Im Zusammenhang mit den Enthüllungen rund um die «Implant Files» nennt der
«Tages-Anzeiger» nun auch zwei konkrete Namen:
Max Aebi und
Thomas Steffen. Beide haben
laut den Recherchen das Bandscheiben-Implantat
Cadisc-L mitentwickelt. Der Beitrag der beiden Schweizer sei «unentbehrlich» gewesen, schrieb der inzwischen in Konkurs gegangene britische Hersteller Ranier auf der Website.
Zwei Drittel der implantierten Cadisc-L-Prothesen führten allerdings zu ernsthaften Problemen. Dies veranlasste den Hersteller schliesslich, die Produkte im Jahr 2014 ganz zurückzurufen. In einer Klinik in Deutschland erhielten 114 Patienten das Implantat, bei 69 musste sie seither wieder raus. Der letzte Eingriff: Mitte Oktober 2018.
Bandscheibe fiel durch Tests
Die gravierenden Vorkommnisse hätten offenbar verhindert werden können. Denn erste Resultate aus Tierversuchen wurden nicht ernst genug genommen, wie die Zeitung berichtete. In einer Analyse eines britischen Radiologen war von «beunruhigenden Veränderungen zwischen dem Implantat und dem Knochen» die Rede. Offenbar hatte sich die künstliche Bandscheibe Cadisc-L zersetzt.
Max Aebi, damals Chef des wissenschaftlichen Beraterstabs von Ranier, hatte diesen Befund allerdings als realitätsfern abgetan. Für Steffen, auch er sass im Ranier-Beirat, waren die Resultate der Tierversuche offenbar nicht «repräsentativ und aussagekräftig». Es kam zum Test mit knapp 30 Patienten in drei europäischen Kliniken. Die Firma gab das Produkt im Jahr 2010 schliesslich zum Verkauf frei.
Im Hirslanden-Spital Salem implantiert
Orthopäde Max Aebi setzte die künstlichen Bandscheiben zwischen 2010 und 2014 selbst mehrmals bei Patienten im Berner Salem-Spital ein. Der Professor sagt es seien vier Implantate gewesen, das Recherche-Team schreibt allerdings von sieben. Ob Aebi die Prothese in dieser Zeit auch anderswo benutzte, sei nicht bekannt. Ebenso wisse man nicht, ob weitere Schweizer Ärzte Cadisc-L einsetzten.
Aebi, immer noch am Berner Hirslanden-Spital Salem tätig, wollte sich nach der Konfrontation mit den Dokumenten gegenüber der Zeitung nicht weiter äussern. Auch Steffen, Forscher an der McGill-Universität in Kanada und ab 2019 Professor für angewandte Biotechnologie an der Universität Zürich (UZH), schweigt.
Am finanziellen Erfolg beteiligt?
Einiges soll darauf hindeuten, dass Max Aebi und Thomas Steffen von der Erfindung des Implantats finanziell profitieren wollten. Im Prospekt für eine Medizinkonferenz in Australien, im April 2011, gaben beide im Kleingedruckten an, sie hätten mit der Firma Ranier eine vertragliche Vereinbarung über Aktien-Optionen abgeschlossen.
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