In einer Medienmitteilung schlägt der Schweizer Berufsverband der Pflegefachpersonen (SBK) am Donnerstag Alarm. Auch die Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) und die Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) sind alarmiert. Die Gesundheitsversorgung in der Deutschschweiz sei gefährdet und auch in der französischen Schweiz stiegen die Corona-Fallzahlen, schreibt die Berufsorganisation SBK. Die Spitäler seien zunehmend mit Corona-Patienten überlastet, das Personal auf den Notfall- und Intensivstationen und die Betten werden knapper.
«Wenn nicht schnell massive und wirksame Massnahmen beschlossen werden, werden Ärztinnen und Ärzte Triage-Entscheidungen fällen müssen.» Auch die SGI und die SAMW schliessen eine Triage «für die kommende Zeit» nicht aus.
Der SBK fordert Bevölkerung und die Politik deshalb dringend dazu auf, sofort zu handeln: Kontakte auf ein Minimum zu beschränken, Hygiene-Massnahmen, Gratistests, Booster-Impfung für alle und wirksame Schutzkonzepte für Schulen.
SBK will keine Zwangsrekrutierungen
Für den Berufsverband SBK ist klar: Der Schutz des verbleibenden Personals müsse im Mittelpunkt stehen: Es gilt die Arbeitsgesetz zwingend vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten, Schwangere und Risikogruppen zu schützen und das Verbot, Pflegende aus Quarantäne und Isolation frühzeitig zum Arbeiten zu holen.
Auf keinen Fall dürfe es zu Zwangsrekrutierungen oder Zwang kommen, das Pensum zu erhöhen, so der Berufsverband weiter. Die Gesundheit des Personals stehe auf dem Spiel.
Ausgestiegene zurückholen
Der SBK bringt noch weitere Vorschläge: So sollen aus dem Beruf Ausgestiegene kontaktiert und mit angemessenen finanziellen Angeboten zur Entlastung motiviert werden. Das sind gemäss der Berufsorganisation rund 10'000 Personen, die in den letzten Jahren den Beruf verlassen haben.
Besonders der letzte Vorschlag hat es in sich: Der SBK fordert eine finanzielle Anerkennung. «Jetzt!», steht in der Mitteilung. Die Rede ist von 1'000 Franken Sofortzulage pro Monat, solange die Pandemie andauere. Bei rund 65'000 Pflege-Mitarbeitenden ergibt das alleine für die Akutspitäler 65 Millionen Franken Mehrkosten pro Monat. Wer das bezahlen soll, lässt der Verband aber offen.