Schweizer Ärzte melden nicht einmal jeden zweiten Corona-Fall

Wegen der Missachtung der Meldepflicht fehlen wichtige Informationen zur Epidemie. Nun wird der Druck auf die Ärzteschaft erhöht.

, 17. August 2020 um 09:21
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Coronafälle müssen dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) doppelt gemeldet werden. Zum einen vom untersuchenden Labor, zum anderen vom behandelnden Mediziner. Die Gegenüberstellungen der Meldungen zeigt, dass die Ärzte ihrer Meldepflicht ungenügend nachkommen. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, meldete die Ärzteschaft nicht einmal jede zweite Ansteckung.
Dazu wurden alle zwischen dem 16. Juli und dem 13. August gemeldeten Neuansteckungen ausgewertet. Von den 4330 Fällen hatten die Ärzteschaft nur 2030 rapportiert. Die tiefe Quote erstaunt auch deshalb, weil das BAG die Medizinerinnen und Mediziner wiederholt auf ihre Pflicht aufmerksam gemacht hat.

Wichtige Angaben fehlen

Ohne die Meldungen per Ärzteformular fehlen zentrale Informationen zu den Erkrankungen und folglich auch wichtige Informationen zur Epidemie. So etwa die Symptome und Risikofaktoren. Auch, ob eine Hospitalisierung erfolgte oder ein Patient verstorben ist. Auch die Zahlen zu den Ansteckungsquellen werden auf diesem Weg erhoben.
Gemäss Epidemiegestz könnten fehlbare Mediziner mit einer Busse von bis zu 5000 Franken bestraft werden. Darauf verzichtet man beim BAG aktuell. Man nimmt nun die Kantone beziehungsweise die Kantonsärzte in die Pflicht. Diese müssen nun bei der Ärzteschaft die ausstehenden Berichte nachforderen. 
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