«Blick»-Story ist Steilpass für Pauschaltarife

Eine 1500 Franken teure Malaria-Abklärung am Zürcher Unispital kommt Santésuisse zugut: Der Krankenkassenverband wirbt für Pauschaltarife.

, 29. Mai 2024 um 09:44
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Blick prangert die 1500 Franken teure Abklärung einer Malaria-Infektion an. Santésuisse propagiert das Gegenmittel: Pauschaltarife. | Blick
Ein Tansania-Heimkehrer sorgte für grosse «Blick»-Schlagzeilen: Er habe seinen Augen kaum getraut, als er die Rechnung für eine Malaria-Abklärung erhalten habe. Das Universitätsspital Zürich (USZ) habe ihm dafür knapp 1300 Franken plus 200 Franken für Laboranalysen verrechnet. «Ich fühle mich abgezockt», zitiert der «Blick» den Mann.
Es handelt sich aber offenbar nicht um einen Fehler. Sowohl das USZ als auch die Krankenkasse halten die Abrechnung für korrekt.
Diese Malaria-Untersuchung erweist sich aber als gute Werbung für eine neue Abrechnungsweise, die derzeit in der Gesundheitspolitik sehr umstritten ist: Pauschaltarife.

Santésuisse und Spitäler sind dafür

Der Krankenkassenverband Santésuisse hat zusammen mit dem Spitalverband Hplus solche Pauschalen erarbeitet und kann nun dank der teuren Malaria-Untersuchung dafür werben: «Die Abrechnung enthält sehr viele Tarifpositionen und ist für den Patienten schwer nachvollziehbar», erklärt Santésuisse im Artikel.
Und der Verband kommt zum Schluss: Deshalb müssten für ambulante Behandlungen Pauschaltarife eingeführt werden. Damit würde die gleiche Leistung stets gleich vergütet.

Curafutura und FMH sind dagegen

Während Santésuisse und der Spitalverband H+ aber für solche Pauschalen sind, wehren sich die Ärztegesellschaft FMH und der andere Krankenkassenverband, Curafutura, gegen deren Einführung.
Die Pauschalen hätten «zahlreiche inhaltliche Mängel» und würden zu «Fehlanreizen führen». Die FMH und Curafutura wollen vielmehr ihrem Arzttarif Tardoc zum Erfolg verhelfen.

Auch hohe Labortarife angeprangert

Auch die Labortarife kommen in der «Blick»-Story unter Beschuss: In der Abrechnung falle auf, wie teuer die Laboranalysen seien, lässt sich Santésuisse zitieren. Das Beispiel zeige, dass die Preise rasch gesenkt werden müssen, denn im Ausland seien sie sehr viel tiefer.
Auch hier hat Santésuisse schon vorgerechnet: Würden in der Schweiz ähnliche Laborpreise abgerechnet wie in Nachbarländern, könnte die obligatorische Krankenpflegeversicherung jährlich mehr als 600 Millionen Franken sparen.
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