10 Forderungen: So wird die Arztpraxis barrierefrei

Viele Praxen sind für beeinträchtigte Menschen schwer zugänglich. Stufen sind nur eine von vielen Hürden.

, 12. September 2024 um 07:46
image
Schwieriger Zugang zur HNO-Praxis. | Bild: Heilberufe-Projekt
Eine passende Arztpraxis zu finden, ist für Menschen mit Behinderung oft schwierig. Barrieren aller Art schränken die Wahl stark ein. Dazu zählen unter anderem: Treppen und Stufen, fehlende Schilder und Piktogramme, enge Türen und Durchgänge oder fehlende Alternativen zur telefonischen Terminvereinbarung.
Ein weiteres Beispiel: Für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung ist ein Praxisbesuch eine grosse Hürde, weil sie Kommunikationsschwierigkeiten haben und die medizinischen Angebote nicht für sie angepasst sind. Ausserdem fehlen den medizinischen Fachpersonen oft die Kompetenzen im Umgang mit Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Manches Personal wirkt überfordert – oder ist es tatsächlich.

Schlechte Erfahrungen sind schädlich

Es kann gesundheitliche Folgen haben, wenn Behinderte wegen Hindernissen und knapper Untersuchungszeit schlechte Erfahrungen machen und dann beispielsweise vor Vorsorgeuntersuchungen zurückschrecken.
Der Verein Bedürfnisgerechte Medizinische Versorgung für Menschen mit Behinderung (VBMB) hat deshalb vor einiger Zeit zehn Forderungen aufgestellt, damit Behinderte im Schweizer Gesundheitssystem nicht benachteiligt werden.

Viele Praxen mit Stufen oder engen WC

Ein Punkt dieser Forderungen ist, dass Gesundheitsinstitutionen barrierefrei sein sollen. ‍In Deutschland gibt es Zahlen dazu, wie gut diese Forderung umgesetzt wird. Laut einer Analyse der deutschen Stiftung Gesundheit hatten letztes Jahr nur knapp 44 Prozent der Arztpraxen mindestens eine Massnahme, die Barrieren für mobilitätseingeschränkte Personen vermeidet, etwa einen stufenfreien Zugang oder ein rollstuhlgerechtes WC.
Massnahmen für Menschen mit Hörbehinderung gab es in 20 Prozent der Praxen, Orientierungshilfen für Menschen mit Sehbehinderung in 8 Prozent. Nur 1,5 Prozent der Arztpraxen nutzten leichte Sprache für Websites oder Infomaterial.
Die Stiftung nennt folgende Kriterien für barrierefreie Praxen:
  • Behindertenparkplätze
  • Praxis ebenerdig oder Lift vorhanden
  • Stufenfreier Zugang
  • Lift ist rollstuhlgerecht
  • Lift ist auch für Sehbehinderte nutzbar
  • Untersuchungsmöbel sind verstell- und anpassbar
  • Praxis ist rollstuhlgerecht
  • WC ist barrierefrei
  • Verständigung in Gebärdensprache ist möglich
  • Termin per Fax oder online möglich
  • Induktive Höranlagen für drahtlosen und direkten Empfang über das Hörgerät
  • Orientierungshilfen für Sehbehinderte
  • Informationsmaterial und Website in leichter Sprache.
  • praxis
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Notfallpauschalen: Politiker machen Druck auf Versicherer

Im Ständerat fordert eine erste Motion höhere Tarife für Notfalleinsätze und Permanencen.

image

Zürich: Teil-Einigung im Tarifstreit, Taxpunktwert steigt um 2 Rappen

Die Ärztegesellschaft des Kantons Zürich einigte sich mit HSK und CSS auf einen Wert für die ambulant tätigen Mediziner.

image

Notfallpauschalen: Bundesrat kann nichts tun

Die Landesregierung sieht keine Möglichkeit, dass Bern kurzfristig eingreift. Allerdings wird sie im Tardoc-Verfahren speziell auf die Dringlichkeits-Entschädigungen achten.

image

Cyberattacke auf Praxisgruppe Vidymed

Die Waadtländer Gruppe kämpft mit den Folgen eines Cyberangriffs, der ihre IT-Systeme lahmlegte. Ein Krisenstab sucht allfällige Datenlecks.

image

Krise bei Permanencen und Praxen: Wird der Bundesrat aktiv?

Was bewirkt der Bundesgerichts-Eingriff bei den Notfall-Entschädigungen? Was kann die Politik tun? Dazu muss die Landesregierung am Montag Stellung nehmen.

image

Streik der Genfer Kinderärzte: Jurassische Kollegen könnten nachziehen

Die Kinderärzte des Jura drohen mit einem Ausstand. Offenbar fordern Krankenkassen nun auch von niedergelassenen Ärzten die Rückzahlung früherer Notfall-Entschädigungen.

Vom gleichen Autor

image

Schweizer Spitäler könnten bei der Nachsorge nachbessern

Ein Bericht zeigt: Im Vergleich mit anderen Ländern müssten sich Schweizer Spitäler nach dem Austritt noch mehr um ihre Patienten kümmern.

image

Neue Valens-Klinik-Direktoren in St. Gallen

Dana Zemp übernimmt die Leitung des Rehazentrums St. Gallen. Matthias Mayrhofer wird Direktor der Geriatrischen Klinik St. Gallen.

image

Direktor des Genfer La-Tour-Spitals tritt ab

Das Hôpital de la Tour erhält eine neue Geschäftsleitung. Olivier Schmitt wird CEO, Pierre-Antoine Binard der neue Finanzchef.