«Jedes Spital muss auf etwas verzichten, das es bisher anbot»

Heute wurde die neue, überarbeitete Berner Spitalliste publiziert. Dafür gibt es ein Lob von der Gesundheitsökonomie.

, 10. Mai 2019 um 14:28
image
In den auf der Berner Spitalliste aufgeführten Institutionen wird es in den kommenden 30 Tagen betriebig zu und her gehen. Nicht unbedingt in den Operationssäle und Bettenzimmer, sondern in den strategischen Führungsabteilungen. Denn die Spitäler müssen entscheiden, ob sie mit den Änderungen auf der Spitalliste einverstanden sind, welche sie direkt betreffen.
Die bernische Gesundheitsdirektion (GEF) hat am Freitag die neue kantonale Spitalliste erlassen. Sie tritt am 1. Juli in Kraft. Die Anforderungen dazu wurden dabei erstmals seit fünf Jahren grundlegend überprüft und angepasst. 
In mehreren Bereichen wurden die Anforderungen erhöht - etwa bei den Mindestfallzahlen pro Spital. Ebenso gelten teilweise höhere Anforderung an Ausstattung und den Personalschlüssel. Auf die ganz grossen Neuerung wurde aber verzichtet, wie Spitalamt-Chefin Annamaria Müller gegenüber von Medinside bestätigt. Die Neuerungen seien aus ihrer Sicht recht ausgewogen.
Lob vom Experten
Christoph Schöni vom Verband der öffentlichen Spitäler diespitäler.be, sagt auf Anfrage, die Anforderungen für die Spitalliste seien zusammen mit dem Kanton sowie dem Verband der Privatspitäler überarbeitet worden. Es habe einen Konsens gegeben.
Voll des Lobes ist Gesundheitsökonom Heinz Locher, der früher einst selbst für die bernische Spitalplanung zuständig war. Die Neuerungen seien im Gesamten positiv. «Die Richtung stimmt.» Nun gelte es, dies Vorgaben konsequent umzusetzen.
Welche Spitäler trifft es?
Doch welche Folgen haben die Anforderungen der neue Spitalliste für die 34 Spitalstandorte (fünf davon ausserhalb der Kantonsgrenze) und die beiden Geburtshäuser? Das ist offiziell noch nicht bekannt. Der Kanton Bern will mit der Publikation der eigentlichen Spitalliste bis zum Ablauf der 30-tägige Einsprachefrist zuwarten. Müller sagt einzig soviel: «Jedes Spital muss auf etwas verzichten, das es bisher angebot - sogar das universitäre Inselspital». Bei vielen Spitälern kämen aber auch zusätzliche Angebote dazu.
Sind Spitäler mit der neuen Spitalliste nicht einverstanden und reichen Beschwerde ein, bleibt für sie die alte Liste vorerst in Kraft. Dies bis ein rechtsgültiges Urteil vorliegt. Beim Spitalamt geht man davon aus, dass es bis zu zwei Jahre dauern würde, bis ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vorliegen würde.
Hier können alle Anpassungen bei den Vorgaben für die neue Berner Spitalliste nachgelesen werden.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.