25 Seiten lang ist sie: Die «Impfempfehlung für mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19». Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat sie vor einem Monat für die Gesundheitsfachleute abgegeben.
«10 x vorsichtig gekippt - nicht geschüttelt!»
0,3 Milliliter der Pfizer-Impfung oder 0,5 Milliliter des Moderna-Stoffs sollen sie injizieren, heisst es dort. Dann wird’s kompliziert: Der Pfizer-Impfstoff Comirnaty wird bei -75°C tiefgekühlt und muss zum Gebrauch aufgetaut werden.
Die aufgetaute Ampulle muss gemäss Anleitung «zunächst etwa 10x vorsichtig gekippt (nicht geschüttelt!) und anschliessend mit 1,8 ml NaCl (0.9 %) verdünnt werden.»
Impfstoff verdirbt schnell
Empfohlen wird, pro Ampulle 5 Impfdosen zu entnehmen. Bei «geeignetem Material und Erfahrung» auch 6. Wie bei Lebensmitteln gilt: Einmal aufgetaute Impfstoffe dürfen nicht wieder eingefroren werden, sondern müssen bei 2-8 Grad gelagert und innerhalb von 5 Tagen verbraucht werden.
Aufgeführt in den Impfempfehlungen ist auch eine lange Liste von Informationen, welche das Gesundheitspersonal den Impfwilligen geben muss – denn: Impfungen sind juristisch gesehen Eingriffe in die körperliche Integrität, die nur gerechtfertigt sind, wenn die betroffene Person ihre «informierte Einwilligung» erteilt.
UIE: Die grosse Verunsicherung
Dann folgen Tabellen mit Studienergebnissen zur Wirksamkeit der Impfungen. Und je eine halbe Seite mit den UIE, den unerwünschten Impferscheinungen.
Besonders wegen der UIE sind derzeit viele Hausärztinnen und -ärzte besorgt: Können Sie ihren alten, zum Teil vorerkrankten Patienten die Impfung wirklich empfehlen? Etliche Fachleute fühlen sich von diesem Entscheid überfordert – obwohl sie ja dafür ausgebildet sind.
Viele Ärzte wenden sich an Infovac
Für den Infektiologen Christoph Aebi von Unispital Bern ist das keine Überraschung. Der Mitarbeiter der Beratungs-Organisation Infovac sagte gegenüber der «Bernerzeitung», dass die Zahl der Anfragen von Ärzten massiv zugenommen habe.
Er hat grosses Verständnis für für deren Unsicherheit: Allgemeinpraktiker müssten vor allem Krankheiten diagnostizieren und behandeln. Viele hätten bisher noch keine Zeit gehabt, sich vertieft mit Impfstoffen gegen Covid-19 auseinanderzusetzen, «zumal sich diese Informationen dauernd ändern und in kurzer Abfolge überarbeitet werden.»
Keiner gefeit vor Falschmeldungen
Die Informationsflut überfordert also selbst Ärzte. Kein Wunder: Christoph Aebi weist darauf hin, dass derzeit viele raffiniert gemachte Falschmeldungen über neue wissenschaftliche Erkenntnisse kursieren. Selbst er müsse oft andere Experten beiziehen, um klären zu können, was wahr ist.
Zur Verunsicherung der Hausärzte kommt vielerorts auch Ärger. Sie erhalten keine oder zu wenig Impfdosen, müssen ihre Patienten vertrösten und wissen nicht, wann sie sie tatsächlich impfen werden können. Medinside berichtete
hier darüber.