Zurück ins Büro? Oder lieber mehr Homeoffice?

Eine Studie aus den USA liefert die Antworten, die Sie schon lange gesucht haben.

, 2. Februar 2024 um 06:21
letzte Aktualisierung: 3. Juli 2024 um 07:01
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Symbolbild: Mario Gogh on Unsplash
Sicher, in den Spitälern und Praxen, in den medizinischen und technischen Berufen ist der Fall ja oft klar.
Aber bei vielen Stellen und Tätigkeiten des Gesundheitswesens stellt sich auch 2024 noch die Frage: Wieviel Homeoffice? Wieviel Büropflicht? Gar keine? Ein paar Tage – oder voll und ganz?
Die HR-Abteilungen und Geschäftsleitungen, die darüber befinden müssen, entscheiden vor allem intuitiv. Denn es gibt wenig Daten, die klar Auskunft geben über Nutzen und Schaden des Homoffice respektive der Büro-Anwesenheitspflicht.
Etwas Licht ins Dunkel brachten unlängst zwei Betriebswirtschaftler der University of Pittsburgh. Yuye Ding und Mark Ma untersuchten mit Daten der 500 wichtigsten US-Börsenkonzerne, welche «Return to Office»-Politik eingesetzt wird – und was die Folgen sind.
  • Yuye Ding, Mark Ma: «Return-to-Office Mandates», SSRN, Januar 2024.
  • doi.org/10.2139/ssrn.4675401
Konkret fanden sie dabei 137 Konzerne, welche nach der Covid-Homeoffice-Phase 2020 bis 2023 wieder Anwesenheitspflichten einführten. Zudem scannten die Forscher alle bislang vorhandenen Studien zum Thema.
  • Resultat eins: Vor allem jene Unternehmen forderten ihre Mitarbeiter zur Rückkehr ins Büro auf, deren Aktien sich in den Monaten davor schlecht entwickelt hatten. Es handelte sich also tendenziell um Firmen, die sich zuletzt wirtschaftlich eher schwer taten.
  • Resultat zwei: Unternehmen mit dominierenden männlichen CEOs neigten eher dazu, vollständige Büropflicht wieder einzuführen. «Mit höherer Wahrscheinlichkeit holen sie (die CEO) durch die Büropflicht Macht von den Angestellten zurück», so die Interpretation der Autoren.
Und weiter: «Insgesamt stützen unsere Ergebnisse nicht das Argument, dass die Manager die Büropflicht wieder einführen, um den Unternehmenserfolg zu steigern», so die Studie: «Vielmehr passen die Resultate eher zu Chefs, welche die Kontrolle über die Mitarbeiter wiederherstellen wollen und die Mitarbeiter als Sündenböcke für eine unbefriedigende Entwicklung der Mitarbeiter nehmen möchten.»
Weiter untersuchten Ding und Ma mittels Daten von Bewertungsplattformen wie Glassdoor, welche Folgen die Homeoffice-Politik beim Employer Branding hatte.
  • Resultat drei war wenig überraschend: Wenn eine Firma Anwesenheitspflichten wieder einführte oder ausbaute, sanken die Werte für Arbeitszufriedenheit, Work-Life-Balance, bei der Beurteilung des höheren Kaders sowie der Firmenkultur.
Allerdings blieben die anderen Werte gleich – etwa die Aussagen zu Lohn und Karrierechancen. Es war also nicht so, dass die Angestellten wegen neuen Büropflichten kategorisch am Unternehmen herumzumäkeln begannen.
Das führt zur nächsten – und sehr entscheidenden – Frage: Wie wirkt sich das Ganze am Ende auf die Produktivität aus?
Viele HR-Chefs und Manager erwarten ja, dass das Comeback der alten Anwesenheitspflichten gut ist für Effizienz und Performance einer Organisation. Andererseits könnte die sinkende Arbeitszufriedenheit (siehe oben) zu tieferer Produktivität führen.
Die Auswertungen und Vergleiche der Betriebswirtschafter aus Pittsburgh geben hier keine klare Antwort – was aber durchaus interessant ist:
  • Resultat vier: Wenn Firmen zur Anwesenheitspflicht zurückkehren, lassen sich danach keine signifikanten Veränderungen festmachen bei der Profitabilität oder bei der Börsenbewertung (verglichen mit den «Nicht-Anwesenheitspflicht-Unternehmen).
Kurz: Die Homeoffice-Politik eines Unternehmens besagt eher etwas über das Topmanagement und die Firmenkultur. Aber es gibt eigentlich wenig Zusammenhänge zu Erfolg und Performance.

  • arbeitswelt
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