Spitalinfektionen: Octenidin-Waschungen senken Sepsis-Risiko deutlich

Intensivstationen sind als Hotspots für Infektionen. Eine grosse Studie zeigt nun, dass tägliche Octenidin-Körperwaschungen effektiv sein können – allerdings nicht gegen multiresistente Erreger.

, 17. November 2024 um 23:50
image
Octenidin-Waschhandschuh.
Ein deutsches Forscherteam hat auf 44 Intensivstationen untersucht, ob sich das Infektionsrisiko senken lässt, indem man die Patienten täglich mit Octenidin-getränkten Waschhandschuhen wäscht. Und die Ergebnisse waren deutlich: Tägliche Ganzkörperwaschungen mit diesem Hautantiseptikum senkten das Risiko für Sepsis um 17 Prozent.
«Unsere deutschlandweiten Studienergebnisse tragen dazu bei, die Sicherheit von Patientinnen und Patienten durch infektionspräventive Massnahmen auf Intensivstationen weiter zu verbessern», sagt Co-Erstautorin Tiffany Schaumburg; sie ist Ärztin und Hygienewissenschaftlerin am Universitätsklinikum Leipzig.
Octenidin wird bisher hauptsächlich zur Hautdesinfektion vor Operationen und Punktionen und für Ganzkörperwaschungen bei Patienten mit einem bestimmten multiresistenten Erreger genutzt. Der Vorteil des Wirkstoffes besteht darin, dass keine allergischen Reaktionen oder andere Nebenwirkungen bekannt sind.
In der Studie wurde die Zahl der Fälle mit Sepsis und multiresistenten Erregern verglichen, die erstens bei Verwendung von Octenidin-Waschhandschuhen aufkommen – respektive zweitens beim Einsatz eines Placebo. Auf den Intensivstationen von 23 Spitälern in ganz Deutschland analysierte man über 30 Monate die Daten von 93'400 Patienten mit 713'000 mikrobiologischen Testergebnissen.
Allerdings: Das Ganzkörperwaschen mit Octenidin imprägnierten Waschhandschuhen brachte keinen positiven Effekt bei den im Spital erworbenen multiresistenten Erregern.
Eine Idee hinter der Studie war, zu testen, wie sehr sich das – in Intensivstationen oft gängige – Chlorhexidin durch das populäre Octenidin ersetzen liesse. Und dies scheint in der Tat denkbar: «Die antiseptische Körperwaschung mit Octenidin könnte eine wirksame Massnahme zur Verhinderung von ICU-erworbener primärer Bakteriämie sein, insbesondere durch die Bekämpfung Gram-positiver Bakterien und Hautkommensalen», so ein Fazit der Studie.
Für weitere News aus der medizinischen Forschung besuchen Sie gern auch «med-report».

  • spital
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spital Thusis budgetiert nochmals deutlichen Verlust

Der Stiftungsrat der Gesundheit Mittelbünden sucht weiter nach neuen Wegen in die Zukunft.

image

Fragen statt suchen: Das Kantonsspital Baden hat nun eine KI-Webseite

Das KSB hat seinen Webauftritt umgebaut. Kernstück ist ein KI-Bot, der direkt die Fragen der Besucher beantwortet.

image

H+: Vorstand ist wieder komplett

Monika Jänicke, David Bosshard, Susanne Rodewald und Guido Speck sind neu im Vorstand des Spitalverbandes.

image

CHUV: Gericht schiebt IT-Beschaffung auf die lange Bank

Bevorzugen Schweizer Spitäler bei ihren Ausschreibungen für ein neues Klinikinformations-System den US-Anbieter Epic? Die Frage wird auch in der Romandie akut.

image

Unispitäler häuften 210 Millionen Franken Verlust an

«Wir sind hart vor der finanziellen Kante»: So der Befund von Werner Kübler, dem Direktor des Universitätsspitals Basel.

image

Auch Graubünden will Spitäler mit 100 Millionen stützen

Das Geld würde aber nicht direkt an die Betriebe gehen. Zudem sollen Spitäler leichter in Gesundheitszentren verwandelt werden können.

Vom gleichen Autor

image

In Deutschland droht der nächste Ärzte-Streik

60'000 Spitalärzte prüfen den Ausstand. Womit die Streikwelle in Europas Gesundheitswesen bald den nächsten Höhepunkt erreichen könnte.

image

Grundversorgung: Das möchten die Leute nicht

Mit Kiosken und KI-Diagnostik sollte in den USA das Gesundheitswesen revolutioniert werden. Jetzt wird das Multimillionen-Projekt abgebrochen. Der Fall zeigt: In der Grundversorgung ist menschliche Nähe unersetzlich.

image
Der KI-Ticker

Der Ticker: Wo KI das Gesundheitswesen verändert

Der selbstlernende Chirurgie-Roboter ++ Diabetes per Video erkennen ++ Modell schliesst von häufigen auf seltene Krankheiten ++ KI schreibt gute Arztbriefe ++ KI kann Qualitäts-Reporting ++