnetz

Hinter dem Zusammenschluss stehen das Spital Emmental, Spitex- und Langzeitpflege-Institutionen.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.