Die Clinica Santa Chiara wehrt sich

Daniela Soldati von der Clinica Santa Chiara in Locarno erklärt, weshalb sich ihre Klinik auf der Negativliste von Helsana befindet.

, 18. Januar 2021 um 13:46
image
  • spital
  • negativliste
  • helsana
  • clinica santa chiara
Wie kann ein Spital für Halbprivatpatienten höhere Tarife für die Hotellerie begründen, wenn es nur noch über Zweibettzimmer verfügt? Das ist das Dilemma, in dem mache Spitäler stecken. Und es ist auch einer der Gründe, weshalb die Finanzmarktaufsicht (Finma) bei den beaufsichtigten Krankenversicherern Druck aufsetzt und nicht mehr jede Prämie akzeptiert.

Viele Vier- und Sechsbettzimmer

Daniela Soldati ist Direktorin in der Clinica Santa Chiara in Locarno. Sie stört die Behauptung, dass Spitäler nur noch über Zweibettzimmer verfügten. «Bei uns im Tessin, aber auch in den Universitätsspitälern in Genf, Lausanne, Zürich, wie auch in sehr vielen anderen Spitälern sind Vier- bis Sechsbettzimmer für allgemein versicherte Patienten immer noch die Regel», schreibt sie Medinside. Und nicht alle Zweibettzimmer verfügten über ein eigenes Badezimmer. Häufig müssten Patientinnen und Patienten das Bad auf der Etage benutzen.

Angriff auf Arzthonorare

Wie Medinside hier berichtete, befindet sich die Clinica Santa Chiara auf der Negativliste von Marktleader Helsana. Und dies, «weil wir uns geweigert haben, ärztliche Honorare mit den Hotellerieleistungen zu kompensieren», erklärt Daniela Soldati. Konkret: Helsana hat der Klinik vorgeschlagen, die Tarife für die Hotellerie beizubehalten, stattdessen aber die Arzthonorare zu kürzen, was Soldati, selber ausgebildete Ärztin, aber ablehnte.
Wie Soldati weiter erklärt, will nicht nur Helsana, sondern auch die anderen Versicherer, die der Einkaufsgemeinschaft HSK angeschlossen sind, die Ärztehonorare drücken.

Eine Schande

«Es ist eine Schande, wie man mit Professionellen umgeht, die ihr ganzes Leben der Medizin widmen und dies oft auch auf Kosten ihres Familienlebens», meint Soldati weiter. 
Ärztinnen und Ärzte hätten zehn bis zwanzig Jahre studiert, müssten sich laufend weiterbilden, und jetzt sollen sie nur noch etwa ein Drittel dessen verdienen, was zum Beispiel Anwälte kassieren. Und dies nicht nur in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung laut KVG; sondern jetzt eben auch bei den Spitalversicherungen laut VVG. 
Dies ist laut Daniela Soldati insofern auch unakzeptabel, weil die Prämien der Spitalzusatzversicherungen nicht gesenkt würden und zum Teil sogar stiegen.
Und weiter: «Will man eine Staatsmedizin, wo Ärztinnen und Ärzte von 8 bis 5 arbeiten? Will man ein System, in dem Ärzte wie Putzfrauen bezahlt werden wie in Frankreich? Dann weiter so, bitte sehr.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

H+: Vorstand ist wieder komplett

Monika Jänicke, David Bosshard, Susanne Rodewald und Guido Speck sind neu im Vorstand des Spitalverbandes.

image

CHUV: Gericht schiebt IT-Beschaffung auf die lange Bank

Bevorzugen Schweizer Spitäler bei ihren Ausschreibungen für ein neues Klinikinformations-System den US-Anbieter Epic? Die Frage wird auch in der Romandie akut.

image

Unispitäler häuften 210 Millionen Franken Verlust an

«Wir sind hart vor der finanziellen Kante»: So der Befund von Werner Kübler, dem Direktor des Universitätsspitals Basel.

image

Auch Graubünden will Spitäler mit 100 Millionen stützen

Das Geld würde aber nicht direkt an die Betriebe gehen. Zudem sollen Spitäler leichter in Gesundheitszentren verwandelt werden können.

image

Spitalverbundsinterne Lösung: Nicole Ruhe wird CEO in Uznach und Wil

Die heutige CEO des Spitals Linth wird mit dem Zusammenschluss der St.Galler Spitalverbunde zu «HOCH Health Ostschweiz» eine Doppelfunktion übernehmen.

image

SoH: «Es lief alles korrekt», besagt ein erstes Gutachten

Bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit CEO Martin Häusermann sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Der Kanton Solothurn kündigt aber weitere Untersuchungen an.

Vom gleichen Autor

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.

image

Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?

image

So funktioniert die Sterbehilfe in Europa

In mehreren Ländern Europas ist die Sterbehilfe entkriminalisiert worden. Ein Überblick.