Mehr als die Hälfte der Schweizer möchte Rezepte per Mail bestellen können. Mehr als die Hälfte will online Arzttermine vereinbaren. Und mehr als die Hälfte wünscht, via Mail mit dem Arzt kommunizieren zu können.
Dies besagt das jetzt veröffentlichte eHealth-Barometer 2017. Die Erhebung untersuchte einerseits die Ansprüche der Bevölkerung, andererseits die Einstellung der Gesundheits-Profis zu den technologischen Entwicklungen.
Was sind wichtige Kriterien bei der Arztwahl? — Frage: «Sagen Sie uns bitte, wie wichtig für Sie die folgenden Möglichkeiten sind, wenn es um Ihre Arztwahl geht. Sind diese sehr wichtig, eher wichtig, eher nicht wichtig oder überhaupt nicht wichtig?» | Grafik/Quelle: GfS
Heraus kam, dass die Nutzung von Internet und Apps zur Information und Überwachung der Gesundheit auch in den letzten Monaten weiter angestiegen ist.
Die eigentliche Telemedizin – um ein anderes Feld zu nennen – gewinnt allerdings nicht derart steil an Bedeutung. Im neuen eHealth-Barometer sagten lediglich 33 Prozent aus, es sei ihnen «eher wichtig» oder «sehr wichtig», mit ihrem Arzt eine Online-Sprechstunde durchführen zu können.
Das eHealth-Barometer misst jährlich die Temperatur der Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen – und zwar in zwei Teilen: Zum einen befragt das Institut GfS im Auftrag der
InfoSocietyDays eine repräsentative Auswahl von 1'200 Stimmberechtigten; zum anderen wurden in einer Online-Studie Gesundheitsprofis befragt.
Im eHealth-Barometer 2017 waren dies rund 1'700 Personen, darunter 540 Ärzte, gut 400 Apotheker und 450 Heimleiter.
Die Befragung der Leistungserbringer bestätigte indes eine ältere Erkenntnis: Die Spitäler sind bei den eHealth-Bestrebungen in vielerlei Hinsicht Speerspitze und Motor zugleich. Derweil steht die Praxisärzteschaft eher auf der Bremse.
Die Niedergelassenen sind auch jene Gesundheitsfachpersonen, welche das geringste Potential durch eHealth sehen.
Wer unterstützt die Einführung des elektronischen Patientendossiers. | Grafik/Quelle: GfS
Dabei sind die Gesundheitsprofis grundsätzlich durchaus offen für die Idee des elektronischen Patientendossiers: Alle Gruppen sprachen sich mehrheitlich für die Einführung eines EPD aus. Bei den Ärzten erreichte die Quote mit 56 Prozent den tiefsten Wert unter den Fachleuten – womit sie aber auch genau auf dem Durchschnitts-Niveau der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger lagen.
Klar wird: Das EPD hat noch viele Hürden zu überwinden – wenn (wie eine andere Frage zeigt) nur 19 Prozent der Praxisärzte bereit sind, ihren Patienten ein elektronisches Patientendossier anzubieten. Im Vergleich zum Vorjahr war der Anteil sogar noch um einen Tick gesunken.
Kein Interesse. Frage: «Wollen Sie Ihren Patienten in Zukunft selbst ein elektronisches Patientendossier anbieten?» | Grafik/Quelle: GfS.
Eine vielsagende Frage drehte sich darum, was man denn zum Beitritt einer Stammgemeinschaft bezahlen würde – also eines Verbundes, in dem das EPD implementiert würde. Und solch ein Beitritt wird ja dann die Bedingung sein, um auch damit umgehen zu können.
Die Umfrage zeigt einerseits: Der «Weiss nicht»-Anteil ist erwartungsgemäss sehr hoch. Andererseits antwortet ein Viertel der Praxisärzte gleich mal kategorisch: «Nichts».
Ein Viertel will nichts bezahlen. Frage: Was würden Sie für den Beitritt zu einer Stammgemeinschaft bezahlen? | Grafik/Quelle
«Es ist schwierig, der Wert und Nutzen eines Gutes zu beurteilen, mit dem man selbst noch fast oder gar keine Erfahrungen gemacht hat», schreiben die Forscher vom Institut GfS noch beschwichtigend dazu. «Dennoch scheint eine gewisse Zahlungsbereitschaft für den Zugang zu einer solchen Gemeinschaft durchaus vorhanden zu sein.»