Wegen EU-Bürokratie: Deutschland fehlt es an medizinischen Instrumenten

Viele Hersteller nehmen ihre Medizinprodukte vom Markt oder lancieren sie in Europa gar nicht erst – wegen einer neuen Verordnung.

, 16. Februar 2024 um 10:32
image
Medizinische Instrumente müssen neu zertifiziert werden, auch wenn sie bereits jahrelang auf dem Markt sind. Bild: Paul Felberbauer on Unsplash
Die EU hatte die Regeln für Medizinprodukte 2017 verschärft, als Lehre aus dem Skandal um minderwertige Brustimplantate in Deutschland und Frankreich. Die Konsequenz: Alle rund 500'000 Medizinprodukte in Deutschland müssen neu zertifiziert werden – vom Schwangerschaftstest, Klemme, Pinzette bis zum Beatmungsgerät und der Software. Und das auch, wenn sie schon jahrelang auf dem Markt sind.
Da die Zertifizierung jedoch sehr aufwändig und teuer ist, nehmen viele Hersteller ihre Produkte gleich ganz vom europäischen Mark. Mit einschneidenden Folgen.
ARD/ Tagesschau
Und innovative Produkte werden nun nicht mehr in Europa zuerst zugelassen – sondern sie kommen hier erst mit Verspätung zu den Ärzten beziehungsweise Patienten.
Wie die ARD-«Tagesschau» meldet, haben die neuen bürokratischen Auflagen eine weitere Folge: Die Medizinalprodukte-Hersteller beklagen, dass ihre Innovationsfähigkeit unter den Vorgaben leidet.
Neues EU-Gesetz
Das Gesetz verlangt, dass Hersteller ihre Medizinprodukte bis Mai 2024 neu zulassen, ansonsten erhalten sie nicht das notwendige CE-Zeichen, das belegt, dass die Waren EU-Standards entsprechen. Diese Neuzulassung ist aufwendig, langwierig und teuer - es geht um sechsstellige Summen. Daher entscheiden manche Anbieter, dass sich die Mühe für Nischenprodukte nicht lohnt. Die Waren verschwinden vom Markt, sobald ihre alte Zulassung ausgelaufen ist.

  • Medizinprodukte
  • EU
  • deutschland
  • Chirurgie
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

ETH: Erste Tele-Operation auf 9300 km Distanz

Ein Team in Zürich operiert via einer magnetischen Magensonde ein lebendes Schwein in Hong Kong.

image

Anderer Patient, andere Infektion

Das Alter, der BMI und die Dauer der Operation beeinflussen die Zusammensetzung der Bakterien bei chirurgischen Wundinfektionen. Dies fanden Berner Mediziner heraus.

image

USZ-Herzmedizinerin gewinnt «Young Surgeons Award»

Lilly Burger Ilcheva wurde von der Gesellschaft für Herz- und Thorakale Gefässchirurgie für ihre Arbeit ausgezeichnet.

image

Chirurgie: Taskforce für bessere Arbeits-Bedingungen

Im Kanton Zürich spannen die Chirurgengesellschaft und der VSAO zusammen – quasi generationenübergreifend.

image

USB: Neue chirurgische Leiterin für Transoperationen

Personelle Veränderungen im Bereich «Innovations-Focus Geschlechtervarianz»: Barbara Mijuskovic verlässt das USB, Nadia Menzi übernimmt.

image

Die kranken Häuser von Deutschland

Bis 2023 könnte fast die Hälfte der deutschen Kliniken von der Pleite bedroht sein – so eine neue Studie.

Vom gleichen Autor

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

HUG: Neuer Chefarzt Intensivmedizin

Hervé Quintard ist seit 2020 an den Universitätskliniken Genf tätig, unter anderem als medizinischer Leiter für Organspende.

image

LUKS: Neue Leiterin Personal

Eveline Erne kommt vom Kantonsspital Baselland und übernimmt ihre neue Position in Luzern im Mai 2025.