«Reha-Kliniken behandeln Long-Covid-Patienten falsch»

Vorwürfe an Schweizer Reha-Kliniken: Mit falschen Behandlungsmethoden gehe es Patienten nachher schlechter als vorher.

, 4. Dezember 2024 um 07:20
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Manuela Bieri von der Vereinigung Long Covid: Laut einer Befragung geht es der Hälfte der Patienten nach einer Reha schlechter als vorher. | SRF
Patienten mit Long-Covid und dem chronischen Erschöpfungssyndrom (ME-CFS) würden in Reha-Kliniken oft falsch behandelt. So lautet der Vorwurf des «Kassensturzes» im Fernsehen SRF.
Dine noch unveröffentlichte Umfrage der Long-Covid-Vereinigung und der Vereinigung ME-CFS-Schweiz bei ihren Patienten kommt zum Schluss, dass es 50 Prozent der 800 Befragten nach der Reha schlechter ging als vorher. 17 Prozent ging es besser, 33 Prozent fühlten sich gleich.
«Es kann nicht sein, dass eine Therapie, die so oft verschrieben wird, bei 50 Prozent der Menschen zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands führt», sagte Manuela Bieri von der Vereinigung Long Covid in der Sendung.

Reha wirkt paradox

Gregory Fretz, Leiter der Medizinischen Poliklinik des Kantonsspitals Graubünden, erklärt das Paradox: Normalerweise würden Patienten von der Rehabilitation profitieren. Das sei bei Lungen-, Herz- und Tumorkranken der Fall. Solche Patienten müsse man eher «pushen» und an ihre Grenzen führen.
Bei Long-Covid- und ME-CFS-Patienten sei es genau umgekehrt. Dort verschlechtere sich der Zustand, wenn man sie zu stark an ihre Grenzen bringe. Überschreiten Patienten ihre Belastungsgrenze, könnten sie ihre Gesundheit irreparabel schädigen. Das passiert offenbar in Reha-Kliniken.

Nach der Reha im Rollstuhl

Ein Patient berichtet gegenüber dem Fernsehen: «Als ich in die Reha nach Hasliberg ging, konnte ich 100 Meter gehen. Nach Hasliberg war ich auf einen Rollstuhl angewiesen.» Ihm wurden als Tipps für aufbauende Aktivitäten empfohlen, zu einem Pop-Konzert zu gehen oder Tennis zu spielen.
Auch eine Long-Covid-Patientin berichtet von einem erschöpfenden Reha-Programm in der Klinik Gais.

80 Prozent ging es nach der Reha besser

Daniel Büche, Leiter des Ärztlichen Dienstes in der Klinik Gais, räumt ein, dass bei einzelnen Patienten nicht immer herausgefunden werden könne, was genau diese krank mache. Dann sei es möglich, dass es jemandem nach der Reha schlechter gehe als vorher.
Die Klinik hat die Daten von 200 Patienten erhoben. 160 von ihnen sei es nach der Reha subjektiv oder objektiv besser gegangen. Sechs Patienten ging es schlechter und die Therapie wurde abgebrochen.
Die Reha-Klinik Hasliberg schreibt, dass es ein grosses und unterschiedliches Behandlungsspektrum gebe. Und: Bei Patienten in einem laufenden IV-Verfahren könne es auch zu Konflikten zwischen medizinischen Rehabilitationszielen und den Anforderungen eines IV-Verfahrens kommen.

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