OP-Assistent begeht erschütterndes Tötungsdelikt

Ein Operationsassistent tötet im Kanton Aargau seine drei Kinder – und sich selbst. Im Vordergrund steht eine medikamentöse Vergiftung.

, 3. November 2020 um 07:26
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Am Montag wurden in einem Einfamilienhaus in Buchs im Kanton Aargau vier Personen tot aufgefunden. Bei den Opfern handelt es sich um den 37-jährigen Familienvater und seine drei Kinder im Alter von 3, 11 und 13 Jahren, wie die Kantonspolizei Aargau mitteilte.
Nach bisherigen Ermittlungen hat der Vater seine drei Kinder und danach sich selbst getötet. Motiv und Tathergang sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Aufgefunden wurden die Verstorbenen durch die Ehefrau des Tatverdächtigen, als sie bei der Rückkehr von der Arbeit den gemeinsamen Wohnort betrat, wie die Polizei weiter mitteilte.

Arbeitete im Raum Baden

Der Mann war gemäss Recherchen als technischer Operationsassistent bei einer Tagesklinik für ambulante Eingriffe im Raum Baden tätig. Er hatte dort seit 2016 die Gesamtleitung OP inne. Sein Arbeitgeber hat sein Profil inzwischen auf der Webseite der Klinik entfernt.  
Aufgrund der bisherigen Ermittlungen kann man den Einsatz einer Waffe ausschliessen, steht in der Mitteilung der Polizei weiter zu lesen. Die Obduktionen haben laut Staatsanwaltschaft gezeigt, dass drei der vier Toten mutmasslich an einer medikamentösen Vergiftung gestorben sind; ein Todesopfer wurde offenbar erstickt.

Nicht im Affekt begangen

Welche Substanz dabei wohl verwendet wurde, ist noch unklar*: Die toxikologischen Befunde stehen noch aus. Die Untersuchungsbehörden gehen ferner davon aus, dass die Tat nicht im Affekt begangen wurde.
Es kommt immer wieder vor, dass im Gesundheitswesen tätige Fachleute Medikamente und Betäubungsmittel missbräuchlich verwenden. Ob dies hier der Fall war, wird sich aber erst noch zeigen müssen.

Arbeitgeber zeigt sich tief betroffen

Der Arbeitgeber des Mannes zeigt sich in einer Stellungnahme tief betroffen über die Nachricht und drückt den Angehörigen das tiefste Beileid aus. 
Aus Rücksicht zu den Mitarbeitenden war der Chirurgiebetrieb gestern geschlossen, am Dienstag wurde aber auf ausdrücklichen Wunsch aller Mitarbeitenden die Arbeit wieder aufgenommen. 
«Für eine professionelle psychologische Unterstützung aller Mitarbeitenden haben wir gesorgt», steht in der Mitteilung weiter zu lesen. 
*Gemäss Recherchen des Regional-Senders TeleM1 soll es sich dabei um das Narkosemedikament Propofol handeln (Nachtrag vom 17. November 2020)
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