Weniger Schichten im Spital: VZK-Präsident fordert «den grossen Wurf»

Mehr ambulante Behandlungen heisst weniger Drei-Schicht-Betrieb: Hier sieht Spital-Manager Christian Schär den entscheidenden Hebel gegen den Personalmangel.

, 21. November 2023 um 15:23
image
«Von der Pflästerlipolitik zum grossen Wurf»: Christian Schär, Präsident VZK, Direktor Careum  |  Bild: PD VZK
Dass die Spitäler personell immer enger dran sind und mittlerweile Betten oder gar ganze Stationen schliessen müssen: Es ist ein allzu bekannter Prozess. Für die Experten ist auch klar, dass wir es da mit einer grundsätzlichen und stetigen Entwicklung zu tun haben – einer Entwicklung, welche die Qualität der Versorgung ernsthaft bedrohen wird.
Christian Schär, der Präsident des Verbands Zürcher Krankenhäuser VZK, findet nun, dass Klein-Klein nicht mehr genügt: «Die jungen Leute wollen nicht ihr Leben lang im Drei-Schicht-System und an sieben Tagen die Woche arbeiten», sagte er in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger»: «Wir müssen das zur Kenntnis nehmen und von der Pflästerlipolitik zum grossen Wurf wechseln.»
Dieser Wurf beginnt laut Schär nicht einfach bei HR-Fragen oder bei Dienstplänen. Sondern die Spitäler müssten viel radikaler auf die ambulante Versorgung umstellen. Denn das ist nicht nur günstiger – sondern vor allem erfordert es keinen Schichtbetrieb.
  • Zum Thema: Das Klinikum Fürth testet als erstes grosses Spital in Deutschland die 4-Tage-Woche im OP-Betrieb.
«In den Niederlanden werden heute 70 Prozent der chirurgischen Eingriffe ambulant durchgeführt, in Frankreich 50 Prozent», rechnet Schär im 'Tagi' vor: «In der Schweiz sind es lediglich 30 Prozent. Wenn wir so viel wie möglich ambulant behandeln, werden wir den Fachkräftemangel massiv entschärfen.» Im übrigen habe dies auch qualitativ positive Nebenwirkungen.
Das Wichtigste sei jedoch, dass die Ambulantisierung den Fachkräftemangel entschärft, weil sie weniger Drei-Schicht-Betrieb benötigt.
Der Druck in diese Richtung sei bislang einfach zuwenig stark gewesen. Bislang habe man sich stark mit ausländischen Fachkräften behelfen können – doch das habe künftig Grenzen. «Wenn wir jetzt den Wechsel nicht schaffen, können wir das hohe Niveau unserer Gesundheitsversorgung nicht mehr aufrechterhalten.»
  • Fachkräftemangel
  • spital
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Pflege: Zahl der offenen Stellen auf Rekordhoch

In diesem Sommer waren weniger Ärztestellen ausgeschrieben als zu Jahresbeginn – aber deutlich mehr Pflegepersonal wurde gesucht.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

Vom gleichen Autor

image

Wie die BAB-Vorschriften die Versorgung erschweren

Ambulant statt stationär? Was politisch gewollt ist, wird amtlich verhindert – dazu ein neues Beispiel aus dem Aargau.

image

Neues Chirurgisches Zentrum am Zürichsee

Das Zentrum Seechirurgie richtet sich gezielt auf den Trend zum ambulanten Eingriff aus.

image

Bewilligungs-Wildwuchs: Physio-Firmen bereiten Klage vor

Die kantonalen Unterschiede bei der Berufsausübungs-Bewilligung in der Physiotherapie stossen auf Unmut. Jetzt soll geklärt werden: Welche Kantone gehen zu weit?