Davos: Ohne Spital kein WEF

Die Spital Davos AG kann nicht kostendeckend bewirtschaftet werden. Auch für das abgelaufene Geschäftsjahr wird sie ein grosses Defizit ausweisen. Doch die Gemeinde schaut zu.

, 8. Februar 2018 um 08:50
image
Das Spital Davos, so schön gelegen es auch sein mag, wird für das zurückliegende Geschäftsjahr ein «gigantisches Defizit» ausweisen. 
«Ewig kann das so nicht weitergehen». Das sagte Hans-Peter Wyss vor gut einem Jahr gegenüber Medinside. Wyss ist seit November 2014 CEO der Spital Davos AG. Sein Problem: Die Spital Davos AG hat ein strukturelles Defizit von durchschnittlich 2 Millionen Franken.
Inzwischen ist (noch) nichts passiert. «Einen grossen Teil meiner Arbeitszeit verbringe ich damit, Politikerinnen und Politiker davon zu überzeugen, dass das Spital refinanziert werden muss», sagt Hans-Peter Wyss. Er müsse ihnen erklären, dass er Leistungen erbringen muss, die auf vorgegebenen Tarifen beruhten und für das Spital Davos nicht kostendeckend sind. 
Der Spitaldirektor denkt dabei etwa an die für die lokalen Verhältnisse zu tiefe Baserate oder an die ambulanten Eingriffe, für die der Taxpunktwert nicht genügt.
Die Fallkosten bewegen sich zwischen 10'000 und 12'000 Franken. Der Basisfallpreis beträgt aber lediglich 9'670 Franken.

«Gigantisches Defizit»

Als ausgeschlossen erachtet Wyss eine Finanzierung über den Kapitalmarkt, wie das öffentliche Spitäler vorgemacht haben – etwa das Spital Limmatttal oder das Regionalspital Emmental. Über den Kapitalmarkt könne man allenfalls Investitionen finanzieren, nicht aber Sanierungen.
So werde auch das Spital auch fürs abgelaufene Geschäftsjahr «ein gigantisches Defizit» vermelden müssen, warnt Hans-Peter Wyss. Und dieses Minus geht zu Lasten des Eigenkapitals.
Wann das Eigenkapital aufgebraucht sein wird, darüber will Wyss nicht spekulieren. Stand heute könnte das angelaufene Geschäftsjahr wegen der guten Schnee- und Wetterverhältnisse etwas besser ausfallen – beziehungsweise weniger schlecht als die Vorperiode.

Davos braucht ein Spital

Eine Schliessung des defizitären Hauses erachtet Wyss als unrealistisch. Eine Tourismus- und Kongressstadt wie Davos brauche ein Spital. So wiederholt Wyss die Worte, die er bereits vor einem Jahr an dieser Stelle äusserte: «Glauben Sie, Klaus Schwab oder sein Nachfolger würde das WEF weiter in Davos durchführen, wenn es kein Spital mehr hätte? Das können Sie glatt vergessen.»
  • image

    Hans-Peter Wyss

    Der CEO der Spital Davos AG ist Rechtsanwalt mit betriebswirtschaftlicher Weiterbildung als EMBA HSG. Er ist seit 24 Jahren als Manager und Berater im Gesundheitswesen tätig. Seit November 2014 führt er die Spital Davos AG. Hans-Peter Wyss ist Vorstandsmitglied bei der Schweizerischen Vereinigung der Spitaldirektorinnen und Spitaldirektoren.

Artikel teilen
  • Share
  • Tweet
  • Linkedin
  • Whatsapp
  • Telegram
Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Was ist Ihr Beruf?

Wo arbeiten Sie?*

undefined
undefined

*Diese Angaben sind freiwillig. Sie bleiben im Übrigen anonym.
Warum bitten wir Sie darum? Medinside bietet Ihnen die Informationen und Beiträge kostenlos. Das bedeutet, dass wir auf Werbung angewiesen sind. Umgekehrt bedeutet es idealerweise auch, dass Ihnen auf Medinside möglichst nur Werbung gezeigt wird, die zu Ihnen passt und die Sie interessant finden könnten.
Wenn wir durch solche Erhebungen Angaben über das allgemeine Profil des Medinside-Publikums gewinnen, nützt dies allen: Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, uns und unseren Kunden. Vielen Dank!


Mehr zum Thema

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

image

Luzerner Kantonsspital braucht wohl bald Geld

Die Höhenklinik des Spitals machte 180'000 Franken Verlust - pro Monat. Die Kantonsregierung rechnet damit, dass das Kantonsspital Hilfe braucht.

image

Spital Samedan gehört bald zum Kantonsspital Graubünden

Dadurch werden wohl einzelne Stellen neu ausgerichtet oder aufgehoben. Andererseits dürften in den medizinischen Bereichen rund 20 zusätzliche Stellen entstehen.

image

100 Millionen Franken? Danke, nicht nötig.

Der Kanton Graubünden plante einen Rettungsschirm für notleidende Spitäler und Gesundheits-Institutionen. Die Idee kam schlecht an.

image

LUKS Gruppe baut Verwaltungsrat um

Elsi Meier, Giatgen A. Spinas und Pauline de Vos verlassen das Gremium. Die Nachfolge-Suche hat bereits begonnen.

Vom gleichen Autor

image

Palliative Care: «Wir brauchen nicht mehr Betten in Spitälern, aber in Hospizen»

Renate Gurtner Vontobel, die ehemalige Geschäftsführerin von Palliative.ch, blickt auf ihre fünfeinhalbjährige Amtszeit zurück.

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.

image

Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?