Bestürzt erfuhr das Personal der Berner Spitäler Münsingen und Tiefenau letzte Woche: Ihre Stelle gibt es schon bald nicht mehr. Medinside berichtete
hier darüber.
Diese Hiobs-Botschaft ist schon schlimm genug. Aber es war noch schlimmer: Die Angestellten haben aus den Medien erfahren, dass ihr Arbeitsort wegrationalisiert wird. Erst zwei Stunden nach der Pressekonferenz wurden sie von ihren Vorgesetzten informiert. «Herzlichen Dank. Wieder einmal eine kommunikative Glanzleistung der viel zu hoch bezahlten Manager», kommentierte eine betroffene Pflegefachfrau das Vorgehen.
War die Börse wichtiger?
Die Insel-Sprecher versuchten, sich zu rechtfertigten: Weil die Insel seit 2021 Anleihen an der Börse hat, müsse das Spital das Börsenreglement berücksichtigen. Dieses besagt in der Tat, dass die börsenkotierten Unternehmen Tatsachen, die den Börsenkurs beeinflussen können, sofort öffentlich machen müssen.
Doch die Angestellten hätte man deswegen nicht erst später informieren müssen. Das sagt ein ehemaliger Pressesprecher, der einst in der gleichen Situation war. Als die Migros 1997 den Globus übernahm, sorgten der damalige Finanzchef und der Pressesprecher Thomas Bornhauser über Nacht dafür, dass die Mitarbeitenden noch vor den Medien und der Börse Bescheid wussten - damals noch ohne E-Mails und Smartphones.
«Negativ für die Konzentration»
Bornhauser rechnete in einem Online-Kommentar vor, wie die Insel den Ablauf hätte planen können: «Die Verantwortlichen hätten den Börsenschluss am Mittwoch abwarten können und dann über Nacht die Mitarbeitenden über die normalen Kommunikationskanäle informieren können. Den Medien hätte man eine Sperrfrist bis Donnerstagmorgen gesetzt.» So wären alle bei Eröffnung der Börse um neun Uhr morgens informiert gewesen.
Gegenüber den Medien räumt die Insel zwar ein, dass sie dieses Vorgehen geprüft, aber wieder verworfen habe. Und zwar deshalb, weil die Tragweite der Spitalschliessungen für die Angestellten so gross sei, dass es sich negativ auf die Konzentration auswirke, was für die Patientinnen und Patienten riskant sei. Aus diesem Grund, so sagte Mediensprecher Didier Plaschy der «Berner Zeitung» habe man den Zeitpunkt der Information der Angestellten so gewählt, dass die Sicherheit der Patienten möglichst gewährleistet gewesen sei.
Angestellte haben kein Verständnis
Eine seltsame Argumentation, finden die betroffenen Angestellten. Sie fragen sich: Ist die Patientensicherheit nachmittags um 16 Uhr grösser? Zudem dürfte die Konzentration der Angestellten kaum weniger strapaziert worden sein, als sie bereits um 14 Uhr gerüchteweise statt von offizieller Seite erfuhren, dass sie ihre Stelle verlieren werden.
Die Schliessung der beiden Insel-Spitäler Münsingen und Tiefenau betrifft rund 1000 Angestellte. Eine überwiegende Mehrheit der Mitarbeitenden soll an den anderen Standorten Inselspital, Aarberg, Belp, Heiligenschwendi und Riggisberg weiterbeschäftigt werden.
200 Angestellten wird gekündigt
Den Pflegefachleuten wird ein neues Stellenangebot innerhalb der Insel Gruppe garantiert. Ob sie das wollen, ist eine andere Frage – insbesondere nach dem Vorgehen der Insel-Verantwortlichen bei der Information über die Schliessungen.
Die Insel rechnet ausserdem mit Kündigungen für 200 Personen, die nicht in der Pflege tätig sind.