Zur Rose hat nun doch eine Kapitalerhöhung durchgeführt

Nach der erneuten Kapitalmassnahme der Online-Apotheke Zur Rose zeigen sich Börsenbeobachter überrascht. Der Aktienkurs fällt derweil weiter.

, 1. September 2022 um 13:44
image
Die schlechten Nachrichten über die Versandapotheke reissen nicht ab. | Zur Rose
Die Versandapotheke Zur Rose hat sich am Donnerstag neues Kapital beschaffen müssen. Das Unternehmen nimmt mit einer Anleihe über 95 Millionen Franken auf und platziert für weitere 44 Millionen Franken neue Aktien bei institutionellen Anlegern.
Die Papiere wurden zu einem Preis von 39 Franken bei Gross-Anlegern untergebracht, was einem Abschlag von 15 Prozent gegenüber dem Marktkurs vom Vortag entspricht. Der Erlös dient gemäss Mitteilung der Rückzahlung der im kommenden Jahr fälligen Anleihe sowie für «allgemeine Unternehmenszwecke ausserhalb der Schweiz». Die erhoffte Summe für die Kapitalmassnahme im Umfang von 150 Millionen Franken wurde aber nicht ganz erreicht.

Vor zwei Wochen noch heruntergespielt

In Börsenkreisen zeigt man sich am Donnerstag überrascht, wie das Branchenportal «Cash.ch» berichtet. Denn Zur Rose hatte vor zwei Wochen anlässlich der Veröffentlichung der Halbjahresergebnisse die Wahrscheinlichkeit einer Kapitalerhöhung heruntergespielt.
Dass die Versandapotheke nun trotzdem erneut eine Kapitalerhöhung durchführt, kommt für einige Beobachter so etwas wie einem Wortbruch nahe, wie das Finanzportal weiter schreibt. Auch der relativ ungünstige Zeitpunkt der Kapitalaufnahme wirft Fragen auf. Kleinanleger, die alle keine Bezugsrecht für die frischen Aktien erhalten, lassen in entsprechenden Aktien-Foren ihrem Unmut freien Lauf.

Seit Anfang Jahr über 80 Prozent verloren

Im Fokus der Kritik steht die mangelnde Kommunikation und das damit einhergehende schwindende Vertrauen in die Unternehmensspitze. Viele Marktbeobachter bezeichnen die Wachstumsstrategie der letzten Jahre im Nachhinhein zudem als zu optimistisch. Dies verdeutlicht auch der Aktienkurs: Stand dieser Anfang 2021 noch bei über 500 Franken, befinden sich die Papiere seit längerem im Abwärtssog. Seit Anfang Jahr verloren sie über 80 Prozent an Wert.
Auch am Donnerstag nach Bekanntwerden der Details zur Kapitalerhöhung sind die Aktien abermals eingebrochen und notieren aktuell um die 40 Franken. Von diesem Kurseinbruch profitieren vor allem sogenannte «Leerverkäufer», die sich Aktien bei Dritten leihen, sie dann («leer») verkaufen und zu tieferen Preisen wieder zurückkaufen. Über ein Drittel der von der Versandapotheke ausgegebenen Aktien sollen derzeit ausgeliehen sein, heisst es.

Erhofft sich Wachstumsschub durch E-Rezept

Die Liquiditätslage des Unternehmens mit Sitz in Frauenfeld scheint mit der jüngsten Kapitalmassnahme nun für ein paar Monate geklärt zu sein. Doch das Management muss sich jetzt dem Effizienzsteigerungsprogramm widmen und rasch die Profitabilitätsschwelle erreichen. Sorgen dürfte der Onlineapotheke derzeit vor allem die in Deutschland schleppende Einführung elektronischer Rezeptverschreibungen bereiten. Später als geplant können erst seit heute Donnerstag Patienten E-Rezepte einlösen. Die Versandapotheke erhofft sich durch eine flächendeckende Einführung einen Wachstums- und Einnahmenschub.
  • medikamente
  • zur rose
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Novartis: Weko sieht keinen Missbrauch mit Sperrpatent

Die Hausdurchsuchung bei Novartis vor zwei Jahren hat keine Folgen: Der Pharmakonzern habe nichts Illegales gemacht, teilt die Wettbewerbskommission mit.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Pharma: Es braucht einen Ruck – und mehrere Kompromisse

Derzeit berät das Parlament über eine Reihe von Fragen, die für unsere Medikamentenversorgung entscheidend werden.

image

In Konstanz kriegt man mehr aktuelle Arzneimittel als in Kreuzlingen

Geht es um den Zugang zu neuen, innovativen Medikamenten, so liegt die Schweiz auf Rang 6 in Europa. Bei den Medikamenten gegen seltene Krankheiten liegt sie auf Rang 9.

image

Bundesrat: Fünf Schritte gegen Medikamenten-Engpässe

Unter anderem prüft die Landesregierung befristete Import-Zulassungen, einfachere Bewilligungen oder den Verzicht auf Wirtschaftlichkeits-Prüfungen.

image
Gastbeitrag von Niklaus Meier und Katharina Blankart

Arzneimittelpreise: Das Swiss Drug Pricing Model könnte Klarheit schaffen

Ein neues Modell hilft, für neue Medikamente den angemessenen Preis zu ermitteln – und so den Verhandlungspartnern Orientierung zu bieten. Die Basis: Effizienz und Evidenz.

image

Pharmafirma streicht in Basel 150 Stellen

Das deutsche Pharma-Unternehmen Bayer baut an ihrem Standort in Basel 150 von rund 1000 Stellen ab. Nicht ganz überraschend.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.