Generationenkluft bei elektronischen Krankengeschichten

Nur rund 40 Prozent der Arztpraxen und ambulanten Zentren in der Schweiz führten 2017 die Patientendossiers komplett elektronisch.

, 24. Oktober 2019 um 07:42
image
  • elektronisches patientendossier
  • praxis
  • digitalisierung
Jeder zweite Arzt arbeitete im Jahr 2017 in einer Praxis, in der die Krankengeschichte komplett elektronisch geführt wird. Dies geht aus der jüngsten Erhebung der Strukturdaten der Arztpraxen und ambulanten Zentren des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor. 
Auffallend ist hier vor allem die klare Generationenkluft: Während drei Viertel der befragten Ärztinnen und Ärzte unter 45 Jahren die Krankengeschichten elektronisch verwalten, sind es bei den 55- bis 64-Jährigen lediglich 38 Prozent.  
image
Verwaltung der Krankengeschichten an den Standorten der Arztpraxen und der ambulanten Zentren (2017)

Führung von der Organisationsform abhängig

Ein Vergleich mit der Erhebung aus dem Vorjahr mit Zahlen aus dem Jahr 2015 zeigt ferner: Im Jahr 2017 führten insgesamt weniger Arztpraxen oder ambulante Zentren die Krankengeschichten ausschliesslich auf Papier:
  • Vollständig elektronisch: 41 Prozent | Vorjahr (2015): 35 Prozent
  • Teilweise elektronisch: 31 Prozent | Vorjahr (2015): 25 Prozent
  • Ausschliesslich auf Papier: 28 Prozent | Vorjahr (2015): 40 Prozent
Wie die Krankengeschichten geführt werden, hängt mitunter von der Organisationsform ab: Als Einzelunternehmen organisierte Arztpraxen führen die Patientendossiers im Gegensatz zu Gruppenpraxen überwiegend nur auf Papier.

154'000 Franken Betriebsergebnis

Die ältere Generation der Ärzte sind ferner häufiger in Einzelunternehmen tätig, wie die aktuelle Erhebung weiter zeigt. So arbeiteten im Jahr 2017 fast 80 Prozent der Mediziner zwischen 55 und 64 Jahren in einem Einzelunternehmen. Bei den Ärztinnen und Ärzte im Alter zwischen 35 und 44 Jahren waren es 60 Prozent.
Die BFS-Zahlen geben darüber hinaus Aufschluss über die finanzielle Situation der Praxen: Als Einzelunternehmen organisierte Arztpraxen verzeichneten 2017 einen Aufwand in der Höhe von 263'000 Franken – und Erträge in der Höhe von 428'000 Franken. Ihr Median-Betriebsergebnis belief sich damit auf 154'000 Franken. In der Vorjahres-Erhebung war diese Zahl noch bei 155'000 Franken gewesen. Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat die Daten erst zum zweiten Mal erhoben. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Und noch ein Notfall steht auf der Kippe

Im Hausarzt-Notfall Seeland haben über ein Viertel der Ärzte gekündigt – «aus Frustration».

image

Notfallpauschalen: Politiker machen Druck auf Versicherer

Im Ständerat fordert eine erste Motion höhere Tarife für Notfalleinsätze und Permanencen.

image

Zürich: Teil-Einigung im Tarifstreit, Taxpunktwert steigt um 2 Rappen

Die Ärztegesellschaft des Kantons Zürich einigte sich mit HSK und CSS auf einen Wert für die ambulant tätigen Mediziner.

image

Notfallpauschalen: Bundesrat kann nichts tun

Die Landesregierung sieht keine Möglichkeit, dass Bern kurzfristig eingreift. Allerdings wird sie im Tardoc-Verfahren speziell auf die Dringlichkeits-Entschädigungen achten.

image

Cyberattacke auf Praxisgruppe Vidymed

Die Waadtländer Gruppe kämpft mit den Folgen eines Cyberangriffs, der ihre IT-Systeme lahmlegte. Ein Krisenstab sucht allfällige Datenlecks.

image

Krise bei Permanencen und Praxen: Wird der Bundesrat aktiv?

Was bewirkt der Bundesgerichts-Eingriff bei den Notfall-Entschädigungen? Was kann die Politik tun? Dazu muss die Landesregierung am Montag Stellung nehmen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.