Die 24 Trägergemeinden der Stiftung Gesundheit Mittelbünden haben sich einstimmig dafür ausgesprochen, das bisherige Angebot weiterzuführen. Dazu gehört insbesondere das Spital Thusis mit einer Geburtsabteilung, ferner ein Spitex-Dienst, ein Rettungsdienst und zwei Praxen.
Im vergangenen Jahr lag der Betriebsaufwand der Organisation bei gut 39 Millionen Franken; dem standen betriebliche Einnahmen von knapp 33 Millionen Franken gegenüber.
Die Stiftungsleitung setzte im März dann
eine Taskforce ein, um die Effizienz zu verbessern, und holte die
Berater von PwC, um Szenarien auszuloten. Mit der Taskforce wurden gut 160 Projekte geprüft, um die Kosten spürbar zu senken, und 80 Teilprojekte sind nun in der Umsetzungsphase.
Dennoch: Der Graben scheint schwer überbrückbar. Ein wesentlich kostengünstigeres Betriebsmodell sei «nicht möglich», so der Befund jetzt. Alternative Szenarien wären zwar theoretisch denkbar gewesen, aber nicht praktisch umsetzbar – insbesondere auch wegen gesetzlichen Vorgaben.
Zum Beispiel lasse sich ein ambulantes Gesundheits- und Notfallzentrum rechtlich nicht realisieren; und eine Fusion mit der Spitalregion Churer Rheintal komme für diese heute nicht in Frage.
Auf dieser Basis beschlossen die Delegierten der Stiftung Gesundheit Mittelbünden, das bestehende Spital mit der bestehenden Angebotspalette dennoch weiterzuführen. Das bedeutet aber auch,
- dass ein Sanierungsprojekt konsequent fortgeführt und umgesetzt wird;
- dass Kooperationen werden intensiviert respektive intensiver gesucht werden;
- dass daran gearbeitet wird, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und die Patientenzahlen aus der Region deutlich zu steigern.
Denn wenn ein wesentlich kostengünstigeres Betriebsmodell nicht möglich ist, müssen die Einnahmen gesteigert werden.
Doch das genügt nicht. Laut dem Management reichen die erwähnten Massnahmen nicht aus, um die Erträge massiv zu erhöhen und die Kosten genügend zu reduzieren.
Die Trägergemeinden wiederum seien nicht in der Lage, die Defizite selbst zu tragen.
«Zeitnah und unkompliziert»
Das heisst: Der Kanton muss einspringen. «Für das Spital Thusis mit den heutigen Leistungen sehen wir dann eine realistische Chance für die Zukunft, wenn auch der Kanton seine Unterstützung zeitnah und unkompliziert zusichert, nebst der konsequenten Sanierung und einer Fallsteigerung aus der eigenen Region», sagen die Präsidenten der Region Viamala und Albula, Curdin Capaul und Luzi Schutz.
Die Trägergemeinden fordern daher die Regierung und das Parlament in Chur auf, zusätzliche finanzielle Beiträge zu sprechen.
«Wir sind überzeugt, dass noch weitere Einsparungen möglich sind, aber aufgrund der immer neuen gesetzlichen Vorgaben und der ungenügend ausgeglichenen Teuerung durch Tariferhöhungen werden diese Einsparungen oftmals schnell wieder aufgezehrt», erklärt CEO Marco Oesch.
Akutspitäler in Graubünden | Google Earth / Medinside
Geht es nicht günstiger? Die Rechnung der Spitalleitung.
Die Leitung von Gesundheit Mittelbünden erwartet für die kommenden Jahre für den Spitalbetrieb jährlich ein Betriebsdefizit über 7 Millionen Franken (ohne nvestitionsbeiträge). Für die nächsten sechs Jahre rechnet sie mit Gesamtkosten von rund 45 Millionen Franken.
Dies entspricht etwa 370 Franken Einwohner und Jahr in den 24 Trägergemeinden. Hinzu kommen Investitionen von rund 11 Millionen Franken.
Laut den internen Modellrechnungen würde eine Angebotsreduktion auf ein Basispaket (etwa nach dem Modell des Centers da sandà Val Müstair) nicht zu einem besseren Verhältnis führen, sondern zu einem noch höheren Defizit führen. Zwar würden einige Vorhalteleistungen wegfallen würden, aber zugleich könnten einträgliche Angebote wie Traumatologie und Orthopädie nicht mehr angeboten werden.