Das Bundesamt für Statistik (BFS) meldet der Organisation OECD jeweils detaillierte Zahlen zum Pflegepersonal. «Diese Zahlen sind falsch», sagt der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK). Der Grund: Das BFS rechnet zu den rund 91‘000 diplomierten Pflegefachpersonen gut 50‘000 Pflegende hinzu. Diese verfügen dem SBK zufolge aber weder über ein HF-Pflegediplom noch über einen FH-Bachelor Pflege.
Würde das Bundesamt nur die Zahl der diplomierten Pflegefachkräfte melden – wie das Deutschland, Österreich, Irland, England, Italien oder Frankreich machen – käme man auf etwas über 11 Pflegefachpersonen pro 1'000 Einwohner – und nicht auf fast 18. Die Statistik suggeriert laut dem Berufsverband einen Überschuss an Pflegefachpersonal, der von Mitgliedern kritisiert und von der Presse angefragt wird.
SBK geht an die Öffentlichkeit
Das BFS zeige sich leider absolut uneinsichtig und weigere sich, seine Berichterstattung zu verbessern, schreibt
der SBK auf seiner Webseite. «Das Bundesamt für Statistik liefert Munition für Fake News», steht im Titel der Meldung. Dies, weil die Zahlen oft zitiert oder im politischen Gefecht angeführt werden.
Der Berufsverband hat sich nun entschieden, mit dem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen und unter anderem den Briefwechsel zwischen dem BFS und dem SBK zu publizieren (siehe unten). Ferner möchte der Verband den zuständigen Personen im Bundesamt den Unterschied zwischen einer diplomierten Pflegefachfrau und einer Fachfrau Gesundheit aufzeigen – anhand eines Praxisbesuches.
Definitionsfrage: Funktion oder Ausbildung?
Für das BFS ist der Kern des Problems die internationale Vergleichbarkeit, die Definitionen und die lnterpretation der Resultate. Die Differenzen in den Zahlen zur Pflegedichte haben laut dem Bundesamt für Statistik damit zu tun, dass die OECD eine umfassendere Definition von «nurses» verwendet.
Zu den «nurses» zählen nicht nur akademische Pflegefachpersonen (professional nurses), sondern auch nicht akademische Pflegefachkräfte (associate professional nurses). Entscheidend seien dabei primär die Funktionen der Pflegepersonen und nicht deren Ausbildung.