Schlechte Aussichten fürs neue Patientendossier

Muss der Bundesrat beim elektronischen Patientendossier (EPD) nochmals zurück zum Anfang? Es zeigen sich jedenfalls so viele Probleme, dass das eine Option ist.

, 11. August 2021 um 19:44
image
  • politik
  • elektronisches patientendossier
  • spital
  • ärzte
Im elektronischen Patientendossier (EPD) ist der Wurm drin. Es geht nicht vorwärts damit. Und schlimmer: Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass es nun plötzlich vorwärts gehen könnte. Das gesteht der Bundesrat nun selber in einem Bericht ein.

Bundesrat will EPD-Gesetz von Grund auf überprüfen

Das Fazit nach einer Überprüfung der bisherigen Bemühungen lautet: «In seiner aktuellen Form kann das EPD das Potenzial der Digitalisierung nicht vollständig ausschöpfen.» Der Bundesrat will deshalb das Gesetz zum EPD «grundlegend überprüfen.» Und: «Im Rahmen dieser Prüfung soll eine allfällige Zentralisierung des EPD evaluiert werden.» Der Bundesrat entscheidet bis Anfang nächsten Jahres über das weitere Vorgehen.
Im Bericht sind zahlreiche Baustellen bei der Einführung des EPD aufgelistet: So fehlt es vor allem am Geld für den weiteren Betrieb des EPD. Der Bundesrat hat ausserdem festgestellt, dass die ursprünglich dezentral geplante Umsetzung zu wenig gut funktioniert.

Bald müssen auch Ärzte EPD führen

Eigentlich hätte das EPD bereits vor anderthalb Jahren eingeführt werden sollen. Stattdessen starteten die ersten EPD erst letzten Dezember im Aargau und in der Südostschweiz. Mittlerweile gibt es das EPD auch in den Kantonen Freiburg, Genf, Jura, Waadt, Wallis und Neuenburg.
Das EPD wird noch im Verlauf dieses Jahres flächendeckend eingeführt, verspricht der Bundesrat. Und ab dem kommenden Jahr müssen sich nicht mehr nur Spitäler, sondern auch ambulant tätige Ärzte obligatorisch einer EPD-Stelle anschliessen.

Die Erwartungen ans EPD sind hoch

Vom EPD erwartet der Bundesrat viel: Bessere medizinische Behandlung, mehr Sicherheit für die Patienten, ein effizienteres Gesundheitssystems und mehr Selbstbestimmung für die Patienten, indem sie ihre eigenen Gesundheitsdaten jederzeit zur Hand haben. Der Bundesrat weiss aber auch: Diese Ziele lassen sich nur erreichen, wenn das EPD von der Bevölkerung und den Gesundheitsfachpersonen auch wirklich genutzt wird.
Deshalb will er nun nochmals über die Bücher und bei Bedarf die Federführung für das EPD selber übernehmen, statt sie den Kantonen zu überlassen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

Initiative fordert Stärkung der Medikamenten-Versorgung

Die Initiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» wurde heute mit 131'500 Unterschriften eingereicht.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.