Spitex fordert beim «Hospital at Home» eine Hauptrolle

Der Spitex-Verband fürchtet, dass die Spitäler eigene Angebote für die Pflege zuhause aufbauen. Er will aber keine neue Konkurrenz.

, 16. August 2023 um 13:02
image
Spital-Behandlung zu Hause vom Spital Zollikerberg: Das «Visit»-Angebot. | zvg
«Diverse Kliniken treiben zurzeit ‹Hospital at home› voran», teilt der Verband Spitex Schweiz mit. Das sei zwar erfreulich. Aber der Verband fürchtet, dass die Spitäler neue Angebote aufbauen, statt die Spitex einzusetzen.

Spitäler sollen Spitex nehmen

Die Forderung des Verbands lautet deshalb: «Bei der Konzipierung und Umsetzung muss die Spitex eine zentrale Rolle spielen.»
Konkret sollen die Spitäler die ärztlichen Leistungen und die Spitex die pflegerischen Leistungen anbieten. Und sie sollen dabei von Anfang an zusammenarbeiten.

«Prädestiniert»

In jeder Gemeinde der Schweiz gebe es bereits Spitex-Organisationen, die insgesamt über 40‘000 Mitarbeitende beschäftigen. Deshalb sei die Spitex für «Hospital at Home» prädestiniert.
Die Spitex habe jahrzehntelange Erfahrung und kenne die Eigenheiten der häuslichen Pflege, wie zum Beispiel das Einhalten von Hygienemassnahmen in unterschiedlichen Wohnumgebungen.

Auch Krebs-Pflege möglich

«Dank dem medizinisch-technischen Fortschritt könne sie auch Krebs- und Psychiatrie-Patienten pflegen sowie Palliativ- und Wundpflege anbieten.
Der Verband fordert deshalb,
  • dass Spitäler und Kantone die Spitex von Beginn weg in «Hospital at Home»-Projekte einbeziehen und die Spitex-Organisationen als gleichberechtigte Partner bei «Hospital at Home» ansehen.
  • dass die Spitex ständig über die Behandlung informiert ist, künftig via das Elektronische Patientendossier EPD.
  • dass die Krankenkassen, Kantone und Gemeinden die Spitex für komplexe Leistungen angemessen entschädigen. Auch zusätzliche Leistungen und der Einsatz von technischen Hilfsmitteln, die aufgrund der weiteren Ambulantisierung auf die Spitex zukommen, müssten bezahlt werden.

Genf als Vorzeigebeispiel

Als Beispiel für die enge Zusammenarbeit von Spital und Spitex nennet der Verband das Angebot «Hospitalisation à Domicile»: Die Genfer Spitex versorgt im Auftrag eines Arztes Patienten bei sich zu Hause, die eigentlich hospitalisiert sein müssten.
Auch im Rahmen eines Pilotprojekts der Waadtländer Spitex wird die Präsenz von Pflegefachpersonen ausgebaut, welche nach einem Spitalaufenthalt die Rehabilitation zu Hause zu ermöglichen.

Baselbiet finanziert Klinik

Vor zwei Monaten wurde bekannt, dass das Baselbiet als erster Kanton ein Projekt der Klinik Arlesheim für «Hospital at Home» finanziert.
In der Schweiz wurde die Einführung von «Hospital-at-Home»-Angeboten bisher wegen der unterschiedlichen Finanzierung von stationären und ambulanten Leistungen erschwert. Weil der Kanton Basel-Landschaft mitzahlt, wird nun erstmals eine Finanzierung wie im stationären Bereich möglich. Der Kanton übernimmt 55 Prozent der Kosten, während die Versicherer 45 Prozent tragen.

  • pflege
  • hospital at home
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

GZO Spital Wetzikon: Der 38-Stunden-Test geht weiter

Das neue Arbeitszeitmodell half, in der kritischen Phase des Spitals die Fluktuation zu stabilisieren.

image

Langzeitpflege: Viel mehr Anbieter – aber weniger Heime

Der Pflegereport 2024 von Santesuisse zeigt einen deutlichen Anstieg der Pflegeausgaben.

image

Kantonsspital Winterthur hat eine neue Chief Nursing Officer

Doris Rathgeb wechselt vom Kantonsspital Frauenfeld als Leiterin des Pflegebereichs ans KSW.

image

Xund: Startschuss zur Ausbildungsoffensive

Die Zentralschweizer Kantone haben das Bildungszentrum mit der Umsetzung von 11 Projekten beauftragt.

image

Demente Pflegeheim-Bewohner: Zu viele Antipsychotika

In Pflegeheimen erhalten viele Demente umstrittene Medikamente. Obwohl andere Massnahmen mehr wirken würden.

image

KSSG: Es rumort weiter in der Pflege

Erneut gehen Pflegefachleute an die Öffentlichkeit und berichten von Abgängen. Das Kantonsspital St. Gallen relativiert.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.