Der Walliser Datenschutzbeauftragte Sébastien Fanti hat dem Kanton Wallis empfohlen, die Einführung des elektronischen Patientendossiers auszusetzen. Grund dafür sind Sicherheitsbedenken. Daraufhin stoppte die Walliser Gesundheitsdirektorin Esther Waeber-Kalbermatten die ursprünglich für heute – 1. September 2015 – geplante Einführung.
Das elektronische Patientendossier erfülle nicht alle Kriterien, um die Sicherheit der persönlichen Daten zu schützen, heisst es in einem Bericht der Zeitung
«Le Temps». Das
Projekt Infomed wird nun vom einem externen Auditor Dominique Vidal, Gründer von
SecuLabs, geprüft. So lange bleibt die Einführung suspendiert.
«Zum Teil schwerwiegende Sicherheitsprobleme»
Auslöser war eine Aktion der Piratenpartei: «Mit einfachen und öffentlich verfügbaren Mitteln»,
so gab die Organisation gestern bekannt, habe man «zum Teil schwerwiegende Sicherheitsprobleme in der Verschlüsselung der Webseiten (SSL/TLS) ausmachen» können – und zwar sowohl beim Walliser als auch beim
Genfer Patienten-Dossier-System; dieses war bereits 2013 eingeführt worden.
Guillaume Saouli, Co-Präsident der Piratenpartei Schweiz, spricht von einer «Schlamperei», welche die «Intimsphäre der Patienten in grosse Gefahr» bringe. Es sei «inakzeptabel, wenn eine völlig neue Plattform nicht einmal die aktuell zwingendsten Sicherheitsanforderungen erfüllt».
Wer kriegt welche Daten?
Das Walliser Dossier war
erst am vergangenen Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Das Wallis präsentierte sich dabei als Vorreiter und nach Genf als zweiter Kanton der Schweiz, der das elektronische Patientendossier einführt. Die Behörden bezeichneten den Zugang bei der Präsentation als «äusserst sicher».
Vorgesehen ist, dass die Patienten selber entscheiden, welchen Ärzten und Spitälern sie Zugriff auf ihr Dossier geben möchten: Untersuchungsergebnisse, Medikamenteneinnahme, Austrittsschreiben des Spitals – solche Daten werden auf Infomed versammelt und können von den betreuenden Ärzten, Spitälern und Gesundheitsfachpersonen eingesehen werden.
Doppeluntersuchungen sollen vermieden werden
Das elektronische Patientendossiers soll helfen, medizinische Fehler zu minimieren und Doppeluntersuchungen und -verschreibungen auszumerzen.
Um sein elektronisches Dossier zu aktivieren, muss der Patient seine Zustimmung erteilen. Alle Patienten und Gesundheitsfachpersonen erhalten einen persönlichen Code, der ihnen den Zugang zur Plattform ermöglicht.
Als erstes sollten im Wallis die Ärzte mit eigener Praxis und die Spitäler an Infomed teilnehmen – mit Start am 1. September. In einem zweiten Schritt sollen andere Gesundheitsakteure integriert werden – etwa Pflegeheime, sozialmedizinische Zentren, Apotheken, Physiotherapeuten oder Laboratorien.
Die Beteiligung ist für Ärzte mit eigener Praxis, Apotheken oder Physiotherapeuten etc. freiwillig. Für vom Kanton subventionierten Einrichtungen und Institutionen wird die Teilnahme obligatorisch sein.