Das Bundesamt für Rüstung Armasuisse arbeitet neu mit dem Startup «Tune Insight» zusammen, einem Spin-off der ETH Lausanne (EPFL). Die Partner wollen – vor dem Hintergrund der drastisch zunehmenden Zahl der Cyber-Angriffe – dessen Software für den sicheren Austausch von Bedrohungsdaten testen. Durch eine umfassenden Datenbasis können die Muster neuer Vorfälle ermittelt und modernste Modelle für die Voraussage und Aufdeckung solcher Ereignisse trainiert werden,
wie aus einer Mitteilung hervorgeht.Armasuisse entwickelt und erprobt diese neue Software-Lösung gemeinsam mit «Tune Insight», dem Universitätsspital Zürich (USZ) und anderen kritischen Infrastrukturen im Gesundheitswesen, wie in der Mitteilung weiter zu lesen steht. Ziel der organisationsübergreifenden Zusammenarbeit sei es, dass sich Organisationen in der Schweiz, wie zum Beispiel kritische Infrastrukturen im Gesundheitswesen oder in anderen Bereichen, gemeinsam besser gegen Cyber-Angriffe verteidigen können.
Kritische Informationen: Startup will «Trittbrettfahrer-Problem» lösen
Die derzeitigen Bestrebungen zum Austausch von Bedrohungsdaten (zum Beispiel die Malware Information Sharing Platform,
MISP oder
OpenCTI) basieren auf einer zentralen (replizierten) Datenbank, über die alle teilnehmenden Einrichtungen ihre Bedrohungsdaten austauschen müssen.
Informationen zur Cybersicherheit sind hochsensibel und vertraulich. Dies führt zu einem Spannungsverhältnis zwischen den Vorteilen einer verbesserten Reaktionsfähigkeit auf Bedrohungen und den Nachteilen einer Weitergabe kritischer Informationen an Dritte. Die Software des Lausanner Startups will dieses «Trittbrettfahrer-Problem» lösen und den Beteiligten ermöglichen, selbst kritische und wertvolle Cybersicherheits-Informationen gemeinsam zu nutzen, ohne einander Details übermitteln oder offenlegen zu müssen.
GDK-Liste mit Empfehlungen zur Cybersicherheit
Bezüglich Reifegrad der Cybersicherheit als auch bezüglich der Bedrohung gibt es grosse Unterschiede zwischen den Branchen. Im Gesundheitsbereich häufen sich Berichte über gravierende Sicherheitsmängel. So haben beispielsweise die Erpressung von Westschweizer Arztpraxen durch den Diebstahl sensitiver, persönlicher Gesundheitsdaten zehntausender Patienntinnen und Patienten jüngst grosse Wellen geschlagen. Ein weiterer besorgniserregender Fall ist das Debakel rund um das Portal «Meine Impfungen». Und auch durch den Einsatz von automatisierten Entscheidungssystemen (ADM, oftmals basierend auf Methoden des maschinellen Lernens) eröffnet sich ein weiteres Cyber-Sicherheitsfeld.
Vor diesem Hintergrund hat der Bund unter der Leitung des Bundesamtes für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) sektorspezifische IKT-Minimalstandards entwickelt. Im Gesundheitssektor hat die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und Gesundheitsdirektoren (GDK) gemeinsam mit dem Nationalen Zentrum für Cybersicherheit (NCSC)
eine Liste mit Cybersicherheitsempfehlungen für alle Leistungserbringenden erstellt.