Auch mit Leseschwäche zum Medizinstudium

Ein wegweisendes Urteil: Wer unter Dyslexie leidet, soll im Eignungstest mehr Zeit für Prüfungsaufgaben erhalten.

, 8. Mai 2024 um 07:18
image
Hörsaal der medizinischen Fakultät der Universität Bern. | Universität Bern
Eine junge Frau aus Lausanne hat erreicht, dass die medizinischen Fakultäten der Schweizer Universitäten ihre Zulassungsprüfungen ändern müssen: Künftig müssen sie Erleichterungen gewähren, wenn jemand mit einer Leseschwäche (Dyslexie) antritt.

Bern verweigerte mehr Zeit

Die 21-jährie Marion Vassaux hat ihren Fall zusammen mit Inclusion Handicap, dem Dachverband der Behindertenorganisationen Schweiz, bis vor Bundesgericht gezogen.
Sie wollte Tiermedizin studieren und hatte bei der Universität Bern beantragt, dass sie wegen ihrer Leseschwäche einen Drittel mehr Zeit für den Eignungstest erhalte. Die Universität lehnte das ab und gewährte der Frau bloss einen ruhigeren Platz am Rand des Saales.

Gutachten muss klären

Das Bundesgericht hat nun entschieden, dass die Universität bei der medizinischen Zulassungsprüfung mehr Erleichterungen gewähren muss. Es schlägt ein Gutachten vor, dass zeigen soll, wie künftig die Nachteile der Dyslexie bei der Prüfung ausgeglichen werden können.
Das dürfte allerdings eine umstrittene Frage sein – und war es auch vor Gericht. Es gibt Argumente, die gegen einen Ausgleich sprechen. Zentrale Fähigkeiten für das Medizinstudium könnten nicht mehr geprüft werden: mit Zeitdruck und unter Stress zu arbeiten, Prioritäten zu setzen und schnell entscheiden zu können.

Nachteile für Nichtbehinderte

Auch könnte der Nachteilsausgleich den Eignungstest fürs Medizinstudium ungerecht für die Nichtbehinderten machen, weil diese die Aufgaben in weniger Zeit lösen müssen.
Marion Vassaux wird nicht darauf warten, bis die Universität ihre Prüfung angepasst hat. Sie studiert mittlerweile Biomedizin.
  • ärzte
  • studium
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Einstimmig: Zürich soll Medizin-Studienplätze massiv ausbauen

Der Kantonsrat beauftragt die Regierung, zu berechnen, wie 500 zusätzliche Plätze geschaffen werden könnten.

image

Kein Geld und keine Zusammenarbeit mehr mit Tabakindustrie

Deutsche Ärzte wollen sich nicht mehr von Tabakherstellern beeinflussen lassen. Sie haben deshalb einen neuen Kodex vereinbart.

image

Abschaffung des NC? «Finden wir nicht gut»

Dass der Numerus Clausus abgeschafft wird, stösst bei Medizinstudenten auf wenig Begeisterung. Sie fürchten Qualitätseinbussen.

image

Britischer Arzt wollte mit falscher Covid-Impfung morden

Ein Arzt ist zu mehr als 31 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er wollte den Partner seiner Mutter mit einer Gift-Injektion umbringen.

image

Bilden Sie sich mit aktuellem Wissen in der Suizidprävention weiter

Ziel des neuen CAS Suizidprävention am Departement Gesundheit der ZHAW ist es, Suizidgedanken frühzeitig zu erkennen und Interventionen einzuleiten. Teilnehmende lernen dies in interprofessioneller Weiterbildung mit Fachpersonen aus Gesundheits-, Bildungs- und Sozialberufen.

image

Ehemaliger HUG-Chefarzt und Covid-Experte wechselt zu Privatspital

Jérôme Pugin wurde in Genf bekannt als Intensivmediziner und Symbolfigur im Kampf gegen Covid. Nun wird er medizinischer Direktor des Hôpital de La Tour.

Vom gleichen Autor

image

Schweizer Operationstisch-Hersteller sucht neuen Besitzer

Die einzige Schweizer Firma, die OP-Tische produziert, sucht einen neuen Besitzer. In Schweizer Spitälern sind 400 Schaerer-Tische in Betrieb.

image

Permance Tafers nun nochmals etwas länger geöffnet

Nochmals eine Stunde länger: Die einst stark eingeschränkten Öffnungszeiten in Tafers werden schrittweise wieder verlängert.

image

Akutpatienten kosten pro Tag 1000 Franken mehr als vor 13 Jahren

Nicht Reha- und auch nicht Psychiatriepatienten erhöhen die Spitalkosten. Sondern die Akutpatienten.