Globuli-Streit: Similasan droht Arzt mit Klage

Ein Arzt aus dem Kanton St. Gallen schildert einen kuriosen Fall einer Patientin: Er vermutet eine chronische Arsenvergiftung durch Globuli.

, 6. Mai 2019 um 04:00
image
Verdachtsdiagnose: chronische Arsenintoxikation durch Magen-Darm-Globuli. | Pixabay
Homöopathie gibt immer wieder Anlass zum Streit. Jetzt sorgt ein aktueller Artikel in der Fachzeitschrift «Swiss Medical Weekly» für heftige Diskussionen, verfasst von Arzt Sergio Dani aus Sargans.
Der Mediziner schildert einen Fall einer jungen Patientin mit ursprünglich Bauchschmerzen. Die 16-Jährige schluckte in der Folge während rund vier Jahren massenhaft arsenhaltige Magen-Darm-Globuli: zwischen 20 und 50 Kügelchen täglich. Sergio Dani vermutet nun eine chronische Arsenvergiftung als Ursache der anhaltenden unspezifischen Beschwerden. 

Zusammenhang wahrscheinlich

Die Kausalität dieser Verbindung kann der Arzt zwar nicht nachweisen. Doch es sei wahrscheinlich. Denn nach Absetzen der Globuli waren die Beschwerden vollständig verschwunden: Kopfschmerzen, Ekzem, Magen- Darmprobleme, Schlaflosigkeit, Krämpfe...
Dani Sergio U. «A curious association of chronic homeopathic arsenic ingestion with nonspecific symptoms in a Swiss teenager», in: «Swiss Med Wkly.» April 2019.
Die klinischen und Laborbefunde der Patienten aus dem Kanton St. Gallen waren zudem mit chronischer iAs-Intoxikation (CAsI) kompatibel, wie er in seinem Beitrag schreibt. Bei Arsen gebe es zudem keinen wissenschaftlichen sicheren Grenzwert. Für Sergio Dani ist klar: Ein solcher vermeidbarer Giftstoff sollte nicht in rezeptfreien Medikamenten gefunden werden.

Hersteller kündigt mögliche rechtliche Schritte an

Der Hersteller Similasan kritisiert den Fachartikel gegenüber der «Sonntagszeitung». Der Beitrag in der Fachzeitschrift «Swiss Medical Weekly» enthalte «unpräzise Annahmen» und müsse «an diversen Stellen infrage gestellt werden».
Das Unternehmen aus dem Kanton Aargau droht dem Studienautor sogar damit, dass man sich «rechtliche Schritte gegen unseriöse und rufschädigende Behauptungen sowie Verunglimpfung unseres guten Firmennamens» vorbehalte.
Artikel teilen
  • Share
  • Tweet
  • Linkedin
  • Whatsapp
  • Telegram
Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Was ist Ihr Beruf?

Wo arbeiten Sie?*

undefined
undefined

*Diese Angaben sind freiwillig. Sie bleiben im Übrigen anonym.
Warum bitten wir Sie darum? Medinside bietet Ihnen die Informationen und Beiträge kostenlos. Das bedeutet, dass wir auf Werbung angewiesen sind. Umgekehrt bedeutet es idealerweise auch, dass Ihnen auf Medinside möglichst nur Werbung gezeigt wird, die zu Ihnen passt und die Sie interessant finden könnten.
Wenn wir durch solche Erhebungen Angaben über das allgemeine Profil des Medinside-Publikums gewinnen, nützt dies allen: Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, uns und unseren Kunden. Vielen Dank!


Mehr zum Thema

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Deshalb sind Ärzte vor Bundesgericht so erfolgreich

Schon wieder sind die Krankenkassen mit Rückforderungen bei Ärzten vor Bundesgericht abgeblitzt. Das höchste Gericht stützt neu die Ärzte besser.

image

Baulärm und Rechtsstreit: Praxis-Aus in Ebikon

Nach sieben Jahren schliesst das Medcenter in der «Mall of Switzerland». Ein Konkursverfahren ist bereits eingeleitet.

image

Heimarzt-Besuche: Krankenkassen kritisieren Weg- und Wechsel-Entschädigungen

Das SRF-Konsumentenmagazin «Kassensturz» prangert hohe Wegentschädigungen von Heimarztbesuchen an. Die betroffene Firma Emeda verteidigt ihr Abrechnungsmodell, hat aber Anpassungen vorgenommen.

image

Herzstiftung zeichnet Nachwuchsforscherinnen aus

Srividya Velagapudi und Vanessa Biemmi erhalten für ihre Studien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Albrecht von Haller Young Investigator Award.

image

Studie: Herzmedikament könnte Metastasen stoppen

Ein Forscherteam von ETH, USB, USZ und KSBL fand heraus, dass das etablierte Herzmedikament Digoxin bei Brustkrebs Metastasen verhindern könnte.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.