Schwieriger Patient? Machen Sie Schluss!

Es kommt häufiger vor als man denkt: In den USA haben neun von zehn Hausärzten schon einmal einen Patienten auf die Strasse gestellt.

, 16. Mai 2017 um 15:51
image
  • ärzte
  • praxis
Es gibt Ratgeber zuhauf für den Umgang mit schwierigen Patienten. Der Arzt, so die Empfehlung, muss geduldig sein, immer verständnisvoll reagieren und möglichst alles mit Humor nehmen. Dass er einfach mal seinem Ärger Luft macht, wird kaum nicht in Betracht gezogen. 
Eine neue Umfrage bei knapp 800 Grundversorgern stellt den Langmut von Ärzten in einen neuen Kontext: 9 von 10 Ärzten haben schon einmal einem Patienten gekündigt und ihm beschieden, er solle sich in der Praxis nie wieder blicken lassen. 

Von Gewalt bis Zahlungsverzug

Die im Fachjournal «JAMA Internal Medicine» veröffentlichte Studie nennt die häufigsten Gründe, warum Ärzte die Beziehung zum Patienten beenden:

  • Patient ist gewalttätig oder verhält sich gegenüber dem Arzt und dem Praxispersonal unangemessen
  • Patient befolgt Regeln im Umgang mit chronischen Krankheiten und Medikamenten nicht 
  • Patient hält sich nicht an vereinbarte Termine
  • Patient missachtet medizinische Empfehlungen (Medikation, Labortests)
  • Patient missachtet Empfehlungen über Lebensstil (Sport, Rauchen, Diät)
  • Patient hält Zahlungsbedingungen nicht ein
  • Patient umgeht Arzt und sucht selber Spezialisten oder Notfall auf
Laut Studienautorin Ann O'Malley sind das alles legitime Gründe, einen Patienten auf die Strasse zu stellen. 


Es gibt aber auch kontroverse Gründe für die Beendigung einer Patientenbeziehung. Etwa, wenn ein Kinderarzt ein Kind behandelt, dessen Eltern Impfgegner sind. 
Ann O'Malley, Kaylyn Swankoski, Deborah Peikes et al: «Patient Dismissal by Primary Care Practices» - in: «JAMA Internal Medicine», Mai 2017
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Und noch ein Notfall steht auf der Kippe

Im Hausarzt-Notfall Seeland haben über ein Viertel der Ärzte gekündigt – «aus Frustration».

image

Notfallpauschalen: Politiker machen Druck auf Versicherer

Im Ständerat fordert eine erste Motion höhere Tarife für Notfalleinsätze und Permanencen.

image

Zürich: Teil-Einigung im Tarifstreit, Taxpunktwert steigt um 2 Rappen

Die Ärztegesellschaft des Kantons Zürich einigte sich mit HSK und CSS auf einen Wert für die ambulant tätigen Mediziner.

image

Notfallpauschalen: Bundesrat kann nichts tun

Die Landesregierung sieht keine Möglichkeit, dass Bern kurzfristig eingreift. Allerdings wird sie im Tardoc-Verfahren speziell auf die Dringlichkeits-Entschädigungen achten.

image

Cyberattacke auf Praxisgruppe Vidymed

Die Waadtländer Gruppe kämpft mit den Folgen eines Cyberangriffs, der ihre IT-Systeme lahmlegte. Ein Krisenstab sucht allfällige Datenlecks.

image

Krise bei Permanencen und Praxen: Wird der Bundesrat aktiv?

Was bewirkt der Bundesgerichts-Eingriff bei den Notfall-Entschädigungen? Was kann die Politik tun? Dazu muss die Landesregierung am Montag Stellung nehmen.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.