Sie fälschen Urkunden, erschleichen Dokumente, erdenken sich Lebensläufe oder klauen Identitäten: Fälle von unechten Ärztinnen und Ärzten ohne Medizin-Studienabschluss sind keineswegs nur absurde Einzelfälle.
Oftmals bleiben die Möchtegern-Doktoren jedoch jahrelang unentdeckt. Die Fake-Mediziner eignen sich die Arztsprache an, lesen Fachbücher – und täuschen so erfahrene Kolleginnen und Kollegen.
Anonyme Tipps oder Zufall
Doch irgendwann fliegen sie auf: durch Wissenslücken, skeptische Kollegen, anonyme Tipps oder Zufall. Die meisten Fälle enden mit Gefängnisstrafen, Strafzahlungen und Einsamkeit. Und opftmals zeigen die Betrügerinnen und Betrüger wenig oder gar keine Einsicht.
18 Fälle mit Hochstaplern in der Medizin:
- Vidoje «Willy» Peric – Schweiz
30 Jahre, Allgemeinpraxis in Savosa bei Lugano, Spezialgebiet Neural- und Ozontherapie, Jahrgang 1937, Beruf unbekannt, aufgeflogen 1984
(Ausland) und 2007
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20 Jahre, Praxis Allgemeinarzt, Chefarzt Kinder-Rehaklinik, Jahrgang 1942, Coiffeur und Heilpraktiker, aufgeflogen 2001
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- Gert Postel – Deutschland
17 Jahre,
Notarzt, Oberarzt, Amtsarzt, Psychiater mit Aussicht auf Chefarzt-Position,
Jahrgang 1958,
Postzusteller, aufgeflogen 1983 und 1997
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- Shyam Acharya – Australien
11 Jahre, in mehreren Spitälern gearbeitet, Jahrgang 1976, Beruf unbekannt, aufgeflogen 2014
(mehr).9 Jahre, davon 6 Jahre in der Chirurgie im Spital Düren, Jahrgang 1975, nicht abgeschlossenes Medizinstudium, aufgeflogen 2015
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5 Jahre, Praxis als Anästhesiearzt, Aida-Schiffsarzt, Dozent Charité, Jahrgang 1975, Krankenpfleger, aufgeflogen 2015
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- Cornelia E. – Deutschland
5 Jahre, Assistenzärztin Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf, Jahrgang 1974, Ausbildung als Ärztin – kein Abschluss, aufgeflogen 2007
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- Assistenzarzt Psychiatrie – Bern
3 Jahre, Assistenzarzt Psychiatrische Dienste Biel-Seeland in Bellelay, Jahrgang 1960, Beruf unbekannt, aufgeflogen 2004
(mehr).- Anna B. – Schweiz/Deutschland
Mehrere Jahre, angestellt in Kliniken und Praxen in der Schweiz, arbeitete unter anderem am Herz-Neuro-Zentrum, Jahrgang 1963, Anästhesie-Pflegefachfrau, aufgeflogen 2013
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Mehrere Jahre, Praxis in Mallorca, Notarzt, Ästhetischer Chirurg, Jahrgang 1968, Koch, aufgeflogen 2012
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Doku über die falsche Ärztin Alexandra B. | Screenshot ZDF
- Alexandra B. – Deutschland
3 Jahre, arbeitete als Psychologin und Psychiaterin, Oberärztin Reha-Klinik, Jahrgang 1981, Versicherungskauffrau, aufgeflogen 2016
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2 Jahre, plastischer Chirurg, Jahrgang 1984, keine Details bekannt, aufgeflogen 2014
(mehr). Ein Teenager, der Arzt spielte: Malachi Love | Bild: Palm Beach Sheriff Office
- Malachi Love-Robinson – Florida USA
1 Jahr, Praxis als Allgemeinarzt, gab sich auch als Gynäkologe aus, Jahrgang 1997, Teenager, aufgeflogen 2016
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- Arzt bei Air Glacier – Schweiz
1 Jahr, Bern und Wallis, für Air Glacier tätig, vier Jahre falscher Rettungssanitäter im Spital Interlaken, keine weiteren Details bekannt, aufgeflogen 2006
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- Christian E. – Deutschland
1 Jahr, Assistenzarzt Chirurgie Uniklinik Erlangen, Jahrgang 1979, Bankkaufmann, aufgeflogen 2008
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- Sascha Schenk – Deutschland
1 Jahr, Tätigkeiten in Spitälern, gab sich als Anästhesist und Notarzt aus, Jahrgang 1984, Hauptschulabschluss, keine Ausbildung, aufgeflogen 2010
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Mehrere Monate, unter anderem Assistenzarzt Neurologie am Hôpital de la Providence, Jahrgang 1967, Beruf unbekannt, aufgeflogen 2007
(mehr).4 Wochen, Assistenzarzt in der Chirurgie am Kantonsspital Olten, anschliessend als Pilot tätig, Jahrgang 1975, Beruf unbekannt, aufgeflogen 2006
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Sind die Fake-Ärzte unter uns?
Wie kann es überhaupt so weit kommen? Gegen gute Urkundenfälscher sind Spitäler nie vollkommen gefeit. Eine genaue Überprüfung hilft: etwa ein Blick in Register
(MedReg oder Sasis) oder Auskunft bei entsprechenden Stellen einzuholen.
In der Praxis wird das aber offenbar vernachlässigt. Auf der Plattform
«DocCheck News» stellt ein Arzt zum Beispiel fest: Für kurzfristige Notarztdienste im Auftrag eines deutschen Ärzteportals musste er noch nie ein einziges Dokument an die Agentur schicken.
Arzt: «Hürden nicht hoch genug»
Eine Überprüfung habe nie statt gefunden, so der Verfasser des Beitrages «Die Fake-Ärzte sind unter uns». Und weiter: «Der Ärztemangel und die Notwendigkeit, den Dienstplan zu besetzen, spielt diesen Betrügern in die Hände.»
Er hegt einen schlimmen Verdacht: Da draussen seien noch etliche wenn nicht hunderte falsche Ärzte unterwegs, befürchtet der Arzt. Die Hürden sind ihm zufolge nicht hoch genug, und der Einstieg werde ihnen sehr einfach gemacht.