Bundesrat: Fünf Schritte gegen Medikamenten-Engpässe

Unter anderem prüft die Landesregierung befristete Import-Zulassungen, einfachere Bewilligungen oder den Verzicht auf Wirtschaftlichkeits-Prüfungen.

, 22. August 2024 um 22:15
image
Zuständig: Gesundheitsministerin und EDI-Vorsteherin Elisabeth Baume-Schneider  |  Bild: Aus dem SRF-Dok-Film
Der Bundesrat hat diverse Massnahmen gegen die notorischen Engpässe bei den Arzneimitteln aufgegleist und dafür Umsetzungsaufträge erteilt. Das vorgeschlagene Paket umfasst fünf Bereiche.
1. Lagerpflicht für weitere lebenswichtige Arzneimittel, um die Versorgung mit einer breiteren Palette absichern zu können.
2. Leichterer Marktzugang: Nicht zugelassene Medikamente sollen bei Engpässen für grössere Patientengruppen befristet eingeführt werden können. Zudem sollen die Zulassungsverfahren weiter vereinfacht und eine Teilnahme der Schweiz an europäischen Zulassungsprozessen vertieft geprüft werden.
3. Anreize: Für die Hersteller sollen Anreize geschaffen werden, lebenswichtige Medikamente weiter zu produzieren. So soll – unter gewissen Bedingungen – auf eine Überprüfung der Wirtschaftlichkeit dieser Arzneimittel verzichtet werden; respektive auf eine Preissenkung im Rahmen der dreijährigen Prüfung durch das BAG. Auch wird geprüft, ob die Vergütung und die Zulassung noch stärker mit der Frage verknüpft werden kann, ob die Versorgung mit diesem Medikament gewährleistet ist.
4. Selber machen, selber beschaffen: Der Bund soll Kapazitätsverträge mit Herstellern abschliessen können. Damit würde die Produktion einer gewissen Menge eines Medikamentes sichergestellt. Bei schweren Mangellagen wird zudem die Eigenherstellung die Armeeapotheke geprüft.
5. Internationale Kooperation: Schliesslich will sich die Schweiz international dafür einsetzen, die Liefer- und Wertschöpfungsketten sicherer und widerstandsfähiger zu machen.
Zudem will der Bundesrat nun eine Expertengruppe Versorgungssicherheit einsetzen. Das Gremium soll bis Ende 2025 zusätzliche Massnahmen erarbeiten.
Derzeit sind laut der einschlägigen Plattform Drugshortage 295 Wirkstoffe in der Schweiz von Engpässen betroffen.
Bereits im Frühling 2023 traf die Landesregierung einige Massnahmen, um die Lage zu verbessern, etwa mit der Teilabgabe von Medikamenten und einer einfacheren Vergütung bei Importen.

  • medikamente
  • apotheken
  • pharma
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Antibiotika in der Schweiz: Rückgang mit Ausnahmen

Von 2015 bis 2022 sank der Antibiotikaverbrauch in der ambulanten Versorgung deutlich. Doch nicht alle Fachrichtungen zeigen den gleichen Trend.

image

Bürokratie-Fiasko beim Zugang zu Medikamenten

Eine internationale Studie zeigt: Bürokratie ist in der Schweizer Gesundheitsversorgung ein grosses Problem. Gleichzeitig erschweren veraltete Prozesse den Zugang zu innovativen Medikamenten. Lösungen lägen auf dem Tisch – doch die Politik droht, die Situation noch zu verschlimmern.

image

EU gibt Novartis grünes Licht für Kisquali gegen Brustkrebs im Frühstadium

Der Wirkstoff Ribociclib soll insbesondere Patientinnen helfen, bei denen das Risiko besteht, dass sie einen Rückfall erleiden.

image

Antibiotika-Therapie: In Praxen und Kliniken immer noch suboptimal

In Baden-Württemberg erforschte man den Antibiotika-Einsatz in zehn Spitälern. Heraus kam ein halbes Dutzend heikler Punkte.

image

In Bern steht die Selbstdispensation wieder zur Debatte

Der jahrelange Konflikt zwischen Apothekern und Ärzten könnte in eine neue Runde gehen: Eine kantonale Motion fordert, dass künftig alle Arztpraxen Medikamente verkaufen dürfen.

image

Impfen in der Apotheke: Auch in Zürich wird mehr möglich

Damit erlauben bald acht Kantone alle Impfplan-Impfungen durch Apotheker.

Vom gleichen Autor

image

Pflege- und Ärztemangel: Rekordwerte bei offenen Stellen

Die Gesundheitsbranche bleibt führend bei der Suche nach Fachkräften. Laut dem neuen Jobradar steigen die Vakanzen in mehreren Berufen wieder – entgegen dem allgemeinen Trend auf dem Arbeitsmarkt.

image

Luzerner Kantonsspital gründet Virtual-Care-Equipe

Das Team soll den LUKS-Patienten unter anderem eine elektronische 24-Stunden-Betreuung, Hospital@Home-Angebote und Tele-Konsultationen bieten.

image

Nach 15 Jahren Pause: Spitalserie kehrt auf die Bildschirme zurück

Ein Klassiker der frühen 2000er soll auferstehen: Der US-Sender ABC plant Revival der Krankenhaus-Sitcom «Scrubs».