Rund 70 Prozent der Medizinstudenten in Deutschland sind weiblich – der Frauenanteil in leitenden Funktionen liegt aber gerade einmal bei rund 10 Prozent.
In der Herzchirurgie sei der Anteil noch niedriger. Denn nur wenige Medizinstudentinnen würden sich für dieses Fachgebiet entscheiden, ist in einem Artikel der Online-Plattform «Medscape» zu lesen.
In der Herzchirurgie fehlen Chefärztinnen
Auf den herzchirurgischen Stationen in Deutschland gibt es unter den Chefärzten derzeit keine einzige Frau. Das soll sich ändern.
Dazu beitragen soll das
«Netzwerk Herzchirurginnen». Dieses wurde im Jahr 2020 gegründet und wird von der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefässchirurgie (DGTHG) gefördert.
Mit dem Zusammenschluss sollen Herzchirurginnen untereinander ein besseres Netzwerk ausbauen können; das Zusammenarbeiten mit ähnlichen Gruppierungen, z.B. mit dem Verein
Chirurginnen e.V., soll genutzt werden; Trainingskurse und Mentoring-Programme nur für Frauen sollen angeboten werden etc.
Wissenschaftliche Projekte wie die aktuelle deutschlandweite Umfrage «Frauen in der Herzchirurgie» würden ebenfalls zu den wichtigen Aufgaben des Netzwerks gehören. Bei der genannten Online-Umfrage wurden von November 2020 bis Januar 2021 an allen 79 Herzchirurgie-Zentren in Deutschland sowohl Herzchirurginnen als auch Abteilungsleiter zu Karrierechancen von Frauen befragt.
Rund ein Fünftel verzichtet bewusst auf Kinder
Fast 650 der rund 2’600 medizinischen Angestellten auf diesen Stationen – das entspricht fast einem Viertel – waren weiblich. Während unter dem Assistenzpersonal bis zur Facharztebene das Verhältnis von Frauen zu Männern bei etwa eins zu zwei gelegen sei, habe der Anteil der Oberärztinnen lediglich 13 Prozent betragen; Chefärzte auf den Stationen waren ausschliesslich Männer, steht im Artikel von «Medscape» zu lesen.
60 Prozent der befragten Frauen haben ein Kind und 30 Prozent haben zwei Kinder. 90 Prozent der Herzchirurginnen mit Kindern sind in Vollzeit tätig. 22 Prozent machten die Angabe, bewusst auf Kinder für ihre Karriere zu verzichten.
Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz
64 Prozent der Teilnehmerinnen berichteten, aufgrund ihres Geschlechts am Arbeitsplatz schon diskriminiert worden zu sein. So mussten sie sich etwa Sätze anhören wie «Herzchirurgie ist nichts für Frauen» oder «Ihr Beruf und eine Familie sind nicht vereinbar». 88 Prozent der Herzchirurginnen waren der Ansicht, dass ihre Karrierechancen schlechter als die der männlichen Kollegen seien.
Während die meisten Frauen zustimmten, dass ihre Leistung weniger als die von männlichen Kollegen anerkannt werde und dass sie mehr Aufgaben hätten, die nicht karrierefördernd seien, wurde dies von den Chefärzten oft verneint. Gemäss «Medscape» haben die Chefärzte vielmehr die geringere Qualifikation von Frauen, fehlendes Durchsetzungsvermögen und weniger Bereitschaft zur Übernahme von Führungspositionen hervorgehoben. Diese Punkte seien auch von den Herzchirurginnen eingeräumt worden.
Gibt es hierzulande Chefärztinnen in der Herzchirurgie? Was wird unternommen, um mehr Frauen für den Beruf zu gewinnen? Gibt es hierzulande einen vergleichbaren Zusammenschluss wie das «Netzwerk für Herzchirurginnen»? Das wollte Medinside unter anderem vom Präsidenten der Schweizerischen Gesellschaft für Herz- und thorakale Gefässchirurgie (SG HC) wissen.
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