Schon länger würden Daten vorliegen, wonach es im Berner Inselspital und auch in anderen Spitälern der Insel Gruppe zu überdurchschnittlich vielen Komplikationen komme: So lautet der Vorwurf, den die Online-Zeitung
«Infosperber» erhebt.
Doch weder der jetzt entlassene CEO Uwe E. Jocham noch der ebenfalls entlassene medizinische Direktor Urs Mosimann noch deren Vorgesetzte – Insel-Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver sowie Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg – hätten rechtzeitig durchgegriffen.
Der Vorwurf stützt sich auf Statistiken von Behandlungsresultaten, die der Nationale Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern (ANQ) seit einigen Jahren veröffentlicht.
Infektionen bei Dickdarm- und Hüftgelenk-OP
Danach erlitten im Erhebungszeitraum 2018 bis 2019 Patientinnen und Patienten im Inselspital nach bestimmten Operationen überdurchschnittlich häufig eine Infektion.
- So sei nach Dickdarm-Operationen die Infektionen um über die Hälfte häufiger als im Durchschnitt der Schweizer Spitäler (in 20,2 Prozent der Fälle gegenüber 12,8 Prozent).
- Auch nach Hüftgelenk-Operationen seien Infektionen deutlich häufiger als im Durchschnitt der Schweizer Spitäler (in 1,5 Prozent der Fälle gegenüber 1,2 Prozent) vorgekommen.
Zahlen wurden nicht besser
Die Verantwortlichen des Inselspitals hätten trotzdem keine Massnahmen zur Qualitätskontrolle ergriffen.
Denn in der jüngsten Erhebungsperiode des ANQ von 1. Oktober 2021 bis zum 30. September 2022 seien die Zahlen der Wundinfektionen nicht besser geworden.
Regierung ist zufrieden mit Insel
Die Medienstelle von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg sagt zu diesen Vorwürfen: Das Inselspital sei «immer sehr bemüht», Auffälligkeiten zu erklären und könne jeweils darlegen, «dass es proaktiv Massnahmen ergreift».
Ausserdem betont sie, dass sich die ANQ-Indikatoren nicht für Sanktionen gegenüber Institutionen mit schlechten Messergebnissen noch für Rankings oder Spitalranglisten eignen würden.
Pulver bestätigt «Herausforderungen»
Insel-Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver liess durch seine Medienstelle mitteilen: Es gebe Bereiche, «bei denen in der Tat Herausforderungen bestehen. Dort werden gemeinsam mit den involvierten Fachpersonen präventive Massnahmen geplant oder sind bereits umgesetzt.»
Bei den ungeplanten Rehospitalisationen werde zurzeit eine Methodik entwickelt, um die konkreten Ursachen zu identifizieren. Auch Pulver weist darauf hin, dass die Qualitätsindikatoren des ANQ «zu Fehlinterpretationen führen können».