Der 45-jähriger Maurer hatte einen schweren Unfall. In der Rehaklinik Bellikon wurde sein Knieschaden behandelt – und gleichzeitig sein Wiedereinstieg in den Beruf vorbereitet. Ähnlich ging es dem arbeitslosen Hilfsarbeiter, der einen Bandscheibenvorfall erlitten hatte. Die Klinik half beim Abklären: Auf welche Stellen kann, soll, muss oder darf er sich wieder bewerben?
Umschulung für den Bäcker mit Mehlstauballergie?
Oder die 38-jährige Floristin, die mit der Diagnose Multiple Sklerose (MS) in der Rehaklinik lag. Was waren ihre beruflichen Aussichten? Wie sollte sie mit dem Arbeitgeber verhandeln? Und der 58-jährige Bäcker mit der Mehlstauballergie: Würde sich eine Umschulung lohnen? Und wenn ja: Wo hatte er Chancen, eine Stelle zu erhalten?
In der Rehaklinik Bellikon bedeutet Rehabilitation mehr als in anderen Kliniken in der Schweiz. Nämlich auch die berufliche Wiedereingliederung. Ist das nach einem schweren Unfall oder einer Krankheitsdiagnose nicht eine vernachlässigbare Frage?
Gut für die Genesung
Nein, haben die Klinikverantwortlichen festgestellt. Oft taucht die Sorge um die berufliche Zukunft bereits sehr früh auf: «Die Wiederaufnahme der Arbeit hat für verunfallte oder erkrankte Personen einen zentralen Stellenwert», stellt Jonas Meier, Leiter Kompetenzzentrum berufliche Eingliederung der Rehaklinik Bellikon, immer wieder fest. Sogar noch mehr: Wenn die Patienten bereits früh über ihre berufliche Zukunft reden können, fördere das den Genesungs- und Rehabilitationsprozess.
Die Klinik bietet deshalb bereits in einem frühen Stadium Beratungen an. Dazu kommen je nachdem berufsorientierte Therapien, berufliche Abklärungen, Berufsberatung oder Jobcoaching.
Partnerspitäler in Zürich, Aarau
Angemeldet werden die Patienten von den behandelnden Ärzten der Partnerkliniken: nämlich des Universitätsspitals Zürich und des Kantonsspitals Aarau. Neu können auch Basler Patienten profitieren. Für sie findet die «Sprechstunde Wiedereingliederung» im Begegnungszentrum Cura in Basel statt.
Die Patienten werden von beauftragten Fachpersonen der Rehaklinik Bellikon. Diese haben eine Ausbildung in Case Management oder als Berufsberater. Die Rehaklinik will auf diese Weise frühzeitig die richtigen Beteiligten zu aktivieren und so die Weichen stellen, damit die Patienten nicht zu lange untätig bleiben müssen. Damit, so die Hoffnung, könnten auch die Versicherungen profitieren: Die Renten-Leistungen lassen sich verkürzen oder sogar verhindern.
Für Bellikon ein Werbe-Argument
Für die Patienten und auch für die beteiligten Spitäler ist das Angebot gratis. Die Kosten trägt die Rehaklinik Bellikon. Sie profitiert insofern davon, dass sich die Patienten für die entsprechende Behandlung in dieser Klinik entscheiden.
Durch die Arbeit der Rehaklinik erhalten auch die Sozialversicherungen frühzeitig Informationen und können sich um die Eingliederung kümmern. Doch gehört das tatsächlich zu den Aufgaben einer Reha-Klinik?
Neue Perspektiven für die Patienten
Ja, sagt Gianni Roberto Rossi, CEO der Rehaklinik Bellikon. Solche speziellen Angebote entsprächen den aktuellen Trends und Ansprüchen des Gesundheitssystems, begründet er.
«Man zeigt jenen Patienten, die nach einem Unfall oder einer Krankheit ihre angestammte Tätigkeit voraussichtlich nicht mehr ausüben können, neue Perspektiven auf und unterstützt sie auf ihrem Weg zurück ins Berufsleben», erklärt Rossi gegenüber Medinside.
Schnelle berufliche Betreuung lohnt sich
Dass es gut ist, wenn Patienten nach der Reha möglichst schnell wieder zurück ins Berufsleben finden, zeigt auch eine Untersuchung der PK Rück. Diese Lebensversicherungsgesellschaft versichert Pensionskassen. Deren Erfahrungen zeigen: Arbeitsunfähige oder krankgeschriebene Personen lassen sich zu 80 Prozent wieder in den Arbeitsmarkt eingliedern, wenn sie spätestens 90 Tage nach ihrem Ausfall entsprechend betreut werden. Werden sie erst nach einem Jahr betreut, schwinden die Chancen der Betroffenen, wieder eine Stelle zu finden, auf gerade noch 20 Prozent.
Bellikon ist eine von zwei Rehakliniken der Suva
Zur Wiedereingliederung von verunfallten Menschen betreibt die Suva als einzige Unfallversicherung eigene Rehabilitationskliniken in Bellikon und Sion. In diesen Zentren werden nicht nur die körperlichen und psychischen Folgen des Unfalls behandelt, sondern auch die sozialen und beruflichen Aspekte in der Rehabilitation berücksichtigt.