Auslöser war ein
Postulat von Ignazio Cassis, dem Tessiner FDP-Nationalrat und Curaviva-Präsidenten. Er hatte vom Bundesrat verlangt, einen Bericht über die Medizin-Eignungstests zu erarbeiten und dabei insbesondere auch das «israelische Modell» in Erwägung zu ziehen.
Der Bundesrat antwortete nun nicht direkt abschlägig, wenn auch mit dem Anfangshinweis, dass die Numerus-Clausus-Prüfungen eigentlich Sache der jeweiligen Universitätskantone seien. Dennoch: Man teile die Ansicht, dass das Verfahren überprüft werden sollte.
«Die Schweizerische Hochschulkonferenz SHK soll 2016, unter der Koordinationsleitung des Bundes, im Bereich Humanmedizin die Thematik der Eignungsprüfungen aufnehmen», schreibt die Landesregierung. «Die SHK plant, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, welche Effizienz und Kosten sowie alternative Verfahren zum EMS prüfen und diskutieren soll». Die Resultate sollen bis Ende 2016 in Form eines Berichts vorgelegt werden.
Umgang mit supponierten Patienten
Das so genannte «israelische Modell» der Zulassung war jüngst von
Jacques de Haller in die Diskussion eingebracht worden. Der Präsidenten der europäischen Ärztegesellschaft CPME zeigte sich in einem
Interview mit dem welschen Radio RTS dabei optimistisch, dass bald auch auf Kantonsebene Änderungen bei der Medizinstudenten-Auswahl genügend Anhänger finden werden. An der Universität Genf gebe es zum Beispiel durchaus Leute, welche die Zustände ernsthaft prüfen und neu überdenken.
In Israel werden die Bewerber um einen Medizin-Studienplatz in einem zweistufigen Verfahren geprüft: Erst gibt es einen Psychometrietest. Die verbleibenden Bewerber müssen danach in einem Simulationstest ihr Verhalten in realitätsnahen Situationen prüfen lassen. Zu den Tests dieses Assessment gehören zum Beispiel auch Teamarbeiten oder der Umgang mit supponierten Patienten.
Eine Folge: Der Realitätstest verändert die zum Studium zugelassene Gruppe um etwa 20 Prozent.
Der Ton hat sich geändert
Weiterhin hängig ist eine
Motion der Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel: Die CVP-Nationalrätin fordert gemeinsam mit 35 weiteren Parlamentarien, dass der Bundesrat mit den Kantonen eine Alternative zum Numerus clausus für die Zulassung zum Studium der Humanmedizin prüft. Dabei sei ein Praktikum als Ersatz oder in Ergänzung zu Tests der intellektuellen Fähigkeiten einzuführen.
Bemerkenswert dabei: Der Bundesrat antwortete damals noch ablehnend. Die herkömmliche Art der Zulassungsbeschränkung «hat sich bewährt und garantiert eine qualitätsorientierte Auswahl der Studierenden, wie die hohen Studienerfolgsquoten an den Universitäten mit NC belegen», so die Antwort im vergangenen August.
In der Antwort an Ignazio Cassis hat sich der Tonfall nun offensichtlich verändert. «Der Bundesrat ist sich bewusst, dass in den letzten Monaten wiederholt Kritik am EMS geäussert worden ist», erklärt die Landesregierung denn auch einleitend.